Tools für effektive Onlinerecherche
Manchmal benötigen wir als Technik-Redakteure für unsere Arbeit mehr Informationen, als über die uns vorliegenden Dokumente oder Fachliteratur zugänglich sind. Ein anderes Mal sind notwendige Wissensträger nicht greifbar oder haben das Unternehmen verlassen. Handelt es sich um allgemeine Informationen, die wir beispielsweise für eine Einleitung für ein bestimmtes Thema brauchen, kann uns eine Onlinerecherche weiterbringen.
Dabei ist es fast egal, in welchem Fachbereich wir uns bewegen: Beim Maschinenbau geht es vielleicht um Informationen zu Komponenten wie Lichtschranken oder Lichtgitter. In der Hardwareentwicklung eventuell um Smart Home oder das Internet of Things. Im Bereich Software vielleicht um Schnittstellen oder Softwaresicherheit.
Die Seekarte entwickeln
Die Webseite World Wide Web Size (www.worldwidewebsize.com) bemisst die Größe des Internets auf ca. 55 Milliarden Gigabyte. Das entspricht etwa 37.287.965.000.000.000 Seiten von Textdateien. Damit ließen sich 37.287.965.000.000 Bücher mit jeweils 1.000 Seiten füllen. Ein Softwareingenieur von Google Books (books.google.de) schätzt die Zahl der Bücher weltweit auf „nur” etwa 130 Millionen.
Dieser Vergleich kann uns einen Eindruck davon geben, mit was für einem Meer von Informationen wir es im Internet zu tun haben. Um uns auf diesem Meer nicht zu verlieren, Untiefen zu vermeiden und sicher ans Ziel zu kommen, brauchen wir gute Navigationsfähigkeiten und eine zuverlässige Seekarte.
Synonyme, Assoziationen und Stichworte
Bevor wir tiefer in die Onlinerecherche einsteigen, sollten wir unser Thema zunächst oberflächlich erkunden und definieren. Dafür suchen wir Teilaspekte und sammeln dazugehörige Synonyme, Assoziationen und Stichworte, die wir für die Suche nutzen können. Bewegen wir uns beispielsweise im Bereich der Software und wir wollen Allgemeines zum Thema „Schadsoftware” herausfinden, fallen uns vielleicht spontan Begriffe wie „Computervirus” oder „Antivirenprogramm” ein.
Es kann sich jedoch lohnen, das Ganze zu systematisieren. Tools wie „Open Thesaurus” (www.openthesaurus.de) geben hier einen ersten Einstieg. Für „Schadsoftware” werden uns hier die Synonyme „Schadsoftware” und „Malware” als englischer Begriff vorgeschlagen. Als Unterbegriffe „Trojanisches Pferd”, „Computervirus” und „Spyware”.
Dasselbe machen wir für die Unterbegriffe. Dabei können sich auch Assoziationen zu anderen Begriffen ergeben, die wir bisher noch nicht bedacht haben.
Mindmaps bilden die Struktur des Themas ab
Da es schnell unübersichtlich werden kann, sollten wir die Ergebnisse auf jeden Fall strukturiert festhalten, beispielsweise als Mindmap, die wir dann nach und nach erweitern. Als Mindmap-Software kommen beispielsweise XMind, Mind Manager oder Freemind infrage.
Die englische Sprache ist sicher nicht mehr nur im Bereich von Wissenschaft und IT wichtig. Viele potenzielle Recherchequellen liegen nur in Englisch vor. Es kann sich deshalb lohnen, für alle Teilaspekte, Stichworte und Synonyme die englische Übersetzung herauszufinden und (bestenfalls direkt an der Mindmap) festzuhalten, um sie für die Onlinerecherche nutzen zu können.
Wenn wir das Thema weiter vertiefen wollen, kann es eine gute Idee sein, sich mögliche Fragen des Lesers zum Thema zu überlegen. Hier kann uns das Tool Answer the Public (www.answerthepublic.com) unterstützen. Es liefert Fragen zu Themen, die viele Leute im Internet gestellt haben. Es funktioniert zwar mit deutschen Begriffen nur mit einer limitierten Anzahl von Suchanfragen pro Tag bzw. mit der kostenpflichtigen Version, aber für Suchen auf Englisch ist es kostenlos.
