08.05.2019

Umweltaudit nach EMAS oder DIN EN ISO 14001:2015

Mit EMAS und DIN EN ISO 14001:2015 gibt es für Unternehmen zwei Möglichkeiten, ein Umweltmanagementsystem (UMS) einzusetzen. Auch wenn die Kosten und der betriebsinterne Aufwand nicht zu unterschätzen sind, wird dadurch die interne und externe seriöse Darstellung der Umweltschutzaktivitäten möglich. In vielen Fällen gibt ein UMS auch Hinweise auf die Optimierung der Prozesse.

Umweltaudit

Durch die Teilnahme am Umwelt-Audit-Verfahren nach EMAS bzw. ISO 14001-2015 entstehen den Unternehmen erhebliche Kosten. Dennoch entschließen sich immer mehr dazu, sich an diesem Verfahren zu beteiligen, da sich damit die Umweltschutz-Anstrengungen gegenüber Marktteilnehmern seriös und nachvollziehbar darstellen lassen. Darüber hinaus kann ein Audit auch kostensenkend wirken, weil durch die ganzheitliche und umweltorientierte Optimierung der Prozesse, die schon bei der Planung und der Beschaffung ansetzen, Entsorgungskosten reduziert werden. Darüber hinaus können Unternehmen mit einem Audit auch Rechtsrisiken (z.B. Umwelthaftungsgesetz, Schadenersatzforderungen, Bußgelder) minimieren.

Für die Umsetzung eines Umweltmanagementsystems (UM-System) stehen die ISO Norm 14001:2015 sowie EMAS zur Verfügung. Beide können von Unternehmen in der Regel problemlos umgesetzt werden. Da die Forderungen der ISO-Norm jedoch vollständig in der EMAS enthalten sind und die EMAS noch zusätzliche Forderungen enthält, ist die Einführung eines UM-Systems gemäß ISO 14001 generell mit etwas geringerem Arbeitsaufwand verbunden.

Der Aufbau eines Umwelt-Audit-Systems (UMS) nach EMAS bzw. ISO 14001:2015

Umweltpolitik

Mit einem Umwelt-Audit-System (UMS) soll den teilnehmenden Unternehmen eine dauerhaft ökologisch orientierte, durch eine Zertifizierung bestätigte Betriebsführung ermöglicht werden.

Im ersten Schritt legt das Unternehmen seine Umweltpolitik fest und stellt diese in einer schriftlichen Erklärung dar. Dabei müssen die Verpflichtung zur Einhaltung der geltenden Umweltvorschriften und der Weg, wie das Unternehmen eine stetige Verbesserung des Umweltschutzes erreichen will, enthalten sein. Achten Sie dabei vor allem auf folgende Punkte:

  • Zeigen Sie, wie Sie die Mitarbeiter einbeziehen und hinsichtlich ihres Umweltbewusstseins sensibilisieren möchten.
  • Erläutern Sie, dass und wie Sie die Umweltauswirkungen auf ein neues Produkt prognostizieren wollen.
  • Stellen sie die Auswirkungen des gegenwärtigen Produktionsablaufs und dessen Auswirkungen auf die Umwelt dar.
  • Welche Maßnahmen haben Sie zur Vorsorge bei Unfällen, die zu Umweltbelastungen führen können, getroffen?
  • Zeigen Sie, welche Kontrollmechanismen sicherstellen, dass die Produktion im Einklang mit der Umweltpolitik des Unternehmens steht.
  • Mit welchen Kontrollmechanismen wollen Sie auftretende Defizite erkennen?
  • Erklären Sie, wie Sie die Öffentlichkeit über die umweltrelevanten Auswirkungen des Unternehmens informieren wollen.
  • Wie werden Kunden z.B. bei der ökologisch sinnvollen Nutzung, Handhabung und Lagerung der Produkte beraten?
  • Mit welchen Maßnahmen kann sichergestellt werden, dass Lieferanten und Dienstleister, die auf dem Betriebsgelände tätig sind, die gleiche Umweltpolitik wie die Ihres Unternehmens verfolgen?

