Checkliste zur Umsetzung von Amendment 1 zur ISO 9001 (ISO 9001 AMD 1:2024-02)
Was steckt hinter dem Amendment 1 zur ISO 9001? Der Klimawandel soll in den Managementnormen stärker berücksichtigt werden. Dies wurde auf einer Vollversammlung der ISO bereits im September 2021 beschlossen. Dazu wurden sowohl die „Harmonized Structure (HS)“ als auch die darauf basierenden Managementsystemnormen um sogenannte „Amendments“ (Änderungen) ergänzt. Die Änderungen zur Berücksichtigung des Klimawandels betreffen konkrete Vorgaben zur Zertifizierung. Darunter fallen 31 Normen, unter anderem auch die ISO 9001. Das Internationale Akkreditierungsforum (IAF) und die Internationale Organisation für Normung (ISO) haben am 22. Februar 2024 dazu eine gemeinsame Erklärung, ein sogenanntes Communiqué, abgegeben.
Welche Abschnitte wurden durch Amendment 1 zur ISO 9001 ergänzt?
Betroffen sind in erster Linie die Abschnitte 4.1 und 4.2 der ISO 9001.
Die Abschnitte 4.1 und 4.2 erhalten durch das ISO-Amendment 1 keine neuen Anforderungen, sondern Ergänzungen. Die allgemeine Zielsetzung der Anforderungen der Abschnitte bleibt unverändert. Denn diese Abschnitte fordern die Organisationen bereits auf, alle internen und externen Aspekte zu berücksichtigen, die direkten Einfluss auf die Geschäftstätigkeit haben können.
Die Ergänzungen von Amendment 1 sollen sicherstellen, dass der Klimawandel von der Organisation im Zusammenhang mit dem jeweiligen Managementsystem berücksichtigt wird.
„Qualitätsmanagementsysteme – Anforderungen – Änderung 1: Ergänzungen zu klimabezogenen Maßnahmen (ISO 9001:2015/Amd 1:2024); Deutsche Fassung EN ISO 9001:2015/A1:2024“ stellt DIN Media hier zum kostenlosen Download bereit.
Abschnitt 4.1
Der Inhalt des Abschnitts wurde nicht geändert. Es wurde folgender Zusatz hinzugefügt:
„Die Organisation muss bestimmen, ob der Klimawandel ein relevantes Thema ist.“ https://www.dinmedia.de/de/norm/iso-9001-amd-1/378322253
Wenn der Klimawandel relevant für eine Organisation ist, dann muss das Managementsystem dahin gehend angepasst werden. Das kann z.B. den Anwendungsbereich oder den Umgang mit Risiken und Chancen betreffen.
Die Bedeutung dieser Ergänzungen wird aber von Managementsystem zu Managementsystem differieren. Bestimmte Aspekte können auf alle Managementsysteme angewendet werden, wie z.B. gesetzliche Anforderungen. Spezielle Anforderungen fokussieren sich auf den jeweiligen Standard, eine Branche oder auf spezifische Merkmale einer Organisation. Beispielsweise können sich die Auswirkungen des Klimawandels auf ein QM-System ganz anders darstellen als auf ein Arbeitssicherheits- oder Gesundheitsmanagementsystem.
Welche Vorteile bringen Unternehmen die Umsetzung der Anforderungen von Amendment 1 zu ISO 9001?
Die Integration von klimarelevanten Themen in ein QM-System kann eine Organisation z.B. dabei unterstützen,
-
neue Geschäftsfelder zu erschließen,
-
die Reputation bei den Kunden zu steigern,
-
die Entwicklung nachhaltig zu gestalten,
-
die Belastung der Umwelt zu reduzieren und
-
sich vor Auswirkungen des Klimawandels zu schützen.
In nachfolgender Abbildung sind Beispiele für klimarelevante Themen aufgeführt, die QM-relevant sein können.
Abschnitt 4.2
In diesem Abschnitt wurde die Anmerkung am Ende des Unterabschnitts um den Satz ergänzt:
„Maßgebliche interessierte Parteien können Anforderungen in Bezug auf den Klimawandel haben.“ https://www.dinmedia.de/de/norm/iso-9001-amd-1/378322253
Damit wird erwartet, dass eine Organisation die Anforderungen der interessierten Parteien bezüglich des Klimawandels explizit berücksichtigt.
Tabelle 1 gibt einen Überblick über mögliche Anforderungen interessierter Parteien.
Interessierte Partei
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Anforderung (Beispiele)
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Kunden
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Entwicklung von klimagerechten Produkten und Dienstleistungen,
Informationen zur Klimabilanz
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Investoren
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transparente Berichterstattung
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Mitarbeiter
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aktive Beteiligung am Klimaschutz
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Behörden
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Beteiligung an und Unterstützung von Initiativen zum Klimaschutz
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Regierung
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Einhaltung von gesetzlichen Vorgaben zum Klimaschutz
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Konzern
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Einhaltung der Konzernvorgaben zum Klimaschutz
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etc.
