Topmanager lernen vom Fußball
Beim Fußball gelten allein die Tore und in einem Unternehmen gelten die Umsatzzahlen. Doch wer sich nur am Shareholder-Value orientiert, riskiert die Zukunftsperspektive. Vor allem die Qualität der Mitarbeiter gehört zur klugen Unternehmensführung, meint Unternehmensberater Carsten Kratz und definiert, was einen Topmanager ausmacht.
Topmanager und Fußball
Was haben Fußball und Unternehmensführung gemeinsam? Topmanagementberater Carsten Kratz sieht hier Parallelen. Der Deutschland-Chef der Boston Consulting Group ist auch Mitglied der Wirtschaftsinitiative der Stadt Frankfurt am Main und sitzt im Beirat von Bundesligist Eintracht Frankfurt. Der Verein wahrte gerade den Klassenerhalt.
Ist Fußballerfolg also planbar? Oder doch eher ein Spielball des Zufalls?
Lernen von Topvereinen wie Bayern München
Im Gespräch mit dem „Handelsblatt“ zeigt Kratz auf, was erfolgreiche Unternehmer von Topvereinen wie dem FC Bayern München lernen können. In jeder Organisation muss ihm zufolge der Topmanager seinem Team eine Richtung aufzeigen. Dabei schaffe ein gutes Management die Balance zwischen:
- Weiterentwicklung des Kerngeschäfts einerseits
- Experimentieren mit Neuem andererseits
Beides sei wichtig, um nachhaltig innovativ zu sein. Kratz: „Das gilt für erfolgreiche Unternehmensführung ebenso wie für Erfolg im Sport.“
Kratz (49) weiß dabei, wovon er spricht. Aufgewachsen in Italien, studierte er in Darmstadt Wirtschaftsingenieurwesen und begann 1990 seine Karriere bei der Boston Consulting Group. 2006 stieg er in die Geschäftsleitung für Deutschland und Österreich auf. Seit 2013 ist er Chef für beide Länder und in dieser Rolle auch Mitglied des europäischen Führungsteams.
Unternehmen hoher Volatilität ausgesetzt
Kratz sieht Unternehmen seit Jahren einer immer höheren Volatilität gegenüber, sei es bei Rohstoffen, sei es in einzelnen Regionen. Das könnten die Unternehmen auch nicht beeinflussen. Deshalb müssten Topmanager ihre Unternehmen flexibel aufstellen und immer eine Anzahl an Optionen offen halten.
Qualität der Mitarbeiter entscheidend
Gefährlich lebe, wer nur das bestehende Geschäft auf kurzfristige Effizienz trimmt, damit die nächsten Monats- oder Quartalszahlen stimmen.
Weit mehr kommt es für Kratz auf die Qualität der Mitarbeiter an. Innovative Unternehmen besäßen eine ausgeprägte Vielfalt gleichberechtigt beschäftigter Frauen und Männer, von Menschen mit ganz unterschiedlich ausgeprägter Ausbildung, kulturellem Hintergrund, Religion, Nationalität und auch sexueller Orientierung.
Ein Plus: die Vielfalt der Mitarbeiter
In seinem Unternehmen fördere man deshalb Vielfalt ganz bewusst. So stelle man zum Beispiel nicht mehr als 50 Prozent Wirtschaftswissenschaftler als Berater ein.
Die anderen 50 Prozent setzen sich zusammen aus Naturwissenschaftlern, Informatikern, Medizinern, aber auch Pianisten oder Historikern.
Gesucht wird: Digitaler Teamplayer mit Willen zu Weiterbildung
Aber was muss ein guter Mitarbeiter bieten? Kratz zählt eine Reihe von Eigenschaften auf wie:
- Er sollte ein ausgewiesener Teamplayer sein,
- Zugang zur Digitalwelt haben und
- den Willen zu permanenter Weiterentwicklung haben.
Kratz: „Dieser Hunger nach Weiterbildung macht oft den Unterschied.“ Mit einem BWL- oder Ingenieurstudium allein sei man heute nicht mehr gut für die nächsten Jahrzehnte ausgestattet. Wie sagte doch Bundestrainer Jogi Löw: Man darf nicht nur geradeaus laufen können. Dann wird man auch nicht vor der Meisterschaft nach Hause geschickt.