30.04.2020

Instandhaltungsmanagement – eine Einführung

Instandhaltung: Die einen betrachten sie als strategischen Erfolgsfaktor, die anderen als lästiges Übel. Die einen meinen, erst durch zielgerichtete Instandhaltung wäre es möglich, schlanke, flexible oder gar wandlungsfähige Produktionssysteme zu gestalten. Die anderen erwidern, dass Instandhaltung vorrangig einen Kostenfaktor darstellt, der keinen Beitrag zur Wertschöpfung des Unternehmens leistet.

Wesentliche Veränderung einer Maschine

Falsch, halten die Ersten dagegen, nur mit einer sehr guten, präventiv, vielleicht gar prädiktiv ausgerichteten Instandhaltung können Verlustquellen im Wertschöpfungsprozess zielgerichtet beseitigt und damit die Grundlagen für eine hohe Produktqualität sowie eine 100%ige Liefertreue geschaffen werden. Worauf die anderen entgegnen, dass ein störungsfreier Betrieb nicht zwangsläufig aus dem Vorhandensein einer Instandhaltungsabteilung resultiert. Und überhaupt gebe es am Markt ausreichend Dienstleister, die die Aufgaben des Service und der Reparatur in hoher Qualität übernehmen könnten …

Es wäre ein Leichtes, den Streit über das Für und Wider zur Instandhaltung fortzusetzen. Das soll aber nicht Ziel und Zweck dieses Beitrags sein. Stattdessen möchten wir Ihnen einen Überblick liefern. Einen Überblick, der es Ihnen gestattet, sich profund mit dem Thema auseinanderzusetzen und auf dessen Basis die notwendigen Entscheidungen zu treffen.

Wann ist welche Instandhaltung notwendig?

Instandhaltung gilt in den meisten Unternehmen als Cost-Center. Einfach deswegen, da Instandhaltung keine Wertschöpfung für externe Kunden erzeugt. Ihr Fokus ist dagegen nach innen gerichtet: Sie unterstützt die Wertschöpfung des Unternehmens, indem sie eine hohe Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit der verwendeten Betriebsmittel absichert.

Diese Konstellation führt immer wieder zu Diskussionen über ihre Notwendigkeit. Erweisen sich die verwendeten Maschinen als sehr zuverlässig, dann betrachten das die Instandhalter als Resultat ihrer exzellenten Arbeit. Im gleichen Zuge fragt häufig das Management, ob bei dieser Verfügbarkeit der Anlagen die hohen Kosten für die Instandhaltung gerechtfertigt seien.

Sind dagegen Störungen und Ausfälle an der Tagesordnung, betrachtet das Management das oftmals als einen Hinweis auf die ungenügende Kompetenz der Instandhalter, während diese die im Zuge von Kosteneinsparungen vorgenommenen Personalkürzungen beklagen.

Instandhaltung befindet sich damit in einem Zielkonflikt und jedem ist wohl klar, dass weder die ausschließliche Betonung der Verfügbarkeit (maximale Ressourcen für die Instandhaltung) noch die der Kosten (keine Instandhaltung) eine befriedigende Antwort zu dessen Lösung bietet. Stattdessen ist ein Kompromiss zu suchen: eben die maximale Anlagenverfügbarkeit mit möglichst geringen Kosten zu garantieren.

Eine pauschale unternehmensneutrale Aussage über das richtige Verhältnis ist jedoch kaum möglich. Vielmehr gilt es für die Gestaltung des Kompromisses die Besonderheiten jedes Unternehmens zu berücksichtigen. Fertigungstyp und Fertigungsart spielen dabei ebenso eine Rolle wie Unternehmensstrategie und Kundenverhalten oder eingesetzte Maschinen und vorhandene Mitarbeiterqualifikationen.