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etc.
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Wie integriert man die Anforderungen zum Klimaschutz von Amendment 1 zu ISO 9001 in ein bestehendes QM-System?
Wenn eine Organisation das Thema Klimawandel als relevant einstuft, dann ergeben sich Konsequenzen für das gesamte Managementsystem.
Neben den Abschnitten 4.1 und 4.2 der Norm, die fordern, den Kontext der Organisation zu analysieren und interne und externe Faktoren zu berücksichtigen, die sich auf das Unternehmen auswirken können und nun auch die Prüfung der Relevanz sowie die Prüfung der Anforderungen und Erwartungen von interessierten Parteien bezüglich des Klimawandels einschließen, sind noch weitere Normabschnitte betroffen.
Diese werden in nachfolgender Tabelle 2 kurz erläutert. Mit der „Checkliste zur Umsetzung von Amendement 1 ISO 9001“ kann in einem ersten Schritt die Integration in eben diese Hauptabschnitte der ISO 9001 abgestimmt werden. Danach kann eine Integration in weitere Unterabschnitte der Norm vorgenommen werden.
Abschnitt der ISO 9001
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Aktivitäten in Bezug auf den Klimawandel
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---|---|
5.1 Führung und Verpflichtung
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Die oberste Leitung muss sich verpflichten, ihre Organisation so zu führen, dass der Klimaschutz gewährleistet ist.
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5.2 Politik
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Die Qualitätspolitik muss so ausgestaltet sein, dass klimarelevante Gesichtspunkte mit einbezogen werden und das Engagement der Organisation zur Unterstützung des Klimaschutzes zum Ausdruck kommt.
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5.3 Rollen, Verantwortlichkeiten und Befugnisse in der Organisation
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Es sind Rollen und Verantwortlichkeiten zum Umgang mit dem Klimaschutz in der jeweiligen Organisation festzulegen.
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6.1 Maßnahmen zum Umgang mit Risiken und Chancen
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Klimarelevante Themen, wie z.B. Naturkatastrophen oder Wasserknappheit, müssen in die Risiko- und Chancenanalyse aufgenommen werden. Die Chancen und Risiken müssen identifiziert und bewertet und es müssen Maßnahmen zu deren Bewältigung ergriffen werden.
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6.2 Qualitätsziele und Planung zu deren Erreichung
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Qualitätsziele im Zusammenhang mit dem Klimawandel müssen festgelegt werden.
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7.1 Ressourcen
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Die Organisation sollte alle Ressourcen bereitstellen, die benötigt werden, um die klimabezogenen Ziele zu erreichen.
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7.2 Kompetenz
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Schulungen und die Sensibilisierung der Mitarbeiter zum Thema Klimawandel müssen geplant und durchgeführt werden.
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7.3 Bewusstsein
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Im Unternehmen müssen Maßnahmen eingeführt werden, um ein Bewusstsein für klimarelevante Themen und die gewünschten Verhaltensweisen zu fördern.
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7.4 Kommunikation
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Intern und extern sollten alle relevanten Bemühungen, die von der Organisation in Bezug auf den Klimawandel unternommen werden, kommuniziert werden.
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8.1 Betriebliche Planung und Steuerung
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Die Prozesse der Organisation sollten in der Art und Weise geplant und gesteuert werden, dass die Umweltauswirkungen minimiert werden und der Klimaschutz sichergestellt wird.
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8.4 Steuerung von extern bereitgestellten Prozessen, Produkten und Dienstleistungen
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Es muss sichergestellt werden, dass externe Anbieter die Anforderungen der Organisation an den Klimaschutz erfüllen. Das kann z.B. durch die Aufnahme von Klimaschutzaspekten in eine QSV oder durch einen Verhaltenskodex und durch Lieferantenaudits sichergestellt werden.
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Vorgehensweise zum Umgang mit dem Amendment 1 zu ISO 9001
Um zu prüfen, ob das Thema Klimawandel relevant für ein Unternehmen ist, müssen die ersten beiden Schritte durchlaufen werden. Wird die Relevanz des Klimawandels festgestellt, dann können die Schritte 3 bis 5 durchlaufen werden.
Schritt 1: Interne und externe Themen (Kontext der Organisation)
In diesem ersten Schritt sollte bei der Analyse des Kontextes einer Organisation der Klimawandel mit betrachtet werden, um festzustellen, ob dieses Thema für die Organisation relevant ist. Das heißt, dass die Auswirkungen des Klimawandels, die möglicherweise Einfluss auf die Geschäftstätigkeiten und Geschäftsfelder haben, berücksichtigt, kontinuierlich überwacht und überprüft werden müssen.
