Unterschiede bei Energieaudits nach ISO 50002 und DIN EN 16247-1
Im Kleinen verdeutlicht oder erweitert die ISO 50002 die Anforderungen der DIN EN 16247-1, denen ein Energieaudit genügen muss. In diesem Überblick zeigen wir die drei wichtigsten inhaltlichen Unterschiede zwischen den beiden Normen.
Bereits am 1. Juli 2014 wurde die ISO 50002 mit dem Titel „Energy audits – Requirements with guidance for use“ (Energieaudits – Anforderungen mit Anleitung zur Anwendung) auf Englisch veröffentlicht (die Norm finden Sie hier beim Beuth-Verlag). Eine deutsche Übersetzung der Norm gibt es bis heute nicht – das lohne sich schlichtweg nicht, sagt die ISO. Zu ähnlich seien die Regelungen denjenigen Bedingungen, die bereits die deutschsprachige DIN EN 16247-1 an Energieaudits stellt.
Gibt es überhaupt Unterschiede zwischen ISO 50002 und DIN EN 16247-1?
Tatsächlich stimmen die beiden Normen in vielen Abschnitten überein – sei es der generelle Aufbau, der Ablauf eines Audits oder grundlegende Definitionen. Kein Wunder, denn die ISO 50002 basiert auf der älteren europäischen DIN EN 16247-1. Wie es sich für eine internationale Norm gehört, sind in die ISO 50002 aber auch die Anregungen außereuropäischer Experten eingeflossen.
Im Kleinen verdeutlicht oder erweitert die ISO 50002 die Anforderungen der DIN EN 16247-1, denen ein Energieaudit genügen muss. In diesem Überblick zeigen wir die drei wichtigsten inhaltlichen Unterschiede zwischen den beiden Normen.
Die DIN EN 16247-1 ist mitnichten obsolet, nur weil die ISO-Norm veröffentlicht wurde. Als EN-Norm dient sie europäischen Rechtsvorschriften als wichtiger Bezugspunkt. Beispiele hierfür sind die Spitzenausgleich-Effizienzsystemverordnung (SpaEfV) oder das Energieaudit gemäß Energiedienstleistungsgesetz.
Anforderungen bei der Durchführung und der Qualifikation
Klarer als die DIN EN 16247-1 stellt die ISO 50002 ihre Anforderungen an Energieaudit und Energieauditor heraus. Eine ganze Reihe von Fragen müssen Auditor und Auftraggeber demnach schon zu Beginn des Audits geklärt haben: Dazu gehören die jeweiligen Rollen, Verantwortlichkeiten und Befugnisse. Dazu gehört auch, dass Unternehmen bereits vor der Planungsphase einen festen Ansprechpartner für den Auditor benennen.
Über die Qualifikation des Auditors stellt die ISO-Norm fest: Wer nicht mit den auditierten Energieeinsätzen vertraut ist, nicht die wichtigen Vorschriften und Normen kennt und keine technischen Fähigkeiten in den relevanten Bereichen hat, der darf keine Energieaudits durchführen.
Messplan nach ISO 50002 und DIN EN 16247
Messungen nach ISO 50002
Der Abschnitt 5.5 der ISO 50002 macht konkrete Vorgaben zu Messeinrichtungen und Messverfahren. In einem „Messplan“ müssen folgende Angaben festgehalten werden:
- eine Aufstellung der vorhandenen Messpunkte und Messeinrichtungen
- mögliche weitere Messpunkte, geeignete Messeinrichtungen und die Machbarkeit der Einrichtung
- Anforderungen an Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Messungen
- Dauer und Häufigkeit der Messungen
- die Häufigkeit der Erfassung der Messergebnisse
- angemessene Zeiträume bei vorübergehenden Messungen
- von der auditierten Organisation zu liefernde Daten, z.B. Produktionsmengen oder andere Parameter
- Verantwortlichkeiten für die Durchführung der Messungen
Messungen nach DIN EN 16247
Mit der Revision der Norm DIN EN 16247-1 im November 2022 ging eine Konkretisierung des Themas Messung einher. So findet sich nun auch unter Punkt 5.4 der Norm ein (neuer) Abschnitt mit dem Titel „Messplan“. Zudem wird an verschiedenen Stellen auf die Verantwortung des Energieauditors hingewiesen, die Qualität der erhaltenen Informationen und Daten zu prüfen und zu beurteilen, inwieweit diese ausreicht und ob weitere Datenerhebungen bzw. Messungen erforderlich sind.
Konkret wird nun gefordert, dass zwischen Energieauditor und Organisation eine Vereinbarung getroffen werden muss über einen Messplan für die Daten, die für das Energieaudit erforderlich sind.
Der Messplan sollte insbesondere die relevanten Messpunkte, ihre zugehörigen Prozesse und die dabei zu verwendenden Messgeräte enthalten. Diese Messungen können dann auch temporär sein und ausschließlich im Vorfeld bzw. während des Energieaudits erfolgen, ihre Repräsentativität vorausgesetzt.
Stichprobenverfahren
Neben dem Messplan ist das Stichprobenahmeverfahren eine weitere wichtige Neuerung durch die novellierte DIN EN 16247-1. Das neu aufgenommene sogenannte Stichprobenahmeverfahren soll eine Erleichterung für den Energieauditprozess darstellen. Es soll künftig in Fällen angewendet werden, in denen es praktisch nicht durchführbar oder nicht wirtschaftlich ist, alle während eines Energieaudits verfügbaren Informationen zu untersuchen. Eine Entsprechung des Kapitels in der ISO 50002 gibt es nicht.
Transparenz bei Daten und Verbesserungspotenzialen
Die ISO 50002 präzisiert die Art und Weise, wie Energieauditoren Verbesserungspotenziale identifizieren. Sie geht also intensiver auf die Datenanalyse ein.
Im Abschlussbericht möchte sie die Bedingungen und Annahmen für Messungen, Abschätzungen und Bewertungen herausgestellt sehen, und sie verlangt eine Zusammenfassung des Energieeinsatzes und des Energieverbrauchs. Diese Forderungen reihen sich nahtlos in ein Muster ein, dem sich die ISO 50002 generell stärker als die DIN EN 16247-1 verschrieben hat: Transparenz und Plausibilität bei der Messung und Datenanalyse.
Fazit zum Unterschied ISO 50002 und DIN EN 16247
Hatte die ISO 50002 bis zur Novellierung der DIN EN 16247-1 im November 2022 zwar den identischen Aufbau, aber teils einen stärkeren Fokus auf die Themen Messkonzept, Datenaufnahme und Datenanalyse, zeigt sich in der neuen DIN EN 16247-1 durch das neue Kapitel zum Messplan, dass die DIN EN 16247-1 diese Aspekte nun mehr als nur integriert hat. Gleichzeitig findet das Kapitel zum Stichprobenahmeverfahren bisher keine ausdrückliche Berücksichtigung in der ISO 50002.
→ Lesen Sie in diesem Beitrag mehr zum Energieaudit nach DIN EN 16247.