14.08.2024

Know-how und Praxistipps für eine robuste IT-Security Compliance

Vor dem Hintergrund der aktuellen Bedrohungslage gewinnt Informationssicherheit weiter an Bedeutung. Organisationen stehen zunehmend vor der Herausforderung, ihre (digitalen) Informationen vor Bedrohungen schützen zu müssen. Neben der Abwehr von Risiken kommen immer mehr gesetzliche Anforderungen (NIS-2, CRA, DORA & Co.) hinzu, die die Organisationen erfüllen müssen. Die Einhaltung dieser gesetzlichen Anforderungen wird IT-Security Compliance genannt.

Ein Mann studiert die Sicherheitsstruktur der Datenspeicherung auf einem verschwommenen Hintergrund.

In welchem Verhältnis stehen die Begriffe Informationssicherheit, IT-Sicherheit und Compliance zueinander?

Informationssicherheit und IT-Sicherheit

Informationssicherheit bezieht sich auf den Schutz aller Arten von Informationen, unabhängig davon, ob sie in digitaler Form (z.B. gespeichert auf einem PC oder Server) oder physischer Form (z.B. in Papierform) vorliegen. Sie umfasst organisatorische und technische Maßnahmen, die sicherstellen, dass Informationen vor unbefugtem Zugriff, Manipulation und Verlust geschützt sind.

IT-Sicherheit umfasst alle Maßnahmen und Verfahren, die den Schutz von informationstechnischen Systemen, Netzwerken und Daten sicherstellen. Das Ziel ist die Gewährleistung der Verfügbarkeit, Integrität und Vertraulichkeit von Daten. Die Systeme sollen vor Bedrohungen wie Viren, Malware und sonstigen Hackerangriffen geschützt werden. Dazu werden insbesondere technische Maßnahmen wie Firewalls, Antivirensoftware und Verschlüsselung genutzt. Die drei zentralen Ziele der IT-Sicherheit sind – ebenso wie bei der Informationssicherheit – Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit.

Der Hauptunterschied zwischen IT-Sicherheit und Informationssicherheit liegt im Umfang und Fokus. IT-Sicherheit konzentriert sich spezifisch auf den Schutz von informationstechnischen Systemen und den darin gespeicherten Daten. Sie bezieht sich auf technische Maßnahmen zum Schutz vor digitalen Bedrohungen. Informationssicherheit hat einen breiteren Ansatz und umfasst den Schutz aller Arten von Informationen, unabhängig von ihrer Form. Während IT-Sicherheit ein Teilbereich der Informationssicherheit ist, deckt die Informationssicherheit zusätzlich organisatorische und physische Maßnahmen ab, um einen umfassenden Schutz zu gewährleisten.

Compliance

Unter Compliance wird die Einhaltung von gesetzlichen Vorschriften, unternehmensinternen Richtlinien sowie ethischen Standards in einer Organisation verstanden. Dies bedeutet, dass Unternehmensleitungen dafür Sorge tragen müssen, dass alle relevanten Regeln und Bestimmungen ihres Unternehmens eingehalten werden. Hierzu zählen unter anderem die Bereiche Datenschutz, Arbeitsrecht, Umweltschutz sowie Finanzregulierungen. Ein effektives Compliance-Management umfasst die Identifizierung relevanter Vorschriften, die Umsetzung entsprechender Maßnahmen sowie eine kontinuierliche Überwachung der Einhaltung dieser Vorschriften. So werden rechtliche Risiken vermieden und das Vertrauen von Kunden und Geschäftspartnern gestärkt.

Im Kontext der IT-Sicherheit ist die Einhaltung von Compliance-Vorgaben von entscheidender Bedeutung. IT-Security-Compliance bedeutet, dass im Unternehmen alle relevanten Sicherheitsstandards und -vorschriften eingehalten werden, um die Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit von Informationen zu gewährleisten. Die Einhaltung dieser Vorschriften dient somit nicht nur dem Schutz der IT-Systeme vor Bedrohungen, sondern auch der Vermeidung rechtlicher Konsequenzen und der Stärkung der Gesamtintegrität des Unternehmens.

Welche (rechtlichen) Anforderungen müssen Sie im Kontext IT-Security erfüllen?

Bei der Umsetzung Ihrer IT-Security Compliance müssen Sie die geltenden rechtlichen Rahmenbedingungen berücksichtigen. Neben den bereits vorhandenen gesetzlichen Regelungen mit Auswirkungen auf die IT-Sicherheit, wie beispielsweise der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) oder dem BSI-Gesetz, wird die Bedeutung von IT-Security Compliance mit dem Aufkommen von Rechtsakten wie NIS-2, CRA & Co. nochmals erheblich zunehmen. In diesen wird neben allgemeinen Sanktionen bei Verstößen auch die Haftung von Organen und Leitungsebenen konkret festgelegt.

Viele Unternehmen sind sich der Vielzahl an gesetzlichen Anforderungen, die ihre Prozesse beeinflussen (können), nicht oder nicht vollständig bewusst. Für ein effektives IT-Security Compliance-Management ist es essenziell zu wissen, welche spezifischen Vorschriften für unterschiedliche Branchen gelten. Eine weitere zentrale Rolle spielen interne Regulierungsansätze, insbesondere die Sicherheitsleitlinien und Anweisungen.

Was sind Voraussetzungen für ein erfolgreiches IT-Security Management?

