ISO 50047: Bestimmung von Energieeinsparungen in Organisationen
Die ISO 50047:2016 beschreibt Methoden, mit denen Organisationen die Höhe ihrer Energieeinsparung bestimmen können: Ein Leitfaden, von dem Unternehmen nur profitieren können.
Die ISO 50047:2016-11 (nachfolgend nur ISO 50047 genannt) mit dem Titel „Energieeinsparungen – Bestimmung von Energieeinsparungen in Organisationen“ zeigt Unternehmen, wie sie die Auswirkungen ihrer Maßnahmen auf ihre Energieeffizienz kalkulieren und darstellen können. Damit reiht sie sich nahtlos ein in die neuen Normen der ISO-5000er-Familie (50006, 50015). Denn diese rücken die den Nachweis einer Verbesserung der energiebezogenen Leistung ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Das ist auch gut so. Spätestens seit Oktober 2017 ist nämlich ein solcher Nachweis für die (Re-)Zertifizierung eines Energiemanagementsystems zwingend erforderlich.
Zwei Vorgehensweisen beschrieben
Die ISO 50047 geht unter anderem auf zwei diametral entgegengesetzte Vorgehensweisen ein, die sich mit den Begriffen „top-down“ und „bottom-up“ zusammenfassen lassen. Was versteht man darunter?
Top-down: Eine übergeordnete Energieleistungskennzahl (z.B. Energieeinsatz pro Produktionsmenge) beschreibt die Energieeffizienz einer kompletten Abteilung oder sogar des kompletten Unternehmens.
Bottom-up: Die Energieeffizienz vieler verschiedener Einsparprojekte wird jeweils durch eine bestimmte Energieleistungskennzahl ausgedrückt. Die Summe der Einsparungen aus den Projekten ergibt dann die Gesamteinsparung des Unternehmens.
Vergleich zwischen Bottom-up- und Top-down-Methode nach ISO 50047:2016
Die Bottom-up-Methode hat den entscheidenden Vorteil, dass ein Unternehmen Energieeinsparungen beweisen kann, sobald es in einem seiner vielen Projekte seine Energieeffizienz verbessert – unabhängig vom Erfolg anderer Projekte und Maßnahmen. Auch kann es sein, dass eine übergeordnete Energieleistungskennzahl eine Verschlechterung der energiebezogenen Leistung aufzeigt, obwohl einzelne Projekte erfolgreich Energie eingespart haben.
Gründe hierfür kann es viele geben, z.B.:
- nicht ausreichende Messtechnik
- zu große Messungenauigkeit
- ein intransparenter Produktmix mit unterschiedlichen produktbezogenen Energieeinsätzen
Die Bottom-up-Bewertung kann sich auf den absoluten Energieverbrauch oder auf projekt- bzw. anlagenspezifische Energieleistungskennzahlen stützen. Nach der ISO 50015 müssen dies übrigens nicht zwingend jene Energieleistungskennzahlen sein, die übergeordnet über das Energiemanagementsystem verfolgt werden.
Aber Achtung: Den „gesunden Menschenverstand”, die Verhältnismäßigkeit und die nachvollziehbare Darstellung von Maßnahmen und Erfolgen kann die Bottom-up-Methode nicht kompensieren. Hat sich die Energieeffizienz überall sonst drastisch verschlechtert, kann die Verbesserung in einer kleinen Unterabteilung auch nicht mehr viel ausrichten. Vielmehr ist das Zusammenspiel dieser Aspekte der zentrale Schlüssel, um die Verbesserung der energiebezogenen Leistung erfolgreich darzustellen.
Link zur Norm
ISO 50047:2016-11 auf der Webseite des Beuth-Verlags