25.04.2018

Die Phasen der Trauer

Stirbt ein nahestehender Angehöriger oder Freund, ist für die meisten Betroffenen Trauerarbeit von Nöten. Nach dem ersten Schock müssen sie lernen, mit dem Verlust umzugehen, ihn zu bewältigen und dann in ihr Leben zu integrieren. Der Neuanfang ist schwer und braucht Zeit. Trauer lässt sich in Phasen oder Wellen einteilen.

Trauer

Trauer kommt in Wellen

Die Schweizer Psychologieprofessorin Verena Kast beschreibt vier Trauerphasen:

  1. In der ersten Phase befindet sich der Trauernde in Schockstarre, auch wenn der Tod zu erwarten war. Der Trauernde möchte nicht wahr haben, dass der geliebte Mensch für immer von ihm gegangen ist. Er fühlt sich selbst wie abgestorben.
  2. In der zweiten Phase brechen je nach Persönlichkeit des Trauernden verschiedene Emotionen wie Trauer, Schmerz, Wut oder Angst auf. Der Trauernde fragt sich zum Beispiel, ob er den Tod nicht hätte verhindern können, warum das Schicksal gerade ihn trifft, was werden soll oder warum der Verstorbene ihn allein gelassen hat. Für Außenstehende wie Angehörige, Bestatter und Friedhofsmitarbeiter sind diese Stimmungen manchmal schwer nachvollziehbar und nicht immer leicht zu verkraften.
  3. In der dritten Trauerphase sucht der Trauernde den Verstorbenen und trennt sich von ihm. Ihn zieht es zu den Orten der Erinnerung an die gemeinsame Zeit und er erzählt Geschichten, die er mit ihm erlebt hat. Die Suche hilft dem Angehörigen, sich vom Toten zu trennen und sich auf ein Leben ohne ihn einzustellen.
  4. In der vierten Phase der Trauer erkennt der Trauernde, dass das Leben weitergeht. Der Verstorbene bleibt aber Teil des Lebens, ihm wird weiterhin gedacht.

Die Phasen werden nicht immer eingehalten.

Nach Ansicht von George A. Bonanno, Professor für klinische Psychologie, verläuft die Trauer in Wellen. Sie kommt und geht. Zwischen den Wellen treten auch positive Gefühle auf, die helfen, den Verlust zu ertragen. Die Trauerwellen werden mit der Zeit immer erträglicher und seltener und der Trauernde findet sein Gleichgewicht wieder. Er vergisst den Verstorbenen nicht. Manche fühlen seine „Präsenz“ und sprechen mit ihm. Nur wenige Trauernde brauchen professionelle Hilfe, um mit dem Verlust umzugehen.

Mehr zum Thema Trauer, Friedhof und Bestattung finden Sie im Werk Friedhofs- und Bestattungswesen.

Autor*in: Astrid Hedrich (Rechtsanwältin und Dozentin in Augsburg. Beschäftigt sich mit Wirtschaftsrecht.)