Eine der wichtigsten Voraussetzungen für ein erfolgreiches IT-Security Management ist die IT-Governance, also die Führung und Organisation Ihrer Organisation. Hier steht im Fokus, wie Unternehmen eine effektive Sicherheitsstrategie entwickeln und umsetzen können, die nicht nur aktuelle Bedrohungen abwehrt, sondern auch zukünftige Risiken minimiert. Zentrales Thema der IT-Security Compliance sind daher Rollen und Verantwortlichkeiten. Denn IT-Security Compliance ist keine Aufgabe, die allein in der IT-Abteilung angesiedelt werden kann.

Vielmehr erfordert sie ein klares Verständnis und eine Zuordnung von Rollen und Verantwortlichkeiten innerhalb des gesamten Unternehmens. Kernfragen der IT-Governance sind:

  • Wer ist für welche Aspekte der Sicherheit verantwortlich?
  • Welche Maßnahmen müssen getroffen werden, damit alle Mitarbeitenden ihre Rolle in der Sicherheitsarchitektur des Unternehmens verstehen und umsetzen können?

Wie gelingt Ihnen ein effektives Risikomanagement in Zeiten steigender Cyber-Bedrohungen?

Aktuell sind Organisationen mit einer zunehmenden Bedrohung durch Cyberangriffe und Datenlecks konfrontiert – global, aber auch ganz konkret in Deutschland. Hacker nutzen Schwachstellen in IT-Systemen, um Organisationen zu erpressen oder ihnen zu schaden. Dies macht eine gründliche Risikobewertung notwendig – die zugleich auch den Einstieg in ein effektives IT-Security Compliance-Management darstellt.

Risikobewertung

Im Rahmen der Risikobewertung werden potenzielle Gefährdungen, die Ihre Organisation bedrohen könnten, identifiziert und analysiert. Der Prozess startet mit der Identifikation von Risiken. Dazu zählen beispielsweise Cyberangriffe, Systemausfälle oder Datenverluste. Als praxisnahe Grundlage kann hierbei die Auflistung von Gefährdungen zu Beginn des IT-Grundschutzkompendiums des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) dienen.

Im nächsten Schritt werden die Wahrscheinlichkeit und die potenziellen Auswirkungen dieser Risiken auf Ihre Institution bewertet. Eine gründliche Risikobewertung erfordert aktuelle Daten und praxisnahe Beispiele, um die Relevanz und Dringlichkeit der identifizierten Risiken zu unterstreichen. Das Ziel besteht darin, ein klares Verständnis der Bedrohungslage zu gewinnen und Prioritäten für die Risikobehandlung festzulegen.

Risikobehandlung

Die Risikobehandlung umfasst alle Maßnahmen, die dazu dienen, die vorab identifizierten Risiken zu minimieren oder zu beseitigen. Dazu zählen präventive Maßnahmen wie die Implementierung von Sicherheitssoftware, die Durchführung regelmäßiger Updates sowie Mitarbeiterschulungen. Ein weiterer Ansatz ist die Akzeptanz von Risiken, sofern die Kosten für die Risikominimierung die potenziellen Schäden übersteigen. Eine strukturierte Risikobehandlung dient nicht nur der Sicherung Ihrer IT-Infrastruktur, sondern schafft auch Vertrauen bei Kunden und Partnern. Sie demonstrieren damit, dass Sie proaktiv handeln und Sicherheitsbedrohungen ernst nehmen.

Generell ist es sinnvoll, visuelle Hilfsmittel wie eine Risikomatrix, Diagramme und Tabellen zu nutzen, um Ihre Ergebnisse zu dokumentieren. Diese helfen Ihnen, die Übersicht zu behalten und Entscheidungen zu treffen. Halten Sie Ihre Risikobewertung aktuell und überprüfen Sie regelmäßig die Wirksamkeit Ihrer Maßnahmen. So schützen Sie Ihr Unternehmen effektiv vor Bedrohungen.

Fazit: Langfristige IT-Sicherheit durch gezieltes Compliance-Management

Angesichts der aktuellen Bedrohungslage durch Cyberangriffe und Datenlecks ist es für die ITSicherheit Ihres Unternehmens unumgänglich, dass Sie proaktiv handeln und Ihre Organisation bestmöglich vor bestehenden und neuen Gefahren schützen. Informieren Sie sich über gesetzliche Vorgaben und branchenspezifische Standards und bleiben Sie auf dem Laufenden zu neuen Entwicklungen.

Setzen Sie folgende erste Schritte für ein effektives IT-Security Compliance-Management um:

  • Orientieren Sie sich an (branchenspezifischen) Normen und Standards, z.B. im Bereich Informationsmanagementsysteme (ISMS).
  • Führen Sie regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen Ihrer Infrastruktur und Ihrer Webauftritte durch.
  • Aktualisieren Sie Ihre Software und Ihre Systeme kontinuierlich.
  • Bleiben Sie stets wachsam und passen Sie Ihre Strategien kontinuierlich an die sich verändernde Bedrohungslage an.
  • Sensibilisieren Sie Ihre Mitarbeiter für IT-Sicherheitsrisiken.

Durch diese strukturierte Vorgehensweise minimieren Sie bestehende Risiken effektiv und stellen langfristig eine robuste IT-Security Compliance für Ihre Organisation sicher.

Autor*innen: Anna Flor (Geschäftsführerin MORGENSTERN consecom GmbH, Rechtsanwältin & Datenschutzbeauftragte (IHK)), Patrick Weber (IT-Security Consultant MORGENSTERN consecom GmbH, Head of IT & Information Security Officer (TÜV))