Energieeffiziente Beschaffung: so klappt’s
Energieeffiziente Beschaffung leistet einen Beitrag zum Klimaschutz und senkt langfristig die Kosten. Deshalb ist sie nicht nur für die öffentliche Verwaltung, sondern auch für Unternehmen von großer Bedeutung. Welche Bereiche darunter fallen und wie sich eine energieeffiziente Beschaffung verwirklichen lässt, lesen Sie hier.
Was ist energieeffiziente Beschaffung?
Energieeffiziente Beschaffung ist Teil der nachhaltigen Beschaffung und umfasst den Einkauf von Waren und Dienstleistungen, die durch ihre Eigenschaften die Energieeffizienz in einem Unternehmen, einer Behörde, aber auch einer Stadt oder Kommune steigern. Zu diesen Waren und Dienstleistungen gehören unter anderem:
- Büro- und Haushaltsgeräte
- Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT)
- Innen- und Außenbeleuchtung
- Fahrzeuge
- Strom und Wärme
Orientierung liefert die ISO 20400:04-2017 – Nachhaltige Beschaffung
In der ISO 20400:04-2017 – Sustainable Procurement (Nachhaltiges Beschaffungswesen) spielen neben der Energieeffizienz eines Produkts weitere Themen aus der Ökologie eine Rolle – ebenso wie soziale und ökonomische Gesichtspunkte. Zu den Elementen, die die Norm unter Nachhaltigkeit subsumiert, gehören z.B. Menschenrechte, Arbeitsbedingungen und Verbraucherrechte.
Die Empfehlungen der Norm geben jedoch genauso gut Orientierung, wenn es „nur“ darum geht, die Beschaffung möglichst energieeffizient zu gestalten.
Sie zeigt z.B., wie
- Einkäufer Kriterien für die Nachhaltigkeit (verpflichtend und optional) in den Einkaufsprozess integrieren können,
- der Lieferant ausgewählt sowie letztlich
- die Auftragsausführung gestaltet werden kann.
Die Norm beschreibt keine Anforderungen an Lieferanten, sondern zeigt, wie Einkäufer Kriterien für Nachhaltigkeit festlegen und umsetzen können. Damit können sie ihre gesamte Lieferkette nachhaltiger gestalten.
Ziel energieeffizienter Beschaffung: Lebenszykluskosten senken
Unter „Lebenszykluskosten“ versteht man die Investitions-, Betriebs- und Entsorgungskosten für ein Gerät im Rahmen einer definierten Nutzungsdauer.
Erst wenn die Lebenszykluskosten berücksichtigt werden, kann die Wirtschaftlichkeit verbrauchsarmer Geräte in vollem Umfang erkannt werden. Die ggf. höheren Anschaffungskosten für energieeffiziente Produkte erscheinen so in einem anderen Licht; deutlich wird, dass sie sich schnell amortisieren und langfristig zu Einsparungen führen.
In vier Schritten zur energieeffizienten Beschaffung
Im öffentlichen Bereich gibt es viele gesetzliche Regelungen, die vorschreiben, wie die Bedarfsanalyse, das Ausschreibungsverfahren sowie der Entscheidungsprozess auszusehen haben, wenn eine größere Investition getätigt werden soll.
Im privaten Bereich gibt es keine solchen Vorschriften, aber strukturierte Vorgehensweisen etablieren sich auch hier teilweise (gerade bei größeren Firmen), da auf diese Weise die Beschaffung zeit- und kosteneffizient durchgeführt werden kann.
Einige Managementsysteme fordern auch, den Prozess zu strukturieren und zu steuern. So sieht die ISO 50001 vor, den Energieverbrauch in Beschaffungsentscheidungen einzubeziehen und hierzu Verfahren festzulegen.
Nachfolgend wird gezeigt, wie ein Prozess zur energieeffizienten Beschaffung gegliedert sein könnte. Das Vorgehen lässt sich ebenso gut auf eine um umwelt- und Sozialkriterien erweiterte nachhaltige Beschaffung anwenden.
1. Definition der Beschaffungspolitik
Die Beschaffungspolitik sollte gegebenenfalls schon im Vorfeld definiert werden. Wer über den Stellenwert von Umweltkriterien reflektiert, kann so mehr oder weniger ambitionierte Grund- und Leitsätze für die Beschaffungspolitik festlegen.
