16.11.2024

Die EN ISO 12100: Maschinen und Anlagen sicher konstruieren

Die EN ISO 12100 „Sicherheit von Maschinen – Allgemeine Gestaltungsleitsätze – Risikobeurteilung und Risikominderung“ ist eine zentrale Norm für die Maschinensicherheit. Sie dient als Grundlage zur Einhaltung der Sicherheitsanforderungen gemäß der Maschinenrichtlinie 2006/42/EG und bietet eine systematische Methodik für die Risikobeurteilung und Risikominderung.

Die EN ISO 12100 „Sicherheit von Maschinen – Allgemeine Gestaltungsleitsätze – Risikobeurteilung und Risikominderung“ ist eine zentrale Norm für die Maschinensicherheit.

Erfüllung der grundlegenden Sicherheitsanforderungen der Maschinenrichtlinie 2006/42/EG

Die EN ISO 12100 „Sicherheit von Maschinen – Allgemeine Gestaltungsleitsätze – Risikobeurteilung und Risikominderung“ wurde von CEN (Comité Européen de Normalisation – Europäisches Komitee für Normung) im Auftrag der Europäischen Kommission erarbeitet, um ein Mittel zur Erfüllung der grundlegenden Sicherheitsanforderungen der Maschinenrichtlinie 2006/42/EG bereitzustellen. Sie unterstützt den Hersteller von Maschinen bei der Erstellung der gesetzlich vorgeschriebenen Risikobeurteilung von Maschinen.

Für Produkte, die in den Anwendungsbereich dieser Typ-A-Norm fallen, können weitere Anforderungen aus anderen Normen (z.B. Typ-B- oder Typ-C-Normen) oder auch anderen EU-Richtlinien anwendbar sein. Die EN ISO 12100 gibt Konstrukteuren einen Gesamtüberblick darüber, wie sie sichere Produkte konstruieren können. „Sicher“ bedeutet in diesem Zusammenhang die Fähigkeit, die vorgesehene(n) Funktion(en) während der gesamten Lebensdauer mit hinreichend verringertem Risiko auszuführen.

Risikobeurteilung als iterativer Prozess

Die Risikobeurteilung ist ein iterativer Prozess, der aus folgenden Schritten besteht:

  • Festlegung der Grenzen der Maschine:
    Definition der vorgesehenen Nutzung, des Einsatzbereichs und der vorhersehbaren Fehlanwendungen.
  • Identifikation von Gefährdungen:
    Ermittlung potenzieller Gefahrenquellen wie mechanische, elektrische, thermische, ergonomische oder Umgebungsfaktoren.
  • Risikoeinschätzung:
    Beurteilung der Schwere des möglichen Schadens und der Wahrscheinlichkeit seines Auftretens.
  • Risikobewertung:
    Entscheidung, ob das Risiko akzeptabel ist oder weitere Maßnahmen erforderlich sind.

Grenzen der Maschine festlegen

Die eigentliche Risikobeurteilung beginnt mit der Festlegung der Grenzen der Maschine unter Berücksichtigung aller Lebensphasen der Lebensdauer der Maschine. EN ISO 12100 spezifiziert die festzulegenden Grenzen der Maschine in Abschnitt 5.3 wie folgt:

  • Verwendungsgrenzen festlegen
  • räumliche Grenzen festlegen
  • zeitliche Grenzen festlegen
  • weitere Grenzen wie umgebungsbezogene Grenzen, Grenzen durch einen erforderlichen Grad an Sauberkeit oder durch Eigenschaften des zu verarbeitenden Materials festlegen

Gefährdungen identifizieren, Risiko einschätzen und bewerten

EN ISO 12100 beschreibt grundlegende Gefährdungen, die bei der Konstruktion der Maschine berücksichtigt werden müssen:

  • mechanische Gefährdungen
  • elektrische Gefährdungen
  • thermische Gefährdungen
  • Gefährdung durch Lärm
  • Gefährdungen durch Schwingungen
  • Gefährdungen durch Strahlungen
  • Gefährdungen durch Materialien und Substanzen
  • Gefährdungen durch Vernachlässigung ergonomischer Grundsätze bei der Konstruktion von Maschinen

Daraufhin sind die Risiken abzuschätzen unter Berücksichtigung der Schwere möglicher Verletzungen oder Gesundheitsschäden und der Wahrscheinlichkeit ihres Eintretens. Anschließend sind die Risiken zu bewerten, um zu ermitteln, ob eine Risikominderung  erforderlich ist. Ziel ist es, die Gefährdungen auszuschalten oder durch die Anwendung von Schutzmaßnahmen, die mit diesen Gefährdungen verbundenen sind, zu reduzieren.

Grundlegendes Denkmodell für den Konstrukteur

Obwohl sich die EN ISO 12100 hauptsächlich an Konstrukteure wendet, sind viele Festlegungen auch für andere Berufsgruppen wichtig, wie z.B. Technische Redakteure, die mit der Erstellung von Betriebsanleitungen betraut sind. Die EN ISO 12100 legt ein grundlegendes Denkmodell fest, das der Konstrukteur befolgen muss, wenn er eine Maschine konstruiert.

Die EN ISO 12100 definiert die Terminologie, die der Arbeit mit diesem Denkmodell zugrunde liegt. Einheitliches Handeln – insbesondere EU-übergreifend – ist nur möglich, wenn alle am Handeln Beteiligten auch einheitliche Begriffe verwenden und nicht aneinander vorbei sprechen. Die Verwendung allgemein anerkannter Begriffe wirkt bis in die Abfassung von Lasten-/Pflichtenheften und die Vertragsgestaltung hinein und trägt so entscheidend dazu bei, Reibungsverluste zu verringern.

Die EN ISO 12100 berücksichtigt ausschließlich Personenschäden, keine Schäden an Haustieren, Eigentum und Umwelt.

Autor*in: Elisabeth Maurer