Investoren wenden sich nachhaltigen Unternehmenskonzepten zu
Unternehmen fehlen Anreize für nachhaltige Finanzierungsstrategien Grün ist in. Jedenfalls bei Investoren. Immer mehr setzen auf Nachhaltigkeit. Zwei Studien zu den Vorlieben von Anlegern kommen unabhängig voneinander zu ganz ähnlichen Ergebnissen. Doch wird diese Präferenz von den Unternehmen nicht immer im erforderlichen Maße abgedeckt.
Millennials wollen gute Unternehmensführung
Im Alter zwischen 18 und 35 Jahren gehört man zu den Millennials. Diese Altersgruppe legt bei Investments besonderen Wert auf Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung. Das ergab eine Umfrage unter 20.000 Endanlegern aus 28 Ländern, über die „fondsdiscount.de“ berichtet. „Nachhaltig“, „ökologisch“, „ethisch“ – solche Etikette haben die Finanzwelt erobert. Damit ausgezeichnete Anlageprodukte versprechen Renditen mit gutem Gewissen. Besonders die junge Generation lege bei der Auswahl ihrer Kapitalanlagen Wert auf Nachhaltigkeitsaspekte.
Environmental, Social, Corporate Governance
Nachhaltigkeitsfaktoren sind für die Millennials ebenso wichtig wie das Anlageergebnis. Zudem werden ESG-Anlagen (engl. für Environmental, Social, Corporate Governance) im Schnitt auch 2,1 Jahre länger gehalten als herkömmliche Investments. Nachhaltigkeit ist für die Befragten demnach ein langfristiges Thema.
Unethisch ist out
Zudem neige die jüngere Generation eher dazu, Mittel aus Unternehmen mit schlechter ESG-Bilanz abzuziehen. Als „unethisch“ wurden von den Befragten zum Beispiel der Bezug zur Herstellung oder zum Vertrieb von Waffen, die Zusammenarbeit mit repressiven Regimes, mangelnde Unternehmensverantwortung oder auch die Durchführung von Tierversuchen genannt.
Solide geführte Unternehmen
Die meisten Anlegergruppen suchen nach solide geführten Unternehmen. Dieser ESG-Faktor steht bei den Befragten ganz oben in der Rangordnung. Die Millennials zeigen sich hier erneut besorgter und bewerten ihn mit 7,4 von 10 (ältere Anleger: 7,0 von 10). Anleger in Deutschland wichen in ihrer Haltung gegenüber ESG-Kriterien nur geringfügig vom globalen Umfrageergebnis ab.
Rückzug aus klimaschädlichen Unternehmen
So ist für die meisten Befragten (6,9 von 10) eine gute Unternehmensführung das wichtigste ESG-Argument für ein Investment. 50 Prozent der deutschen Investoren würden erwägen, sich aus klimaschädlichen Unternehmen zurückzuziehen. Auch Investments in Waffen produzierende Unternehmen sind für die Mehrheit der deutschen Anleger ein No-go: 35 Prozent würden über einen Verkauf der Anlagen nachdenken, für gleich viele Studienteilnehmer wäre dies sogar ein Ausschlusskriterium. Ähnlich wie im globalen Ergebnis würden auch die Befragten in Deutschland im Schnitt 2,2 Jahre länger in nachhaltige Anlagen investieren als in konventionelle Investments.
Keine Anreize für nachhaltige Finanzierungsstrategien
Institutionelle Anleger wollen mehr grüne Investments, fand auch Marktforscher HSBC heraus. Aber den Unternehmen fehlten Anreize für nachhaltige Finanzierungsstrategien. HSBC befragte weltweit 277 Unternehmen zu ihrer Nachhaltigkeitsstrategie und deren Offenlegung, 276 institutionelle Investoren zu ihren nachhaltigen Investments und Auswahlkriterien.
Bessere Rahmenbedingungen wie Steueranreize
Von den befragten Unternehmen mit einem Durchschnittsumsatz von 18,6 Mrd. US-Dollar legen derzeit knapp 24 Prozent die Umweltauswirkungen ihres Wirtschaftens offen. Doch nahezu 74 Prozent der befragten Investoren stoßen auf Hindernisse bei der Auswahl geeigneter Investments. Bessere Rahmenbedingungen, wie Steueranreize, könnten Unternehmen darin bestärken ihre Nachhaltigkeitsstrategie und die Folgen Ihres Wirtschaftens offenzulegen und mit Hilfe von grünen Investments die eigenen Unternehmensprozesse nachhaltiger auszurichten.
Mehr Kapital in kohlenstoffarme und klimabezogene Anlagen
65 Prozent der befragten institutionellen Anleger wollen mehr Kapital in kohlenstoffarme und klimabezogene Anlagen investieren. Jedoch sind aufgrund von mangelnder Offenlegung der Nachhaltigkeitsstrategien von Unternehmen und den messbaren Umweltfolgen ihres Wirtschaftens die Investmentmöglichkeiten oftmals begrenzt.
Innovationsstrategie und geschicktes Finanzierungskonzept
Wie wichtig eine konsequente Innovationsstrategie und ein geschicktes Finanzierungskonzept für Unternehmen in einem dynamischen Markt mit hartem Verdrängungswettbewerb ist, zeigt das Beispiel eines Sanitätshauses in Ebersbach/Fils, über das „Meisterbrief AKTUELL“ (16/2016 Dezember) berichtet. Es hat eine Finanzierungs- und Innovationsstrategie entwickelt, die nicht erst bei den Investoren, sondern viel früher schon bei den Banken ansetzt.