07.11.2016

Explosionsschutz: Richtlinien und Vorschriften

Für Geräte in explosionsgefährdeten Bereichen müssen die Explosionsschutzrichtlinien (94/9/EG oder neu 2014/34/EU und 99/92/EG) und u.a. die dazu harmonisierten Normen, veröffentlicht im Amtsblatt der EU, sorgfältig angewandt werden.

Explosion

Warum Explosionsschutz?

Brennbare Dämpfe, Gase oder Stäube können in Verbindung mit Sauerstoff – meist in Form von Luftsauerstoff – einen Brand auslösen, aber auch – in bestimmten, gefährlichen Konzentrationen – zu plötzlicher Verpuffung oder Explosion führen, wenn eine Zündquelle mit ausreichender Energie diese Mischung entzündet (z.B. elektrischer Funke, heiße Oberfläche oder optische oder elektromagnetische Strahlung).

ANMERKUNG: Nicht nur in den offensichtlich explosionsgefährdeten Bereichen der Erdölförderung und -verarbeitung oder bei Gasversorgungsunternehmen besteht Explosionsgefahr, sondern auch in vielen „normalen” Betrieben, wie der Nahrungs- bzw. Futtermittelverarbeitung oder in holz- und metallverarbeitenden Betrieben, treten gefährliche Dampf-, Gas- oder Staubkonzentrationen auf, die, zur Explosion gebracht, große Katastrophen hervorrufen können. Auch die Pharma- und die chemische Industrie sowie die Entsorgungs- und Recyclingbranche bieten vielfältige Gefährdungspotenziale.

Explosionsschutz beruht auf drei Grundpfeilern

Da der Sauerstoff in der Regel bereits in der Umgebungsluft vorhanden ist und nicht vermieden werden kann, beruht der Explosionsschutz auf drei Pfeilern:

  1.  brennbare Dämpfe, Gase und Stäube auf ein minimales Maß reduzieren (primärer Explosionsschutz)
  2. jegliche Art von Zündquellen vermeiden (sekundärer Explosionsschutz)
  3. bei einer unvermeidlich stattgefundenen Explosion die Auswirkungen auf die Umgebung möglichst gering halten (tertiärer Explosionsschutz)

Für die Produkte der Elektrotechnik (elektrische Betriebsmittel, System oder Komponenten) ist vor allem der sekundäre Explosionsschutz wichtig: Vermeiden von Zündquellen durch diese Produkte und deren Anwendung, die bei einer gefährlichen Konzentration von Dämpfen, Gasen oder Stäuben eine Explosion auslösen könnten, und zwar beim Aufbau und Betrieb, aber auch bei einer eventuell fehlerhaften Funktion, z.B. durch Alterung oder Ausfall von Bauteilen. Das kann auch durch dichte und ausreichend widerstandsfähige Gehäuse, z.B. bei Elektrogeräten, erfolgen, bei denen eine interne Explosion auftreten kann, um damit zu vermeiden, dass sich gegebenenfalls eine außerhalb des Geräts vorhandene explosionsfähige Umgebung entzündet. Die Explosion verbleibt also innerhalb des Gehäuses.

Der tertiäre Explosionsschutz, bei dem Gebäudeteile oder Anlagenteile abgeschottet werden, um eine dort auftretende Explosion auf diesen Bereich zu begrenzen, ist möglich. Diese Art des Explosionsschutzes ist aber die letzte Möglichkeit, da im Fall einer Explosion die Einrichtungen innerhalb dieser Abschottung komplett zerstört werden. In der Regel werden diese Bereiche automatisiert, um Mitarbeiter nicht zu gefährden.

Zündquellen

Für das Verständnis der Zusammenhänge ist es auch wichtig, den Begriff der Zündquelle zu definieren.

Von den vielen theoretischen Möglichkeiten haben in der betrieblichen Praxis folgende Zündquellen eine größere Bedeutung:

 

  • Feuer, Flammen, Glut
  • heiße Oberflächen
  • mechanisch erzeugte Funken
  • elektrisch erzeugte Funken
  • elektrostatische Entladungsfunken
  • elektromagnetische Wellen
  • optische Strahlung

 

Weitergehende Informationen dazu finden Sie in unserem Produkt Niederspannungsrichtlinie.

 

Autor*in: Dipl.-Ing. Rudolf Hauke