Energieziele definieren, kommunizieren und erreichen
Die Anforderungen der Norm sind mit der Revision erweitert worden und das zu Recht. Gibt es doch immer noch viele Unternehmen, die Energieziele nur für den Auditor kreieren und somit ein Parallelsystem zum eigentlichen Managementsystem betreiben.
Bevor in einem Unternehmen ein Energiemanagementsystem eingeführt wird, gilt es, Energieziele zu definieren. Nur anhand klar definierter und messbarer Erfolgskriterien lässt sich später überprüfen, wie wirksam und erfolgreich die umgesetzten Maßnahmen waren. Der regelmäßige Abgleich von Aufgaben und Maßnahmen mit den festgelegten Energiezielen führt zu einer fortlaufenden Verbesserung der Energieeffizienz, wie sie die revidierte Fassung der Norm jetzt fordert.
Die neue ISO 50001: 2018 unterscheidet dabei strenggenommen
- Energieziele, die eine Verbesserung der Energieeffizienz fordern sowie
- sonstige Ziele, die sich auf eine Verbesserung der Strukturen oder Prozesse des Managementsystems beziehen.
Expertentipp
Wenn sich z. B. Rahmenbedingungen verändern und ein Unternehmen einzelne Ziele nicht mehr erreichen kann, muss es diese an die neuen Bedingungen anpassen. Viele Unternehmen agieren aber erst im Rahmen der Managementbewertung, stellen dort fest, dass sie die Ziele nicht erreicht haben und liefern bestenfalls eine Begründung.
Energieziele sollen aber eine motivierende Wirkung auf Mitarbeiter haben. Weiß ein Mitarbeiter schon nach kurzer Zeit, dass er die gesteckten Ziele nicht erreichen kann, stellt er seine Bemühungen ein. So geht Leistungspotenzial verloren und Mitarbeiter werden demotiviert.
Arten von Energiezielen
Zwar fordert die neue ISO 50001:2018 nicht mehr explizit, strategische sowie operative Energieziele zu definieren. Um souverän mit Zielen umzugehen, bietet sich eine solche Unterscheidung jedoch weiterhin an.
Strategische Energieziele
Strategische Ziele sind generelle Ziele, die sich ein Unternehmen selbst in Übereinstimmung mit seiner Energiepolitik gibt. Das soll heißen, dass alle Ziele der in der Politik festgeschriebenen Richtung folgen müssen.
Operative Energieziele
Aus den strategischen ergeben sich die operativen Energieziele, die detaillierte und quantifizierbare Anforderungen an die energiebezogene Leistung enthalten.
Sie können diese als relative Kennzahlen definieren, damit eine Leistungsänderung im Unternehmen sich nicht während des Energiemanagementprozesses auf die Maßnahmen auswirkt. Statt „Reduktion der Energiekosten um … Euro pro Jahr“ sollten Sie z.B. besser „Reduktion der Energiekosten pro Stück produzierte Einheit um 5 %“ festlegen.
Sinnvolle operative Ziele lassen sich anhand folgender Kriterien definieren:
- Ehrgeizig: Nur mit ehrgeizigen Energiezielen kannsich ein Unternehmen zu fortlaufender Verbesserung motivieren
- Realistisch: Zugleich sollten die Ziele realistisch sein, um im vorgegebenen Zeitrahmen erreicht werden zu können
- Spezifisch und messbar: Erst konkrete Zahlen und Daten, die später mit dem Erreichten abgeglichen werden, machen es möglich, die Wirksamkeit der Maßnahmen zu überprüfen. Dabei schränkt die Norm interessanterweise „messbar“ schon ein auf „soweit machbar”. Dieses „soweit machbar” bezieht sich sowohl auf den wirtschaftlichen Effekt, also auch darauf, dass es nicht zielführend sein kann, jede kleinste energetische Veränderung mit aufwendiger Messtechnik nachzumessen.
Operative Ziele können sich auf Einrichtungen, Anlagen und Abteilungen beziehen. Aber auch Themen wie betriebsinterne Schulungen und Mitarbeitersensibilisierung können als operative Ziele formuliert und damit konkretisiert und „schlagkräftiger“ gemacht werden.
Kommunikation der Energieziele im Unternehmen
Da die erste und zweite Führungsebene in der Regel bei der Erstellung der Vorgaben involviert sind, heißt es nun, die darunterliegenden Ebenen zu informieren. Hier ergibt es sicherlich keinen Sinn, allen Mitarbeitern das komplette Zielsystem vorzustellen und zu erläutern. Die Mitarbeiter sollten aber auf jeden Fall die Ziele kennen, an deren Erreichung sie maßgeblich beteiligt sind. Letztlich beteiligten sich die Mitarbeitern oft auch daran, Maßnahmen zur Erreichung der Ziele zu definieren.
Auch sollten Sie die Mitarbeiter in regelmäßigen Abständen über den aktuellen Stand der Zielerreichung informieren. Wenn diese sich dafür einsetzen, das Unternehmen voranzubringen und an Zielen aktiv mitarbeiten, ist ein wertschätzender Umgang Pflicht. Zeigen Sie ihnen, wozu ihre Bemühungen bisher geführt haben und was noch aussteht. Läuft etwas richtig gut, geizen Sie nicht mit Lob.
Planung der Zielerreichung
Damit Ziele und Energieziele nicht nur reine Makulatur sind, fordert die Norm die konkrete Planung der Zielerreichung. Das bedeutet: Haben Sie Energieziele und sonstige Ziele definiert, müssen im nächsten Schritt die beeinflussbaren Parameter ermittelt sowie Termine und Verantwortlichkeiten festgelegt werden.
In einem Aktionsplan schreiben Sie die Maßnahmen nieder, die zur Erreichung der Energieziele führen sollen. Dabei ist es wichtig, dass diese mit entsprechenden Ressourcen hinterlegt sind und die abgeleiteten Maßnahmen in die alltäglichen Arbeitsabläufe integriert werden können.