Die genannten Anforderungen sind „weich“ zu interpretieren. So soll sich das Umweltaudit zwar am „Stand der Technik“ orientieren. Dies soll aber nur „in wirtschaftlich vertretbarer Weise“ erfolgen, was den Unternehmen einen gewissen Spielraum bei der konkreten Durchführung des Umweltaudits lässt.

Weitere Schritte

  • Im nächsten Schritt führen Sie eine Umweltprüfung durch. Sie ist eine erste und umfassende Untersuchung Ihres Unternehmens unter ökologischen Gesichtspunkten. Dabei wird z.B. konkret beschrieben, wie das Unternehmen produziert, Rohstoffe und Energie nutzt, die Abfallwirtschaft organisiert und mit dem Thema Lärm umgeht. Schließlich geht es auch darum, die Planung der Beschaffung und der Produktionsmethoden darzustellen und zu zeigen, wie Sie mit Mitarbeitern und der Öffentlichkeit kommunizieren.
  • Auf der Basis der ermittelten Ergebnisse erstellen Sie ein Umweltprogramm. Mit diesem zeigen Sie auf, wie Sie die in Ihrer Erklärung dargestellten Ziele konkret umsetzen möchten. Diese Zielsetzungen sind nicht einfach nur in allgemeiner Form, sondern unter Angabe von Fristen festzuschreiben.
  • Mit dem Aufbau von organisatorischen Strukturen gilt es zu zeigen, wie Sie die vorgegebenen Ziele dauerhaft erreichen möchten. Stellen Sie dazu den Ablauf, die Zuständigkeiten, die Verhaltensweisen und die Mittel verbindlich und konkret dar. Achten Sie dabei auch darauf, dass auch in personeller Hinsicht die Ressourcen glaubwürdig vorhanden sind, um die Ziele innerhalb der genannten Fristen zu erreichen.
  • Schließlich gilt es, durch eine interne Umweltbetriebsprüfung festzustellen, ob das Programm verwirklicht wurde und sich dies auf die Umwelt positiv ausgewirkt hat. Auch die Ausgestaltung des Managementsystems wird unter die Lupe genommen: Ist es optimal oder muss es verändert werden.
  • Im letzten Schritt erstellen Sie auf der Basis der Umweltbetriebsprüfung eine Umwelterklärung. Diese enthält u.a. sehr konkrete Daten über emittierte Schadstoffe, Abfälle sowie den Verbrauch von Rohstoffen, Energien und Wasser. Die Umwelterklärung muss auch ankündigen, wann die nächste interne Umweltbetriebsprüfung vorgenommen wird. Dies muss innerhalb der nächsten drei Jahre geschehen. Bei gewichtigen Umweltproblemen oder komplexen Anlagen kann dies auch häufiger der Fall sein.

Ein zugelassener Gutachter oder eine zugelassene Organisation überprüft die Umwelterklärung und bescheinigt ihre Verbindlichkeit. Zudem muss die Umwelterklärung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

So wird Ihr Umweltaudit nach DIN EN ISO 14001:2015 ein Erfolg

Nach DIN EN ISO 14001-2015 müssen jährlich interne Audits durchgeführt werden. Diese sollen als Qualifizierungsmaßnahme der Mitarbeiter verstanden werden und der Entwicklung von Umweltzielen dienen. Im Anschluss an die Auditierung werden Schwachstellen diagnostiziert und Korrekturmaßnahmen festgelegt. Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen dieses Prozesses sind schriftlich festzuhalten. Im Einzelnen bestehen die internen Audits aus einer Systemprüfung, einer Begehung von Arbeitsplätzen bzw. der Abteilung sowie aus einer Funktionsprüfung.

