Revision der ISO 50001:2018: Alle Änderungen im Überblick
Am 21.08.2018 veröffentlichte die International Organization for Standardization (ISO) die ISO 50001:2018 für Energiemanagementsysteme. Sie ersetzt die bisher geltende ISO 50001:2011. Die deutsche Übersetzung mit dem Titel „Energiemanagementsysteme – Anforderungen mit Anleitung zur Anwendung“ erschien Ende des Jahres 2018. In diesem Beitrag werfen einen Blick auf die wichtigsten Änderungen der ISO 50001:2018.
Wen betreffen die Änderungen der ISO 50001:2018?
Die ISO 50001:2018 legt laut Einführungstext Anforderungen fest an die Einführung, Umsetzung, Wartung und Verbesserung eines Energiemanagementsystems (EnMS). Demnach betreffen die Änderungen der ISO 50001:2018 alle Unternehmen, die bereits ein zertifiziertes Energiemanagementsystem nach DIN EN ISO 50001 umgesetzt haben oder die in Zukunft ein solches System aufbauen wollen.
Warum wurde die ISO 50001:2011 revidiert?
Die Neufassung der ISO 50001:2011 wurde notwendig, weil das zuständige ISO Komitee TC 301 anlässlich der turnusgemäßen Überprüfung der Norm (regelmäßig alle fünf Jahre) Handlungsbedarf gesehen hat. Außerdem war schon seit längerem geplant, die Norm aus dem Jahr 2011 auf die neue High Level Structure (HLS) umzustellen, der inzwischen auch zahlreiche weitere ISO-Normen folgen. Das erleichtert die Integration eines Energiemanagementsystems in andere Managementsysteme.
High Level Structure: Wie ist die neue ISO 50001:2018 aufgebaut?
Seit dem Jahr 2012 gibt es in der Internationalen Normenorganisation ISO eine Vorgabe für den Aufbau neuer und überarbeiteter Managementsystem-Normen: die sogenannte High-Level-Structure. Alle Managementsystem-Normen bestehen demnach aus einer gemeinsamen Grundstruktur, die sich in zehn gleichlautende Abschnitte untergliedert.
Auch bestimmte Definitionen sind nun normübergreifend einheitlich festgelegt. Das soll die Integration verschiedener Systeme (Umwelt, Qualität usw.) in ein gemeinsam geführtes Managementsystem erleichtern. Der Aufbau der ISO 50001:2018 hat sich demnach gegenüber der Vorgängerversion wie folgt verändert:
Die neue ISO 50001:2018: Wichtige Änderungen durch die Rebision
Interne und externe Themen sowie interessierte Parteien
Unternehmen müssen interne und externe Themen sowie interessierte Parteien auflisten und analysieren, sofern sie die erfolgreiche Umsetzung des Energiemanagementsystems und dessen Ziele beeinflussen können. Solche interessierte Parteien können z.B. Politik, Verbraucherverbände, verfügbare Techniken oder Interessen von Eigentümern und Mitarbeitern sein. Sie müssen diese dann im Energieplanungsprozess berücksichtigen.
Risiken und Chancen
Schon im Energieplanungsprozess müssen Unternehmen Chancen und Risiken bestimmen, um sicherzustellen, dass das EnMS seine Ziele erreichen kann, unerwünschte Auswirkungen verhindert oder verringert werden und dass sich das EnMS und die energiebezogene Leistung fortlaufend verbessert.
Wenn dieser Lieferant, dieser Kunde wichtig ist für die Zielerreichung im Energiemanagementsystem, dann geht damit auch das Risiko einher, dass er Entscheidungen trifft, die das Ziel negativ beeinflussen. Dieses Bewusstsein von „Risiko” sorgt für Vorbeugungsmaßnahmen im geschäftlichen Alltag. Die Einflussfaktoren und Risiken müssen Unternehmen schriftlich erfassen und regelmäßig hinterfragen.
Auf Basis der Risiken und Chancen im EnMS sind dann entsprechende Maßnahmen abzuleiten und im Energieplanungsprozess zu integrieren und umzusetzen.
Oberste Leitung, der Energiemanagementbeauftragte und Verantwortlichkeiten
Die oberste Leitung muss, anders als bei der alten ISO 50001:2011, keinen Energiemanagementbeauftragten mehr berufen. Die Norm betont, dass es der obersten Leitung obliegt, sicherzustellen, dass das EnMS seine beabsichtigten Ergebnisse erzielt. Diese Verantwortung kann sie nicht mehr an einen Beauftragten delegieren. Für die operative Betreuung des EnMS ist in Zukunft das Energiemanagement-Team verantwortlich. Das kann jedoch, gemäß der ISO 50001:2018, auch nur aus einer einzigen Person bestehen.