Synonyme Suchanfragen, z.B. mit Schadsoftware, Schadprogramme, Malware und jeweils in deutscher und englischer Sprache liefern uns gute Ergebnisse. Hier gab es die meisten Ergebnisse mit einer Suche auf Englisch zum Begriff Malware.
Auszug aus dem Suchergebnis:
- Was macht Schadsoftware mit meinem Computer?
- Woher kommt Schadsoftware?
- Sind Schadsoftware und Viren dasselbe?
Genauso können wir nach den anderen Begriffen unserer Mindmap suchen und die Fragen in sie einfließen lassen.
Der Navigator: Suchmaschinen
Das Word Wide Web teilt sich primär in zwei Schichten auf: Surface Web und Deep Web. Das Surface Web ist öffentlich zugänglich und wir finden dessen Inhalte über Suchmaschinen. Die Algorithmen der Suchmaschinen durchwandern („crawlen”) die ihnen zuvor bekannt gemachten Webseiten, folgen den dortigen Links und indexieren Inhalte wie in einer großen Bibliothek.
Das Internet ist tief
Das Deep Web hingegen enthält alles, was von den Suchmaschinen nicht indexiert werden kann oder soll. Beispielsweise Inhalte, die nur mit einem Login zugänglich sind oder Datenbanken wie für Wetter-, Wirtschafts- oder Energiedaten, die von den Suchmaschinen nicht aufgenommen werden. Das Deep Web ist nicht zu verwechseln mit dem sogenannten Dark Web, das uns in den Medien öfters durch die dortigen kriminellen Machenschaften begegnet.
Dieser Teil des World Wide Web wird absichtlich vor Suchmaschinen versteckt und kann meist nur mit spezieller Software und entsprechenden Berechtigungen erreicht werden.
Die drei populärsten Suchmaschinen aus deutscher Sicht sind Google, Bing und Yahoo. Im Oktober 2018 besaß Google mit 95,43 % den größten Marktanteil, gefolgt von Bing mit 2,29 % und Yahoo mit 0,84 % – nicht umsonst kennt der Duden bereits das Googeln als Synonym zum Im-Internet-Suchen. Daneben gibt es eine Reihe von Spezialsuchmaschinen wie Google Scholar (https://scholar.google.de) und BASE (Bielefeld Academic Search Engine, www.base-search.net) für wissenschaftliche Dokumente oder World Wide Science (www.worldwidescience.org) für Fachwissen.
Sinnbildlich darüber stehen sogenannte Meta-Suchmaschinen, die gleichzeitig mehrere Suchmaschinen durchsuchen, wie beispielsweise MetaGer (metager.de). Zu nennen sind außerdem Dienste wie das Datenbank-Infosystem DBIS der Universität Regensburg (https://dbis.ur.de/fachliste.php), das wissenschaftliche Datenbanken verzeichnet und uns damit an die Pforten des Deep Web bringt.
Wie sehr unterscheiden sich diese Suchmaschinen? Bei den Spezialsuchmaschinen ist der Unterschied zu Google, Bing und Yahoo recht deutlich, da der Fokus auf Fachblättern und Studien liegt und auch die Benutzeroberfläche mit deutlich größerer Komplexität darauf ausgerichtet ist. Was die Suchergebnisse angeht, kann Yahoo mit Bing praktisch gleichbehandelt werden: Diese kommen seit 2010 von Bing.
Bei den großen Suchmaschinen bleiben also noch Google und Bing. Die Hauptunterschiede liegen in der Art und Weise, wie beide Suchmaschinen Webseiten indexieren, also Inhalte bewerten, ordnen und uns präsentieren. Beide haben unterschiedliche Kriterien, Webseiten für „gut” zu befinden und im Ergebnis weiter oben anzuzeigen. Nicht zufällig gibt es so viele Agenturen für SEO (Search Engine Optimization), die die Webseiten ihrer Kunden dahingehend verbessern.
In mehreren Suchen lieferten Google und Bing sehr ähnliche Ergebnisse, wenn auch mal die eine, mal die andere Suchmaschine passendere lieferte. Beide Suchmaschinen scheinen für die Internetrecherche ähnlich gut geeignet und es kommt auf den Einzelfall an, welche für uns besser funktioniert. Aufgrund der größeren Verbreitung wollen wir uns im Folgenden auf die Google-Suche konzentrieren.
Die weiteren spannenden Ausführungen finden Sie in unserem Produkt Technische Dokumentation.