Die Beschaffungspolitik orientiert sich also an der Priorität von Umweltzielen für das Unternehmen. So können Sie sich bei Produkt- und Beschaffungsentscheidungen auf die definierten Leitsätze berufen.
2. Bedarfsanalyse und -feststellung
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Erfassung des Istzustands, Schlussfolgerung, ob eine Neuanschaffung überhaupt notwendig ist oder ob ein besseres Ergebnis durch Reparatur oder Leasing erzielt werden kann.
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Falls Energieeffizienzgründe den Austausch bedingen: Energiekennzahlen wie Stromverbrauch von Geräten im Vergleich mit aktuellen Produkten helfen bei der Entscheidung.
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Klären: Welche Produkttypen sind verfügbar, um die Aufgabe zu lösen (vgl. z.B. Fax, Drucker und Scanner mit einem einzigen Multifunktionsgerät)? Was ist der Stand der Technik? Dabei hilft es, auf dem Markt verfügbare Produktarten zu recherchieren und Innovationen kennenzulernen.
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In welcher Anzahl wird das Produkt benötigt? (Ist z.B. für jeden Arbeitsplatz ein eigener Drucker nötig?)
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Welcher Funktionsumfang ist nötig? Welche technischen Anforderungen gibt es? Abgrenzung der notwendigen Funktionen von optionalen Komfort- oder Zusatzfunktionen!
Entscheidungshilfe Kriterienkatalog
Es kann sich lohnen, einen Kriterienkatalog zu erstellen. Hier können Sie z.B.
- Ausschlusskriterien (Muss-Kriterien, die unbedingt erfüllt werden müssen) und
- Bewertungskriterien (Kriterien, die ein Pluspunkt gegenüber anderen Geräten sind, die diese nicht aufweisen)
für verschiedene Produktklassen definieren. Den Kriterienkatalog können Sie dann als Anhang der Beschaffungspolitik zuordnen.
3. Einholen von Angeboten und Bewertung verfügbarer Produkte
Dies kann geschehen durch:
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Eigene Recherchen oder ggf. Ausschreibung
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Erfassung und Vergleich der auf dem Markt verfügbaren Produkte und der eingeholten Angebote, die den bereits definierten Anforderungen gerecht werden, ggf. unter Einbezug verschiedener relevanter Betriebsmodi
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Vergleich der Produkte hinsichtlich folgender kaufentscheidender Kriterien und anschließender Abgleich mit Kriterienkatalog:
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Anschaffungspreis,
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technische Funktionen,
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Energieverbrauch/Energieeffizienzkriterien während verschiedener Betriebsmodi und energetischer Kennzahlen (soweit verfügbar)
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Energie- oder Umweltlabel (z.B. Blauer Engel oder Energy Star)
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Durchführung einer Lebenszykluskostenanalyse zum detaillierten Vergleich der attraktivsten Angebote oder bei größeren Anschaffungen: Auf der Website des Umweltbundesamts gibt es Berechnungshilfen für Lebenszyklusanalysen.
4. Kaufentscheidung
Auf Basis der gewonnenen Informationen und der Priorität der verschiedenen gewünschten Produkteigenschaften (Kriterien z.B. Lebenszykluskosten, Energieeffizienz, Label, technischer Eignung etc.) entscheiden Sie sich zum Kauf.
Fazit Energieeffiziente Beschaffung
Die Beschaffungsverantwortlichen sollten ihre Möglichkeiten zur Einflussnahme an dieser Stelle nicht unterschätzen, sondern nutzen. So senken sie nicht nur den Energieverbrauch und damit die Kosten in ihrer Verwaltung oder ihrem Unternehmen. Langfristig wirken sich ihre Entscheidungen auch auf die Produktentwicklung aus.
Bei der Bewertung verschiedener Produkte helfen Ihnen z.B. Benchmarking-Vergleiche, oder der Blick auf eigens erhobene Energiekennzahlen. Im IT-Bereich können Sie sich an Siegeln orientieren wie z.B. dem Blauen Engel.
Lag der Fokus des Themas bisher vor allem auf dem öffentlichen Sektor, dem eine Vorreiterrolle zukam, so wird energieeffiziente Beschaffung in der Zukunft auch im privatwirtschaftlichen Sektor immer wichtiger werden.