Der Einfluss der Fertigungstyps auf die Instandhaltung

Ausgangspunkt für die Planung der Instandhaltung ist häufig die Art der Fertigung. Das wird deutlich, wenn man sich die Auswirkungen von technischen Störungen in verschiedenen Unternehmen vorstellt. Beispielsweise in einem Kraftwerk oder einer Wasserversorgungsanlage. Störungen an solchen technischen Systemen führen zu erheblichen Beeinträchtigungen, die bis zur Lebensgefährdung führen können. Für solche Anlagen ist es also essenziell, eine sehr hohe Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit der Anlagen zu garantieren. Instandhaltung hat in dem Fall eine enorme Bedeutung.

Ganz anders dagegen in einem Unternehmen, welches beispielsweise in Einzelfertigung Werkzeuge herstellt. Häufig gibt es in diesen mehrere Maschinen gleichen Typs. Zudem liegen die Liefertermine für die Produkte mit einigem Abstand in der Zukunft. Fällt nun in so einem Unternehmen eine Maschine aus, dann hat das beileibe nicht die Relevanz wie der Ausfall der Energieversorgung oder der eines Flugzeugs.

Aus diesem Grund lohnt sich ein Blick auf die Fertigungstypen. Dafür unterscheidet man:

  • Einzelfertigung: Fertigung von kundenspezifischen Produkten, beispielsweise im Werkzeug- oder Sondermaschinenbau
  • Sortenfertigung: Fertigung von kundenspezifischen Produkten mit Seriencharakter, beispielsweise bei Automobilzulieferern oder bei der Produktion kundenspezifischer Verpackungen
  • Serienfertigung: Fertigung von kundenanonymen lagerfähigen Produkten, die mehr- oder vielfach eingesetzt werden können, beispielsweise bei der Herstellung von Standardventilen oder Motoren
  • Chargenfertigung: Fertigung von Produkten aus vorgefertigten Mischungen und Ansätzen in der Pharma- oder chemischen Industrie
  • Massen- oder Großserienfertigung

Jeder Fertigungstyp weist spezifische Probleme auf, die aus Kundenanforderungen oder auch aus betriebswirtschaftlichen Besonderheiten resultieren. Daraus wiederum lassen sich Schwerpunkte für die Instandhaltung ableiten.

Normen und rechtliche Anforderungen

Ein weiterer Einflussfaktor, wann welche Instandhaltung notwendig ist, ergibt sich aus rechtlicher Sicht. Dafür sind die Rahmenbedingungen und Regelwerke zur Instandhaltung in Deutschland systematisch aufgebaut und unterliegen einer leicht verständlichen Hierarchie.

Ganz oben in der Hierarchie befinden sich die Unversehrtheit von Leib und Leben sowie der Schutz der Umwelt. Die Verfügbarkeit von Maschinen und Anlagen, das Kostenmanagement und die Effizienz sind Teil des globalen Wettbewerbs im Markt und sind dagegen weiter unten in der Hierarchie anzusiedeln.

Normen der Instandhaltung

Für die Instandhaltung existieren im deutschen bzw. europäischen Rahmen mehrere spezielle Normen.

ISO 55000 ff.: Asset Management – Übersicht, Leitlinien und Begriffe

Diese Norm bietet einen Überblick über das Asset Management, seine Leitlinien und Begriffe und den erwarteten Nutzen aus der Anwendung des Asset Managements. Die Norm kann auf alle Arten und Kategorien von Assets und Organisationen jeglicher Größe angewendet werden, enthält jedoch keine Finanz-, Buchhaltungs- oder technischen Leitlinien für das Management spezifischer Asset-Typen.

