17.12.2016

Großes Potential in mobiler Arbeit

Mobiles Arbeiten fördert Vereinbarkeit von Familie und Arbeit Familie und Arbeit – wie passt das zusammen? Am besten, wenn auch tagsüber Kinder und Eltern nicht getrennt sind. Das geht nicht immer, aber immer öfter. Dann nämlich, wenn die Eltern einen mobilen Arbeitsplatz haben. Der birgt auch großes Potenzial für die Unternehmen.

Mobiles Arbeiten

D21-Digital-Index zur Digitalisierung

Gerade die Möglichkeiten einer digitalen Arbeitswelt etwa durch mobiles orts- und zeitunabhängiges Arbeiten fördern die Vereinbarkeit von Familie und Arbeitswelt. Sie bergen großes Potenzial auch für die Unternehmen, wie der aktuelle D21-Digital-Index zum Grad der Digitalisierung in Deutschland zeigt.

Bestandsaufnahme des digitalen Arbeitens

Auch in diesem Jahr hat sich die Bertelsmann Stiftung an der Bestandsaufnahme um digitales Arbeiten in Deutschland mit dem D21 beteiligt. Seit mehreren Jahren wird in der frisch erschienenen Studie der Grad der Digitalisierung der Befragten und ihres Alltags betrachtet. Diesmal wurde dem Aspekt der Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Schwerpunkt „Arbeiten 4.0“ ein besonderes Augenmerk geschenkt:

 

Arbeiten in familienfreundlicher Umgebung

Danach sind für ein Arbeiten in familienfreundlicher Umgebung nötig:

  • Vertrauen der Teammitglieder untereinander und dem Untergebenen gegenüber,
  • Transparenz der eigenen Arbeit,
  • Agilität in der Projektarbeit,
  • gute Ausstattung mit digitalen Endgeräten.

 

Widersinnig: Steigende Pendeltätigkeit

Dies alles ist auch Kennzeichen mobilen Arbeitens an sich. Doch nach wie vor arbeiten nur 24 Prozent der Beschäftigten in Deutschland mobil. Dabei wäre dies bei mindestens 50 Prozent der Beschäftigten möglich. Nur für 20 Prozent der Befragten käme mobiles Arbeiten aufgrund ihres Berufes nicht in Frage. In Anbetracht der Zahl der Beschäftigten in Deutschland insgesamt (43 Millionen) wird das gewaltige Potenzial für mobiles und wohnortnahes Arbeiten deutlich. Gleichwohl nimmt hier seit Jahren der Trend zu umfangreicher täglicher Pendeltätigkeit zu, „widersinniger Weise“, wie die Wissenschaftler anmerken.

Mangelnde Ausstattung mit Soft- und Hardware

Einen Grund für die bisher nicht ausreichende Nutzung dieses Potenzials durch die Firmen sehen sie in der mangelnden Ausstattung mit Soft- und Hardware. Gerade einmal 40 Prozent der Befragten stehen Werkzeuge wie Kollaborationstools, Videokonferenzen oder Fernzugänge über virtuelle private Netzwerke u.a. für die Arbeit überhaupt zur Verfügung.

Unterscheidung nach Geschlechtern

Hierbei fällt eine starke Unterscheidung nach Geschlechtern auf. Männern stehen diese Werkzeuge im Schnitt doppelt so häufig zur Verfügung wie Frauen. Und: im Schnitt werden dabei dreimal so vielen Männern wie Frauen Smartphones dienstlich zur Verfügung gestellt. Frauen eignen sich Kenntnisse über die Nutzung des Internets und der Hardware mehrheitlich über Familienmitglieder (69 Prozent) an, Männer selbst (87 Prozent).

Drohender Gender-Gap

Die Wissenschaftler sehen hier einen Gender-Gap. Er könnte ihrer Ansicht nach erklären, warum deutsche Firmen bei mobilem Arbeiten und Vereinbarkeit von Leben und Arbeit noch nicht weiter sind. Zwar betrachten 73 Prozent der Befragten Flexibilität der Arbeitszeiten als Bestandteil modernen Arbeitens. Jedoch nur bei 38 Prozent der Befragten fördert der Arbeitgeber die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Nur 14 Prozent der Befragten arbeiten schon mit virtuellen Teams.

Ungehobener Schatz

Kommt hinzu eine verbreitete Weigerung der Arbeitgeber, die dienstlichen Geräte auch für die private Nutzung freizugeben. Der Mehrheit der Beschäftigten ist eine private Nutzung dienstlicher Geräte verboten. Dieses Verbot und der geringe Anteil der Unterstützung durch die Arbeitgeber für die Beschäftigten bei der Aneignung digitaler Kompetenzen nähren den Eindruck einer Verbotskultur in deutschen Firmen in Sachen Digitalisierung – ein Schatz, der noch darauf wartet, von den Unternehmen gehoben zu werden.

 

Autor*in: Franz Höllriegel