  • Im Rahmen der Systemprüfung untersuchen Sie, inwieweit die festgelegte Organisation den Anforderungen der DIN EN ISO 14001:2015 entsprechen und von den Mitarbeiter/innen eingehalten werden. Weiter ist das Umweltmanagementsystem auf seinen Umsetzungsstand abzugleichen und mit der Umweltpolitik, dem Umweltprogramm und den Vorgaben des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu vergleichen. Als Grundlage für die Systemprüfung dient die DIN EN ISO 14001:2015. Was den Arbeits- und Gesundheitsschutz angeht, kann auf die Vorgaben aus der DIN ISO 45001 zurückgriffen werden.
  • Mit der Begehung erhält der Auditor einen Eindruck von den Arbeitsplätzen und den Abteilungen. Dabei überprüft er den Ist-Zustand, stellt Verbesserungspotenziale bei den Abläufen sowie Mängel bei der Umsetzung von Umweltmaßnahmen fest und achtet auf die Einhaltung der Verpflichtungen.
  • Die Funktionsprüfung besteht im Wesentlichen aus einer Befragung der Mitarbeiter. Dabei wird festgestellt, wie gut sie über das Umweltmanagementsystem und die sie betreffenden Verpflichtungen informiert sind. Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt ist dabei festzustellen, ob die letzten Korrekturmaßnahmen tatsächlich umgesetzt wurden bzw. ob sie gegriffen haben.

Die Ergebnisse des internen Umweltaudits müssen dokumentiert und der zuständigen Leitung berichtet werden. DIN EN ISO 14001:2015 verlangt auch die jährliche Zertifizierung durch einen externen Gutachter.

Umweltaudit nach EMAS

In Anhang III der EMAS-Verordnung wird die Umweltbetriebsprüfung als Beurteilung der Daten, die zur Bewertung der Umweltleistungen erhoben werden müssen, definiert. Es soll gewährleistet werden, dass die Geschäftsleitung die Informationen erhält, die sie benötigt, um die Umweltleistungen der Organisation und die Wirksamkeit des Umweltmanagementsystems zu überprüfen und nachweisen zu können, dass alles unter Kontrolle ist. Dabei werden insbesondere die vorhandenen Managementsysteme geprüft, ob sie mit der Umweltpolitik und dem Umweltprogramm der Organisation übereinstimmen sowie mit den einschlägigen Umweltvorschriften in Einklang stehen.

Das teilnehmende Unternehmen erstellt jährlich eine Umwelterklärung, die in der Regel ebenfalls jährlich von einem Umweltgutachter validiert und alle drei Jahre begutachtet wird. Ausnahmen gelten für KMUs mit weniger als 250 Mitarbeitern. Hier muss nur alle zwei Jahre validiert und alle vier Jahre begutachtet werden. Dazu muss allerdings von einem Umweltgutachter bestätigt werden, dass die Bedingungen vorliegen.

Die Umweltbetriebsprüfung nach EMAS umfasst vor allem folgende Maßnahmen:

  • Gespräche mit den Mitarbeitern
  • Prüfung der Betriebsbedingungen und der Ausrüstung der Mitarbeiter
  • Prüfung von Unterlagen und Aufzeichnungen
  • Feststellung der Umweltleistungen
  • Prüfung, ob geltende Normen und Vorschriften eingehalten werden
  • Wurden Umweltzielsetzungen und Umwelteinzelziele erreicht?
  • Prüfung, ob die entsprechenden Anforderungen erfüllt werden?
  • Bewertung, ob das Umweltmanagementsystem wirksam und angemessen ist.

Der Umweltgutachter überprüft nicht allein die Einhaltung der formellen Regeln, sondern vielmehr die echte Umweltleistung des Unternehmens. Hält es alle relevanten Umweltrechtsvorschriften ein und erreicht sie die selbst gesteckten Ziele?

Teilnehmende Unternehmen werden in ein öffentliches Register eingetragen und erhalten eine europaweit einmalige Registrierungsnummer. Im Registrierungsverfahren werden alle zuständigen Umweltbehörden beteiligt, um sicherzustellen, dass keine Umweltverstöße vorliegen. Die Registrierung berechtigt, das EMAS-Logo zu benutzen. Die Umwelterklärung ist der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Tipps für Ihr Umweltaudit

Suchen Sie sich im Register des Deutschen Industrie- und Handelskammertags nach einem vergleichbaren Unternehmen, das Umweltaudits durchführt (emas-register.de). Wenn Sie eines gefunden haben, regen Sie einen Erfahrungsaustausch an.

 

Autor*in: Martin Buttenmüller