DIN EN 13306:2018-02 „Instandhaltung – Begriffe der Instandhaltung”

Die DIN EN 13306:2018-02 beschreibt eine Vielzahl von Begriffen rund um die Instandhaltung in deutscher, englischer und französischer Sprache. Unter anderem gehören dazu die Instandhaltung an sich, das Instandhaltungsmanagement, die Instandhaltungsziele, die Instandhaltungsstrategie, der Instandhaltungsplan, die geforderte Funktion, die Funktionssicherheit, das Instandhaltungsvermögen, der Betrieb, die Betrachtungseinheit, die Schwachstelle, die Abnutzung, das Verschleißteil, die Sollbruchstelle …

DIN 31051:2018-09 „Grundlagen der Instandhaltung”

Die DIN 31051:2018-09 ist im Gegensatz zur DIN EN 13306:2018-02 eine nationale Norm und beschreibt die grundlegenden Arbeitsgebiete der Instandhaltung. Dazu gehören:

  • Wartung: Darunter werden alle Maßnahmen zur Erhöhung der Lebensdauer der Maschine verstanden.
  • Inspektion: Das schließt alle Aktivitäten zur Begutachtung und Überprüfung ein, um rechtzeitig Verschleiß an bestimmten Bauteilen zu entdecken und zielgerichtet zu beheben.
  • Instandsetzung: Das umfasst die Fehlerortung, die Reparatur bzw. die Fehlerbehebung und die Wiederinbetriebnahme der instand gesetzten Anlage.
  • Verbesserung: die zielgerichtete Optimierung von Maschinen und Anlagen
  • Schwachstellenanalyse: also das Auffinden von potenziellen Störungen und deren Beseitigung

DIN EN 15628:2014-10 „Instandhaltung – Qualifikation des Instandhaltungspersonals; Deutsche Fassung EN 15628:2014”

Die DIN EN 15628 legt Anforderungen fest wie beispielsweise Kompetenzen, grundlegende Kenntnisse als auch Grund- und Zielqualifikationen und beschreibt die Qualifikation des Personals für die Aufgaben der Instandhaltung. Sie legt jedoch weder die Überprüfungskriterien noch die spezialisierte Weiterbildung des Personals fest.

DIN EN 15341:2017-08 „Instandhaltung – Wesentliche Leistungskennzahlen für die Instandhaltung”

Die DIN EN 15341 liefert „wesentliche Leistungskennzahlen für die Instandhaltung”, um die Unternehmensführung darin zu unterstützen, einen Bestzustand in der Instandhaltung zu erreichen und technische Betriebsmittel konkurrenzfähig einzusetzen.

DIN EN 16646:2015-03 „Instandhaltung – Instandhaltung im Rahmen des Anlagenmanagements; Deutsche Fassung EN 16646:2014”

Die DIN EN 16646 führt den Zusammenhang zwischen der strategischen Planung und dem Managementsystem für die Instandhaltung ein und beschreibt die Wechselwirkungen zwischen dem Instandhaltungsprozess und allen weiteren Prozessen des Anlagenmanagements über den gesamten Lebenszyklus eines Objekts.

DIN ISO 9001:2015 „Qualitätsmanagementsysteme – Anforderungen”

Diese Norm ist die weltweit führende QMS-Zertifizierung. Die DIN EN ISO 9001 beschreibt modellhaft das gesamte Qualitätsmanagementsystem und ist Basis für den Aufbau eines umfassenden QMS. Sie legt Anforderungen fest, die Ihnen dabei helfen können, Ihre Gesamtleistung zu steigern, und die gleichzeitig eine gute Basis für nachhaltige Entwicklungsinitiativen bieten.

DIN EN 81346-2:2017-08 „Industrielle Systeme, Anlagen und Ausrüstungen und Industrieprodukte – Strukturierungsprinzipien und Referenzkennzeichnung – Teil 2: Klassifizierung von Objekten und Kennbuchstaben für Klassen”

Die DIN EN 81346 beschreibt allgemeine Prinzipien zur Strukturierung von Systemen sowie von Informationen über Systeme. Aufbauend auf den Prinzipien sind Regeln und Anleitungen zur Bildung von eindeutigen Referenzkennzeichen gegeben. Diese dienen der durchgängigen Identifizierung von Objekten und zugehörigen Komponenten.

Weitere ausführliche Informationen zu diesem wichtigen Thema finden Sie in unserem Produkt Maschinenverordnung.

 

Autor*in: Holger Regber