DIN VDE 0100-460: Trennen und Schalten
Die Norm DIN VDE 0100-460 gilt für manuell, direkt betätigende und fernwirkende Trenn- und Schaltmaßnahmen. In Verbindung mit elektrischen Anlagen oder Betriebsmitteln können hierbei Gefahren auftreten. Um diese zu verhindern und vorgegebene Schutzziele zu erreichen, gelten die Richtwerte der DIN VDE 0100-460. Die Norm beschreibt insbesondere die Anforderungen an Maßnahmen zum Trennen und Schalten in Niederspannungsanlagen.
DIN VDE 0100-460 und DIN VDE 0100-530: Gemeinsamkeiten und Differenzierungen
Die Überarbeitung dieser beiden Normen erfolgte parallel im Juni 2018:
- DIN VDE 0100-460:2018-06 „Errichten von Niederspannungsanlagen – Teil 4-46: Schutzmaßnahmen – Trennen und Schalten“
- DIN VDE 0100-530:2018-06 „Errichten von Niederspannungsanlagen – Teil 530: Auswahl und Errichtung elektrischer Betriebsmittel – Schalt- und Steuergeräte“
Beide Normen nehmen eine wichtige Rolle bei der Errichtung von Niederspannungsanlagen ein, insbesondere wenn es um das Trennen und Schalten geht. Mit den Neuausgaben der beiden aktualisierten Fassungen der Normen im Juni 2018 war die Überarbeitung abgeschlossen. Im Zuge der Überarbeitung wurden beide Normen miteinander verbunden.
Auf inhaltlicher Ebene ergibt sich jedoch folgende klare Differenzierung:
- DIN VDE 0100-460 enthält ausschließlich Anforderungen an Maßnahmen zum Trennen und Schalten in Niederspannungsanlagen, um vorgegebene Schutzziele zu erreichen.
- DIN VDE 0100-530 enthält hingegen die Anforderungen an die Auswahl der Geräte, wie Schütz, Relais, Fehlerlichtbogen-Schutzeinrichtung (AFDD), Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) und Leistungsschalter/Leitungsschutzschalter, sowie das Errichten von Einrichtungen zur Erfüllung der vorgegebenen Maßnahmen zum Trennen und Schalten.
Hinweis zur Anwendung beider Normen
Anwender sollten die beiden Normen stets zusammen lesen, denn die spezielle DIN VDE 0100-530 konkretisiert die allgemeinen Vorgaben der DIN VDE 0100-460 für Maßnahmen zum Trennen und Schalten in Niederspannungsanlagen.
DIN VDE 0100-460: Die Änderungen
Gegenüber der Vorgängerversion aus dem Jahr 2002 weist die Fassung der DIN VDE 0100-460 vom Jahr 2018 laut dem Normtext u.a. folgende Änderungen auf:
- Überarbeitung des Inhalts dergestalt, dass ausschließlich Anforderungen an die Maßnahmen zum Trennen und Schalten in diesem Teil enthalten sind. Anforderungen an die Auswahl und Errichtung der Einrichtungen zum Trennen und Schalten wurden in den zeitgleich überarbeiteten Abschnitt 537 der DIN VDE 0100-530 überführt.
- Aufnahme von Anforderungen zum Trennen für das Ausschalten für mechanische Instandhaltung und für das Ausschalten für Not-Aus.
Nach DIN VDE 0100-460 nur noch Not-Aus
Erstmals legt die aktuelle Version der DIN VDE 0100-460 also fest, dass im Rahmen der 0100er-Reihe nur noch der Begriff „Not-Aus“ verwendet wird.
Bekannt ist bei Maschinen auch der Begriff „Not-Halt“, der eine Maschine aber lediglich stoppt und nicht komplett ausschaltet. Der Anwendungsbereich der Reihe DIN VDE 0100 behandelt somit lediglich das „Not-Aus“.
Der „Not-Halt“ kommt weiterhin in spezifischen Normen vor, wie z.B. für Maschinen in DIN EN 60204-1 (VDE 0113-1). Das zufällige und erneute Einschalten abgeschalteter Anlagenteile wird durch Anforderungen an betriebsmäßiges Schalten vermieden.
DIN VDE 0100-460: Wichtiges für die Praxis
Damit Sie sich einen schnellen Überblick verschaffen können, finden Sie nachstehend die wichtigsten Bestimmungen der Norm DIN VDE 0100-4160 für die Elektrosicherheit aufgelistet.
- Der Fassung von 2018 wurde im Vergleich zur Vorgängerversion ein Bild hinzugefügt, wonach nun das einpolige Schalten des Neutralleiters in Leuchtenstromkreisen in Verbindung mit einem Stromstoßschalter als einzige Ausnahme erlaubt ist.
- Der PEN-Leiter in TN-C-Systemen und TN-C-S-Systemen darf grundsätzlich nicht getrennt oder geschaltet werden.
- Es gilt, das Risiko eines elektrischen Schlags durch Restenergie zu vermeiden.
Zu diesem Zweck müssen geeignete Mittel zur Entladung vorhanden sein. Außerdem bedarf es nun eines Warnhinweises, der auf die Entladezeit bzw. die notwendige Wartezeit vor Öffnen eines Verteilers hinweist. - Besteht im Falle eines Einbruchs oder Ausfalls der Spannungsversorgung eine Gefahr durch den Wiederanlauf eines Motors, ist der Stromkreis dagegen zu schützen.
- Für den Notfall muss in jedem Anlagenteil eine Vorkehrung getroffen werden, die das Ausschalten der Spannungsversorgung ermöglicht.
Dabei gilt es, darauf zu achten, dass sämtliche aktiven Leiter getrennt werden und es zu keiner Gefahr beim Ausschalten im Notfall kommt (sogenannte Not-Aus-Funktion). - Bei mechanischen Instandhaltungen bedarf es weiterer Vorkehrungen.
So darf es zu keinem unbeabsichtigten oder versehentlichen Wiedereinschalten kommen. Befindet sich die Einrichtung zum Ausschalten in unmittelbarer Nähe und unter Kontrolle einer Person, bedarf es keiner weiteren Vorkehrungen. - Im Falle eines Erdschlusses muss ein ungewollter Anlauf des Motors verhindert werden.
Steuerstromkreise müssen deshalb gegen Erdschlüsse geschützt werden (PELV). - Es müssen Vorkehrungen getroffen werden, die das Ausschalten im Notfall in jeder elektrischen Anlage vorsehen.
Dabei ist zwingend darauf zu achten, dass es nicht zu Beeinträchtigungen der Wirksamkeit anderer Schutzeinrichtungen mit Sicherheitsfunktionen kommt. - Die Anordnung der Einheiten zum Ausschalten im Notfall muss so beschaffen sein, dass ein einziger Vorgang zur Unterbrechung des betroffenen Stromkreises führen kann.
Durch diese Handlung darf keine weitere Gefahr hervorgerufen bzw. der gesamte Betriebsablauf gestört werden.
Zuständig für die VDE 0100-460:2018-06 ist das nationale Arbeitsgremium K 221 „Elektrische Anlagen und Schutz gegen elektrischen Schlag“ der DKE Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in DIN und VDE (www.dke.de).
Hinweis zu Harmonisierungsdokument
Diese Norm enthält die deutsche Übernahme des Europäischen Harmonisierungsdokuments HD 60364-4-46:2016 + A11:2017 „Errichten von Niederspannungsanlagen – Teil 4-46: „Schutzmaßnahmen – Trennen und Schalten“.
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