Diese Bestimmungen der ISO 50003 sollten Energiemanager kennen
Der Titel der ISO 50003 erweckt zunächst den Anschein, Energiemanager könnten sie getrost ignorieren. „Energiemanagementsysteme – Anforderungen an Stellen, die Energiemanagementsysteme auditieren und zertifizieren“, nennt sie sich. Ein Blick hinein lohnt sich trotzdem, stellt die Norm doch mal eben die bisherige Zertifizierungspraxis auf den Kopf.
Welchen Gestaltungsspielraum haben Zertifizierer? Welchen Zwängen unterliegen sie? Die Antworten der ISO 50003 auf diese Fragen helfen Energiemanagern dabei, die Erfolgsaussichten einer Diskussion mit ihrem Zertifizierer einzuschätzen und seine Entscheidungen zu verstehen – oder zu hinterfragen. Im Folgenden geben wir einen Überblick über jene Vorgaben der Norm, die zu kennen sich für Energiemanager lohnt.
Verbesserung der energiebezogenen Leistung zwingend
Die ISO 50003 schreibt in Absatz 3.6 vor: „Die Klassifizierung einer Abweichung als Hauptabweichung kann erfolgen, wenn sich die energiebezogene Leistung nicht verbessert hat.“ Soll heißen: Erhöht ein Energiemanagementsystem nicht die Energieeffizienz oder senkt nicht den Energieverbrauch bzw. Energieeinsatz eines Unternehmens, erhält es nach ISO 50003 kein Zertifikat. Das ist für Unternehmen sicherlich die bahnbrechendste Neuerung dieser Norm. Bislang müssen Unternehmer für ein Zertifikat nur darauf achten, dass ihr Energiemanagementsystem gemäß den Vorgaben der ISO 50001 funktioniert.
Vorgaben der ISO 50003 zur Auditzeit
Die Auditplanung, der Vor-Ort-Termin, der Review-Prozess und die Erstellung des abschließenden Auditberichts kosten Zeit. Wie viel Zeit Zertifizierer dafür insgesamt brauchen sollten, berechnet die ISO 50003 anhand eines komplizierten Schlüssels. Dafür berücksichtigt sie:
- die Energiequellen
- die Bereiche mit wesentlicher Energienutzung
- den Energieverbrauch
- die Anzahl der am Energiemanagementsystem beteiligten Personen (effective personnel)
Mit diesen Änderungen basiert der Aufwand der Zertifizierung stärker auf der Energierelevanz des Unternehmens.
Die so ermittelten Auditzeiten fasst die Norm im Annex A zusammen. Wichtig dabei: Der Zertifizierer kann die Auditzeiten nach eigenen Kriterien erhöhen oder verkürzen. Diese muss er aber transparent darlegen und dokumentieren.
Vorgaben zu Organisationen mit mehreren Standorten
In der Regel sollten Zertifizierer jeden Standort der Organisation, der von der Zertifizierung abzudecken ist, auditieren. Wenn sich die Tätigkeiten an verschiedenen Standorten aber ähneln, kann die Zertifizierungsstelle das EnMS auch stichprobenartig überprüfen. Die ISO 50003 erlaubt das ausdrücklich und beschreibt, welche Faktoren die Stichprobenauswahl, -größe und die dafür benötigte Zeit leiten sollten. Dabei lehnt sie sich stark an das Merkblatt 71 SD 6013 der der DAkkS (Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH) an. Neu ist hier, dass bei Multi-Site Organisationen die Auditdauer auch separat nach oben genannter Methode kalkuliert werden muss.