Normalisierung von Energieleistungskennzahlen
Neu ist auch die Anforderung, Energieleistungskennzahlen und energetische Ausgangsbasis ggf. zu normalisieren, also Änderungen von relevanten Variablen (und ggf. statischen Faktoren) in die Berechnung der Energieleitungskennzahlen einzubeziehen.
Kontinuierliche Verbesserung
Nahtlos schließt sich hier die Forderung der Norm nach der kontinuierlichen Verbesserung der Energiekennzahlen an. Energieleistungskennzahlen sollen dazu dienen, die Verbesserung der energiebezogenen Leistung nachzuweisen – dies erfolgt durch den Vergleich mit der entsprechenden Ausgangsbasis.
Es reicht nach der neuen ISO 50001:2018 aber nicht mehr aus, einen Status quo beizubehalten und nur die energiebezogene Leistung zu verbessern, sondern die Organisation muss einen Weg finden, kontinuierlich ihre prozessualen Strukturen zu optimieren.
Integration von ISO 50003, ISO 50006 usw. in die ISO 50001:2018
Die gesamte ISO-Normengruppe 50000 wurde stärker in die ISO 50001 integriert. Bspw. wurden die Anleitungen zur Aufstellung und Aktualisierung der Daten aus ISO 50006 aufgenommen. Es wird nun, wie oben bereits erwähnt, verlangt, dass Energiekennzahlen und die energetische Ausgangsbasis normalisiert werden sollen, wenn es Hinweise darauf gibt, dass sich relevante Variablen wesentlich auf die energiebezogene Leistung auswirken können.
Welche Anforderungen werden durch die ISO 50001:2018 präziser formuliert?
Die turnusgemäße Überprüfung der Norm zeigte den Bedarf auf, einzelne Anforderungen klarer zu formulieren. Dies zeigt sich in der neuen Normfassung beispielsweise in den folgenden Bereichen:
Plan zur Energiedatensammlung
Der bisher unter „Überwachung, Messung und Analyse“ geforderte „Plan für die Energiemessung“ wird in der Neufassung der ISO 50001:2018 als „Plan zur Energiedatensammlung“ zum Bestandteil der EnMS-Planung. Die Norm konkretisiert die Anforderungen, die dieser Plan erfüllen muss. In ihm halten Unternehmen fest, welche Daten – genau und wiederholbar – gesammelt und als dokumentierte Information aufbewahrt werden. Auch die Methoden, mit denen gültige Mess- und Überwachungsergebnisse sichergestellt werden sollen, müssen Unternehmen hier bestimmen.
Energetische Bewertung
Die Norm verdeutlicht, dass in der energetischen Bewertung die relevanten Variablen, die aktuelle energiebezogene Leistung und die Personen mit einer möglichen Einflussnahme auf den wesentlichen Energieeinsatz (= SEU) bestimmt und dokumentiert werden müssen.
Bis wann müssen Energiemanagementsysteme auf die neue ISO 50001:2018 umgestellt sein?
Die Übergangsfrist zur ISO 50001:2018 beträgt drei Jahre nach der Veröffentlichung der englischen Fassung der Norm. Nach dem 21.8.2021 laufen also alle Zertifikate eines Energiemanagementsystems ab oder müssen zurückgezogen werden.
Aber Vorsicht: Zertifizierungsgesellschaften dürfen nach 18 Monaten ab Veröffentlichungsdatum nur noch nach der ISO 50001:2018 auditieren und zertifizieren (also seit dem 21.02.2020). Unternehmen müssen die Umstellung also frühzeitiger planen, als dies bei der ISO 9001 und der ISO 14001 der Fall war. Hier konnten Unternehmen die vollen drei Jahre Übergangsfrist ausschöpfen.
Es ist daher wichtig, so früh wie möglich mit der Umstellung zu beginnen. Sie können dabei folgendermaßen vorgehen:
- Verantwortlichkeiten festlegen und Projektplan erstellen.
- Delta identifizieren (GAP-Analyse).
- Dokumentierte Information ergänzen bzw. neue erstellen.
- Internes Audit durchführen.
- Konkrete Maßnahmen umsetzen (Verantwortlichkeiten, Zeitplan).