Export boomt, aber wie kommen Sie dort an Ihr Geld?
US-Präsident Trump erbost über deutsche Importe nach USA. Wie ein Elefant im Porzellanladen trampelt er durch europäische Konferenzsäle. Zuletzt im Gepäck: Wirtschaftsschelte gegen die „bösen Deutschen“. Grund: Seine Landsleute lieben nun mal Autos, die sie unterwegs nicht im Stich lassen. Auslandsexport birgt aber auch Zahlungsrisiken.
Stimmung deutscher Exporteure auf Höhenflug
Trumps Unmut gegen Deutschland kommt nicht von ungefähr. Das Land diesseits des Atlantiks trumpft schon fast monatlich mit neuen Rekordexportzahlen auf. Erst jetzt hat sich die Stimmung unter den deutschen Exporteuren schon wieder verbessert. Die Exporterwartungen stiegen laut dem Münchener Ifo-Institut von 13,8 Saldenpunkten im April auf 14,7 Saldenpunkte im Mai. Dies ist der höchste Stand seit Januar 2014, schreibt das Institut in einer Mitteilung an die Presse. Die deutschen Exporte sind demnach weiter auf Wachstumskurs.
Anstieg der Exporte in fast allen Branchen
Per saldo erwarten fast alle Branchen einen Anstieg ihrer Exporte. Der größte Optimismus zeige sich bei den Unternehmen der Bekleidungsindustrie. Fast die Hälfte der Unternehmen geht derzeit von einem Zuwachs der Exporte aus. Auch im Maschinenbau werden deutlich mehr Aufträge aus dem Ausland erwartet. Der Index stieg dort auf den höchsten Wert seit Februar 2011. In der Elektrobranche war ein Dämpfer auf hohem Niveau zu beobachten.
USA Topziel für deutsche Exporte
Die USA sind als Ziel deutscher Exporte von überragender Bedeutung. Gemessen an der in Deutschland erbrachten Wertschöpfung sind die USA Deutschlands wichtigster Handelspartner. Das ergab eine Umfrage des Instituts vom Februar unter deutschen Unternehmern. Die USA wurden erstmals seit 55 Jahren 2015 wieder der wichtigste Handelspartner der deutschen Wirtschaft.
China verdrängt USA als Handelspartner Nr. 1
2015 wurden zwischen beiden Ländern Waren im Wert von 173,2 Milliarden Euro gehandelt, berichtete letztes Jahr die „Welt“ unter Berufung auf das Statistische Bundesamt. Allerdings wurden sie laut „Münchner Merkur“ 2016 von diesem Platz von China verdrängt mit einer Bilanzsumme von fast 170 Milliarden Euro gegenüber gut 167 Milliarden Euros im Handel mit Frankreich und nur noch fast 165 Milliarden Euro mit den USA.
Kein guter Deutscher mehr
Wat dem eenen sin Uul, is dem annern sin Nachtigall. Bei der EU-Spitze habe der US-Präsident sich letzte Woche über den deutschen Handelsüberschuss beklagt und die Deutschen als „böse, sehr böse“ („bad, very bad“) bezeichnet, berichteten die „Süddeutsche Zeitung“ und der „Spiegel“ unter Berufung auf unbestätigte Äußerungen von Teilnehmern der Runde. Bei „Spiegel Online“ hieß es, Trump habe seinen Gesprächspartnern gesagt: „Schauen Sie sich die Millionen von Autos an, die sie in den USA verkaufen. Fürchterlich. Wir werden das stoppen.“
Zypries auf Good-Will-Tour in USA
Derweil war die deutsche Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) in USA auf Good-Will-Tour. Es sei wichtig zu erklären, dass Deutschland etwas gegen die Handelsüberschüsse, die die USA so heftig kritisieren, unternimmt, zitiert sie das „Handelsblatt“ aus Washington. Als Beispiele nennt sie die von ihrer Partei geforderten Maßnahmen zu mehr Investitionen, höheren Mindestlohn und die Einführung einer steuerlichen Forschungsförderung. „Aber natürlich gehört auch dazu, dass die Amerikaner mehr exportieren“, so Zypries. Wenn die Amerikaner mehr Autos in Übersee verkaufen wollen, müssten sie „eben bessere bauen“, gibt Zypries den Schwarzen Peter für das Handelsdefizit auf dem Automarkt zurück an die Amerikaner.
Made in Germany oder Zeche prellen?
Made in Germany – Wenn US-Präsident Trump mit seinen Hasstiraden gegen deutsche Importe nach USA nicht mehr weiterweiß, die Briten hatten im 19. Jahrhundert mit dem Motto schon mal Pech. Statt Makelausweis, geriet es zu einem Qualitätsnachweis. Fehlt nur noch, dass Präsident Trump den Autokäufern in seinem Land empfiehlt, die Zahlung für erworbene Produkte aus Deutschland zurückhalten. Kaum denkbar?
Immer mehr Zahlungen aus dem Ausland zweifelhaft
Sehr wohl denkbar. Deutsche Unternehmen, die ins Ausland exportieren, zerbrechen sich zunehmend den Kopf darüber, wie sie an ihr Geld von dort kommen, berichtet „Meisterbrief AKTUELL“ (7/2017 Mai). Viele Firmen verzichten demnach auf ihnen zustehende Zahlungen. Das Eintreiben von Schulden im Ausland hält jede Menge finanzielle Risiken und bürokratische Hürden bereit. Zumindest was Kontopfändungen innerhalb des EU-Auslands anbelangt, gibt es nun Erleichterungen. Mehr dazu in dem Wirtschaftsbrief für das Deutsche Handwerk.