Mit der ISO 50005 leichter zum Energiemanagementsystem
Im September 2021 wurde der internationale Standard ISO 50005:2021 in englischer Sprache veröffentlicht. Kleinen und mittleren Unternehmen wird mit der neuen Norm ein Weg aufgezeigt, wie sie ein EnMS schrittweise und in ihrem eigenen Tempo einführen können – auch mit begrenzten Ressourcen. Dafür greift die ISO 50005 auf die Idee zurück, dass Energiemanagementsysteme in ihrer Entwicklung vier unterschiedliche Stufen durchschreiten können, die sogenannten "Reifegrade".
Die vier Umsetzungsstufen der ISO 50005
Die vier Reifegrade der ISO 50005 (Energiemanagementsysteme – Leitfaden für eine phasenweise Umsetzung) markieren einen bestimmten Umsetzungsstand des EnMS im jeweiligen Kernelement (Kontext der Organisation, energetische Bewertung, Überprüfung von Maßnahmen etc.). Allgemein beschreibt die ISO 50005 diese Reifegrade folgendermaßen:
Stufe 1: Befähigung zum Energiemanagement
- anfängliche Unterstützung durch das Management
- ein gewisses Bewusstsein und Verständnis für den Energieeinsatz und Möglichkeiten zur Energieeinsparung
- Erfassung einiger Energiedaten (z. B. Energierechnungen)
- keine systematischen Energiemanagementpraktiken
Stufe 2: Verbesserung des Energiemanagements
- vorhandene Energiepolitik
- formelles Team
- Durchführung einer grundlegenden Analyse des Energieverbrauchs und der Energiekostendaten
- Bewertung der Möglichkeiten für Energieeinsparungen
- einige systematische Energiemanagementpraktiken
Stufe 3: neu entstehendes EnMS
- systematische Energiemanagementpraktiken
- das Energiemanagement wird strategisch
- Überwachung und Bewertung werden verbessert
- die Einhaltung rechtlicher Vorschriften ist Teil des EnMS
- die Organisation lernt
Stufe 4: eingeführtes EnMS
- fortlaufende Verbesserung des EnMS und der energiebezogenen Leistung
- Kernelemente von ISO 50001 sind umgesetzt, bereit für eine Lückenanalyse gegenüber einem EnMS ISO 50001, falls gewünscht
In Anhang B listet die ISO 50005:2021 die Voraussetzungen für das Erreichen der Stufen 1 bis 4 für jedes Kernelement in detaillierter Form auf.
Vorteile diese „Reifegradmodells“
Dieses „Reifegradmodell“ bietet den Unternehmen, die ein EnMS aufbauen möchten, die Möglichkeit, zunächst den eigenen Istzustand zu bestimmen, Verbesserungspotenziale zu erkennen und erste Ziele festzulegen.
Es empfiehlt sich, mit der Weiterenwicklung in den Bereichen zu beginnen, in denen das größte Verbesserungspotenzial besteht und eine Verbesserung der energiebezogenen Leistung einfach und/oder kostengünstig zu bewerkstelligen ist.
Welches Kernelement welchen Reifegrad in welchem Tempo erreichen soll, kann jedes Unternehmen selbst festlegen. Damit ist es auch möglich, sich nur auf einige der Elemente oder Themen zu konzentrieren. Wer den Reifegrad vier für alle zwölf Elemente erreicht hat, kann mit relativ wenig zusätzlichem Aufwand über einige Ergänzungen und Anpassungen die Konformität mit ISO 50001 herstellen.
Relevanz der ISO 50005 für Beihilfen
Die schrittweise Einführung eines EnMS über die ISO 50005:2021 kann für KMU auch im Hinblick auf die Bestimmungen der BEHG-Carbon-Leakage-Verordnung (BECV) von Vorteil sein. Zwar knüpft § 10 der BECV die Gewährung von Beihilfen an EMAS oder ein zertifiziertes Energiemanagementsystem nach DIN EN ISO 50001.
Für Unternehmen, deren durchschnittlichen Gesamtenergieverbrauch fossiler Brennstoffe in den zurückliegenden drei Jahren weniger als zehn Gigawattstunden betrug, reicht es jedoch aus, wenn sie
- „ein nicht zertifiziertes Energiemanagementsystem auf Basis der DIN EN ISO 50005:2021 mindestens entsprechend Umsetzungsstufe 3 betreiben“
- oder Mitglied in einem bei der Initiative Energieeffizienz- und Klimaschutznetzwerke angemeldeten Energieeffizienz- und Klimaschutznetzwerk sind.