Betrachtet werden müssen interne und externe Themen. Ergebnisse für interne Themen können sich aus der Unternehmenskultur, den Werten oder der Unternehmensleistung ergeben. Wirtschaftliche, kulturelle, gesetzliche, technische oder wettbewerbliche Aspekte ermöglichen die Feststellung der Relevanz von externen Themen. Wichtig ist, dass der Kontext der Organisation in Einklang mit der strategischen Ausrichtung steht.
Die Aussage hinsichtlich der Relevanz des Klimawandels kann in der Managementbewertung getroffen werden.
Schritt 2: Prüfung der Erwartungen und Anforderungen der interessierten Parteien
Im nächsten Schritt wird geprüft, ob es explizite Anforderungen der interessierten Parteien bezüglich des Klimawandels gibt. Wenn Anforderungen und Erwartungen existieren, dann müssen diese angemessen im Managementsystem berücksichtigt werden, z.B. innerhalb des Maßnahmenmanagements.
Das Ergebnis der Überprüfung der Anforderungen und Erwartungen hinsichtlich der interessierten Parteien in Bezug auf den Klimawandel wird in der Managementbewertung aufgeführt.
Schritt 3: Risiko- und Chancenanalyse
Wurde der Klimawandel als relevant erachtet, dann muss die Organisation in der Risiko- und Chancenanalyse mögliche Auswirkungen auf Produkte und Dienstleistungen sowie Prozesse bewerten und ggf. Maßnahmen ergreifen. In der „Checkliste zur Umsetzung von Amendement 1 ISO 9001“ finden Sie unter „6.1 Maßnahmen zum Umgang mit Chancen und Risiken“ Beispiele für klimarelevante Themen.
Schritt 4: Integration in das QM-System nach ISO 9001
Die ergänzenden Anforderungen können beispielsweise Aktualisierungen und Änderungen von Prozessen, Arbeitsanweisungen, Schulungsplänen und der internen und externen Kommunikation nach sich ziehen. Das wird sich je nach Managementsystem, Branche und bereits integrierten Inhalten von Organisation zu Organisation unterscheiden.
Schritt 5: Leistungsmessung und Verbesserung
Die Berücksichtigung des Klimawandels setzt voraus, dass das Kennzahlensystem sowie die strategischen Ziele um relevante Leistungsindikatoren ergänzt werden. Damit können die Auswirkungen auf die Umwelt gemessen, der Fortschritt verfolgt und notwendige Entscheidungen getroffen werden, damit die Klimaziele erreicht werden.
Welche Auswirkung hat Amendment 1 auf die Zertifizierung eines QM-Systems nach ISO 9001?
Die Änderungen zur Berücksichtigung des Klimawandels betreffen konkrete Vorgaben zur Zertifizierung. Es handelt sich bei den Änderungen nicht um neue Anforderungen, sondern um eine bessere Darstellung bereits bestehender Anforderungen, und damit um Ergänzungen.
Die erweiterten Anforderungen müssen sofort umgesetzt werden. Bestehende Zertifikate, beispielsweise nach ISO 9001, behalten ihr Gültigkeitsdatum, so wie es auf dem Zertifikat vermerkt ist. Die ergänzenden Anforderungen werden bei Zertifizierungen von den Auditoren mit sofortiger Wirkung mitbetrachtet, d.h., diese erwarten ab sofort, dass die ergänzenden Anforderungen in den ISO-Managementsystemen berücksichtigt werden.
Laden Sie unten die „Checkliste zur Umsetzung von Amendement 1 ISO 9001“ gleich herunter und prüfen Sie die Relevanz von Amendment 1 zur ISO 9001 für Ihr Unternehmen.
Offizielle Quellen zum Amendment 1 zur ISO 9001
- ISO and the Sustainable Development Goals
- IAF/ISO Joint Communiqué on the addition of Climate Change considerations to Management Systems Standards
- Kostenloser Download von ISO 9001 AMD 1:2024-02 –Qualitätsmanagementsysteme – Anforderungen – Änderung 1: Ergänzungen zu klimabezogenen Maßnahmen bei DIN Media in englischer, französischer und spanischer Sprache.
- Kostenloser Download von DIN EN ISO 9001/A1:2024-11 – Qualitätsmanagementsysteme – Anforderungen – Änderung 1: Ergänzungen zu klimabezogenen Maßnahmen (ISO 9001:2015/Amd 1:2024); Deutsche Fassung EN ISO 9001:2015/A1:2024 bei DIN Media in deutscher Sprache.
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