Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge bringen Unternehmer auf
Stuttgart ist in Sachen Feinstaub Problemstadt Nr. 1 der Republik. 2016 wurden an der Messstation Neckartor wieder die Grenzwerte überschritten. Die Stadt plant jetzt Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge. Andere Städte wollen folgen. Das Umweltbundesamt begrüßt dies – die Unternehmen jedoch nicht.
Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge geplant
Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge ohne Euro-6-Norm werden vermehrt als alternativloses Mittel gegen zu hohe Feinstaubbelastungen in Großstädten dargestellt. Die Folgen solcher Verbote wären jedoch verheerend, kritisiert der Bund der Selbständigen (BDS), Gewerbeverband Bayern e.V.
Handwerker könnten nicht mehr zu ihren Kunden in der Stadt fahren und Touristen keine Hotels in den Zentren mehr ansteuern. Selbst die Lebensmittelversorgung von Supermärkten könnte ins Stocken geraten, schreibt der Verband in einer Pressemitteilung.
Stuttgart macht den Vorreiter gegen Feinstaub
Das Umweltbundesamt hat nun für das besonders betroffene Stuttgart Maßnahmen angekündigt. Ab 2018 werde es dort Fahrverbote für ältere Diesel geben, wenn bei Wetterlagen mit geringem Luftaustausch Feinstaubalarm ausgelöst werde. Demnach dürfen dann alle Diesel, die nicht die aktuelle Abgasnorm Euro 6 erfüllen, an diesen Tagen nicht mehr in die Stadt fahren.
Was den Feinstaub angeht, sei die Abgasnorm Euro 6 jedoch nicht sauberer als Euro 5. Die Stuttgarter Maßnahme werde die Feinstaub-Belastung aber senken, weil insgesamt weniger Autos auf den Straßen unterwegs sein werden.
BDS: langfristige Wirkung zweifelhaft
Eine Einschätzung, die der Bund der Selbständigen nicht teilt. Die langfristige Wirkung sei mehr als fraglich. Durch die Aussperrung von Euro-5-Fahrzeugen herrsche zwar kurzzeitig weniger Verkehr. Jedoch wirke diese Reduzierung nur bis zur Erneuerung der Fahrzeugflotten durch Euro-6-Modelle.
Angesichts des vorgeschlagenen Fahrverbots hatten Fachleute von der Euro-6-Norm strengere Anforderungen an die Feinstaubemissionen als bei der vorhergehenden Euro-5-Norm erwartet. Tatsächlich ist das jedoch, wie selbst vom Umweltbundesamt eingeräumt wird, nicht der Fall.
Diesel-Fahrzeuge: Ausschluss älterer Modelle
Der Ausschluss älterer Modelle wäre nach Auffassung des BDS daher ein „reiner Willkürakt“. Er habe außer Kosten keinerlei langfristige Wirkung. Gerade kleine Betriebe führen häufig Diesel-Fahrzeuge. Sie seien darauf angewiesen, diese auch nutzen zu dürfen.
Die Neuanschaffungen von 2015 sind häufig Euro-5-Diesel und noch in der laufenden Abschreibung. Diese Fahrzeuge spontan zu ersetzen, könne sich kaum ein Betrieb leisten. Insolvenzen und Arbeitsplatzverluste drohten.
Euro 6 gut gegen Stickstoffoxid-Belastung
Das Umweltbundesamt beharrt demgegenüber darauf, dass die Euro-6-Norm zur Reduzierung der ganzjährig auftretenden Stickstoffdioxid-Belastung in Städten beitrage. Die Norm sehe hier strengere Grenzwerte für Stickoxide vor. Das Amt kritisiert dabei, dass der Effekt jedoch nicht eintrete, solange die Euro-6-Autos diese Grenzwerte nur im Labor einhalten und Fahrverbote für ältere Diesel nur an Tagen mit hoher Feinstaubbelastung gelten.
„Blaue Plakette“ hilfreich?
Kurzfristig sei eine deutliche Verbesserung der Luft nur mit Einführung einer „Blauen Plakette“ zu erreichen. Diese müsse dafür allerdings ganzjährige Beschränkungen mit sich bringen. Auch dürften die Plakette bundeseinheitlich nur wirklich saubere Diesel bekommen sowie andere Autos mit geringem Stickoxid-Ausstoß bekommen. Autos also, die bei jedem Wetter und jeder Temperatur auf der Straße die Grenzwerte einhalten.
Das Amt plädiert für eine stärkere Förderung des ÖPNV und des Fahrradverkehrs. Damit wäre es außerdem möglich, dass Menschen weniger das eigene Auto, sondern dauerhaft umweltfreundlichere Formen der Mobilität nutzen.
Mit Moos was los
Nach Einschätzung des BDS könnten jedoch nur technische Verbesserungen wirklich gegen Feinstaub helfen. Neue Forschungsansätze zeigten beispielsweise Moos als natürlichen und dauerhaften Feinstaubfilter. Damit könnte man Schallschutzwände billig bepflanzen und die Luftqualität langfristig verbessern.
Hersteller Siemens wartet mit einer Erleichterung für die Anschaffung von E-Fahrzeugen auf. Bislang gelten die langen Ladezeiten als eines der Haupthindernisse, zumal bei der Einführung solchen Fahrzeuge.
Die neue Generation der Siemens Hochleistungsladesäule soll bei einer Leistung von 150 Kilowatt aktuelle und künftige Elektrofahrzeuge mit höheren Spannungen bis 920 Volt laden. Dadurch ergeben sich Herstellerangaben zufolge bei Ladezeiten von weniger als zehn Minuten Reichweiten von mehr als 100 Kilometern. Bis zu drei Elektrofahrzeuge der gängigen Ladestandards CCS, CHAdeMo und Typ 2 könnten gleichzeitig von der hochverfügbaren und zuverlässigen neuen Hochleistungsladesäule aufgeladen werden.
Hier geht es zur Homepage vom Bund der Selbständigen – Gewerbeverband Bayern e.V. in München.