14.07.2021

Energie-Benchmarking: Was Einsteiger wissen sollten

Um die Energieeffizienz zu steigern, müssen Sie zuerst den tatsächlichen Energieverbrauch im Unternehmen ermitteln und bewerten. Energie-Benchmarking ist dabei eines der wirkungsvollsten Instrumente. Es zeigt Schwachstellen, aber auch Optimierungspotenziale auf.

Das Energie-Benchmarking ermöglicht die Identifikation von Verbesserungspotenzialen, die aus der Masse an Daten dann herausstechen.

Benchmarking ist ein betriebswirtschaftliches Verfahren, bei dem gleichartige Dinge, zum Beispiel Produkte, Prozesse oder Dienstleistungen, fortlaufend und systematisch miteinander verglichen werden. Dazu bedarf es eines festen Bezugswerts, auf den sich der Vergleich bezieht. Diesen bezeichnet man als Benchmark. Energie-Benchmarking verfolgt das Ziel, Erkenntnisse zu gewinnen und Optimierungsmaßnahmen abzuleiten, um Energieeffizienzsteigerungen im Unternehmen zu erreichen. Diese Verbesserungen können Sie zum einen auf der Basis von festgestellten Best-Practice-Fällen (kurzfristig), zum anderen durch einen kontinuierlichen Lernprozess im Unternehmen (mittel- bis langfristig) erreichen.

Externes Energie-Benchmarking: der Vergleich mit Wettbewerbern

In der Betriebswirtschaft kennt man die Benchmark als Instrument der Wettbewerbsanalyse. Mehrere Unternehmen werden im Hinblick auf bestimmte Aspekte miteinander verglichen. Benchmarks sind hier die erfolgreichsten Prozesse und Methoden, auch „Best Practices“ genannt. An ihnen orientieren sich künftig die Konkurrenzunternehmen, um ihre eigenen Funktionen und Prozesse zu optimieren.

Es gibt verschiedene Methoden, ein externes Benchmarking durchzuführen: Sie können z.B. Unternehmen ansprechen, deren Performance Sie für erstrebenswert halten. Wichtig bei dieser Art des Benchmarkings ist die Offenheit, mit der die beiden Partner miteinander umgehen müssen. Denn auch der Partner, der eigentlich das besser aufgestellte Unternehmen ist, wird nur an einer solchen Aktion teilnehmen wollen, wenn es auch für ihn einen Mehrwert im Projekt gibt.

Standardisierter sind Benchmark-Netzwerke, wie sie Verbände, Industrie- und Handelskammern und Forschungseinrichtungen regelmäßig ins Leben rufen. In solchen Netzwerken finden sich gleichartige Firmen, vornehmlich aber auch Unternehmen aus anderen Branchen, sodass der Verlust der eigenen Marktstellung in der eigenen Branche von vornherein begrenzt wird.

Internes Benchmarking

Beim innerbetrieblichen oder internen Benchmarking werden Vergleiche innerhalb eines Unternehmens angestellt. Auch hier geht es darum, die besten Ergebnisse zu erzielen. Sie können anhand bestimmter Benchmarks ähnliche Dienstleistungen in verschiedenen Abteilungen zu unterschiedlichen Zeiten miteinander vergleichen. Innerbetriebliche Benchmarks dokumentieren zum Beispiel, welcher Standort oder welche Fertigungslinie am effizientesten ist.

Bei internem Benchmarking ist die Datenbasis meist sehr gut. Allerdings bleibt die Verbesserung oft auf Potenziale beschränkt, über die bereits Kenntnisse im Unternehmen vorliegen.

Energie-Benchmarking: Probleme und Chancen

Richtig angewendet kann das Energie-Benchmarking zu einer der wirkungsvollsten Methoden des Energiemanagements werden. Es birgt jedoch die Gefahr von Fehlern, wenn Sie Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren nicht ausreichend berücksichtigen. Sie müssen daher die Systemgrenzen und die Betriebsbedingungen, unter denen Sie die Kennzahlen ermitteln, eindeutig festlegen. Wenn Sie die Werte unter nicht identischen Bedingungen identifizieren, ist ihr Vergleich wenig aussagekräftig.

Wer solche Fehler vermeidet, kann mit internem Energie-Benchmarking wertvolle Energieverbrauchsdaten gewinnen. Das so erworbene Wissen ist sehr praxisbezogen und alltagstauglich: Wenn Sie beispielsweise die ermittelten Verbräuche mit den aktuellen und zukünftigen Energiepreisen in Verbindung setzen, können Sie die zu erwartenden Energiekosten im Unternehmen einschätzen.

Quellen für Benchmarks

Was sind nun Quellen für Benchmarks? Quellen sind selbst erhobene Daten, fremd erhobene Daten, die Dritte im Rahmen eines erteilten Auftrags gesammelt haben, sowie allgemein zugängliche Informationen aus Veröffentlichungen, Bibliotheken, Registern und spezieller Software. Hierdurch erhält man bei geeigneten Recherchemethoden bereits einen sehr guten Einblick in verschiedene Fachgebiete.

Wichtig hierbei sind insbesondere die Dokumentation der Benchmark-Quellen und die Überprüfung der Validität der erlangten Informationen. Eine der Hauptschwächen im Internet bleibt die mangelnde Qualitätskontrolle der hier verbreiteten Informationen.

Gut eignen sich auch die Best Available Techniques Referencs Documents, zu Deutsch beste verfügbare Technologiedokumente. Das sind Dokumente der europäischen Kommission, in denen die beste zur Verfügung stehende Technik zur Vermeidung und Minderung von Umweltauswirkungen eines Wirtschaftszweigs beschrieben wird. Die BVT-Merkblätter münden in die sogenannte BVT-Schlussfolgerungen, die als separates Dokument auch in allen EU-Sprachen veröffentlicht werden müssen. Diese BVT-Schlussfolgerungen nennen die Emissionswerte, die sich mit den besten verfügbaren Technologien erreichen lassen.

Autor*innen: Susanne Niemuth-Engelmann, Bernd Maur