06.07.2016

Bestattung in China – fast wie bei uns

Auch in China hatten eigentlich Erdbestattungen Tradition. Um fruchtbaren Ackerboden und Holz zu sparen, sind seit den 50ern aber Feuerbestattungen zur Normalität geworden. Die meisten Chinesen lassen die Urnen ihrer Angehörigen in Urnenhallen aufbewahren. Es gibt aber auch große Friedhöfe, auf denen sich Grabsteine wie in einer Reihenhaussiedlung endlos aneinanderreihen, was angesichts der hohen Bevölkerungszahl nicht verwunderlich ist.

asiatische Bestattung

Die Chinesen legen viel Wert auf Grün. In den Städten erfreuen sich daher Baum-, Blumen- oder Grasbestattungen immer größerer Beliebtheit. Die Asche oder Urne wird in der Erde vergraben und darüber ein Baum, Blumen oder Gras gepflanzt. So entstehen wunderschöne Gartenlandschaften, die die grauen Steinwüsten der Ballungszentren beleben. Da die Familie einen hohen Stellenwert in China hat, werden ihre Mitglieder oft über Generationen  in einem gemeinsamen Familiengrab beigesetzt, das mit einem Familiendenkmal gekennzeichnet ist. Aber auch die einzelnen Urnengräber erfreuen sich großer Beliebtheit. Wie bei uns, sollte man sich auf dem Friedhof ruhig verhalten, um die Totenruhe nicht zu stören.

Alte chinesische Bestattungsrituale

Jedes Jahr um den 5. April herum begehen Chinesen das Qingming-Fest zum Gedenken an die Verstorbenen. Sie zünden Weihrauch an und bringen Blumen. Im alten China war der Tod ein besonderes Ereignis, an dem die ganze Familie teilnahm. Es war genau vorgeschrieben, wie der Tote aufgebahrt, bestattet, betrauert und verehrt werden musste. Nach der konfuzianischen Kultur verhielten sich die Kinder gegenüber den Eltern pietätvoll. Beerdigung und Trauer waren wichtig, damit es der Familie gutging. Zum Gedenken an die Verstorbenen bauten die Angehörigen zu Hause prachtvolle Schreine auf. Ihnen Respekt zu erweisen, war den Familienmitgliedern eine Herzensangelegenheit.

Mao Tse-Tung hat diesen Ritualen mit seiner Kulturrevolution den Garaus gemacht. Den Glauben, dass das Leben nach dem Tod nicht zu Ende ist, gab es auch in China, aber er wurde erstickt. Nur auf dem Land konnten sich die alten Bräuche zum Teil erhalten oder sind zurückgekehrt. Viele Bauern lehnen eine Einäscherung ab, da sie davon ausgehen, dass der Körper erst unter der Erde die ewige Ruhe findet. Finden sie keinen Platz auf einem der wenigen Friedhöfe, begraben sie ihre Toten auf dem Acker.

In der Stadt werden die Verstorbenen dagegen schnell und effizient unter die Erde gebracht. Für Emotionen bleibt keine Zeit. Die Bestatter sammeln sich um die Krankenhäuser, in deren kahlen Räumen Trauerfeiern im Schnellverfahren durchgeführt werden. Ihr Service ist meist lieblos und sehr teuer. Eine Fachausbildung für Bestatter gibt es nicht. Der Ruf nach persönlicheren, feierlichen Zeremonien und angemessenen Preisen wird immer lauter. Die Trauerkultur in China ist im Umbruch.

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Autor*in: Astrid Hedrich (Rechtsanwältin und Dozentin in Augsburg. Beschäftigt sich mit Wirtschaftsrecht.)