22.06.2018

Weltweite Handelshemmnisse bereiten Sorgen

Zölle auf Stahl, Aluminium, Autos – kaum ein Tag vergeht ohne eine getwitterte Zollandrohung aus dem Weißen Haus. Dabei sind die dortigen Zollphantasien bei weitem nicht die einzigen Hemmnisse für den weltweiten Handel. Der DIHK hat noch weit mehr Handelshemmnisse geortet.

International gibt es immer mehr Handelsbarrieren. Das bereitet lt. Umfrage der DIHK der deutschen Wirtschaft Sorgen.

Handelshemmnisse als Schutz vor Wettbewerb

Die US-Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte im Verein mit den angedrohten Gegenmaßnahmen sind nur ein aktuelles, aber beileibe nicht das einzige Beispiel dafür, dass Handelshemmnisse weltweit eine unglückselige Renaissance erleben.

Local Content wird als Schlagwort bei weltweiten Handelsbremsern immer beliebter. Lokale Zusatzanforderungen werden in vielen Ländern geschätzt. Sie sollen die heimische Wirtschaft vor unbequemem Wettbewerb schützen. Letztendlich schaden solche Maßnahmen jedoch allen, warnt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK).

Weltweite Zunahme an Handelshemmnissen

Barrieren im Welthandel schränken die internationalen Geschäfte der deutschen Unternehmen immer mehr ein. Das zeigt die aktuelle DIHK-Umfrage „Going International“. 40 Prozent der deutschen Unternehmen mit Auslandsgeschäft registrieren demnach eine Zunahme an Handelshemmnissen.

Zölle und andere handelsbeschränkende Maßnahmen verursachen zusätzliche Kosten und längere Lieferzeiten.  Unter Umständen verhindern sie sogar das Zustandekommen von Geschäften. Die Unternehmen berichten vor allem von einer steigenden Anzahl lokaler Zertifizierungsanforderungen und unnötiger Sicherheitsanforderungen. Dadurch müssen Produkte in einigen Ländern neben den gängigen internationalen Standards zusätzliche Regelungen erfüllen. Nur dann dürfen sie dort eingeführt und verkauft werden. Nachfolgend nun einige Beispiele aus den Umfrageergebnissen.

Türkei fordert zusätzliche Zertifikate

In der Türkei müssen viele Produkte trotz europäischem CE-Kennzeichen noch einmal extra vor Ort zertifiziert werden. Solche zusätzlichen Zertifizierungsverfahren sind für die Unternehmen mit einem hohen zeitlichen und meist auch finanziellen Aufwand verbunden.

Damit wird, so der DIHK, ein Marktzutritt häufig erheblich erschwert und teurer – gerade für kleine Unternehmen.

Local Content: Produktion vor Ort

„Local Content“-Vorschriften legen fest, dass ein gewisser Anteil der Produktion vor Ort durchgeführt werden muss, um Zöllen zu entgehen. Letztlich können sie die Wahl neuer Produktionsstandorte beeinflussen und so dazu führen, dass nicht der effizienteste Standort ausgewählt wird. Ein Beispiel für Local-Content-Vorschriften sind „Buy American“-Klauseln, durch die amerikanische Produkte bei der Vergabe öffentlicher Aufträge bevorzugt werden.

Aber auch in Europa stoßen die Unternehmen auf Hindernisse. Trotz der Dienstleistungsfreiheit in der Europäischen Union gibt es bürokratische Hürden bei der kurzzeitigen Entsendung von Mitarbeitern in ein anderes EU-Land. Seit längerem bekannt sind auch die Anstrengungen, die beispielsweise japanische Auto- und Elektronikhersteller in Ungarn beim Zusammenbau ihrer Produkte unternehmen müssen, damit diese als europäische Produkte durchgehen und von der EU nicht mit Einfuhrzöllen bedacht werden.

Importzölle in den USA

Und dann natürlich der Klassiker: Importzölle in den USA auf Stahl- und Aluminiumimporte sowie die angedrohten Gegenmaßnahmen. Durch sie erlebt eine klassische Handelsbarriere eine unglückselige Renaissance. Verlieren würden letztlich alle, so der DIHK: europäische Unternehmen, aber auch US-Verbraucher und der Produktionsstandort USA.

Die USA sind aber kein Einzelfall: Bereits vor der Ankündigung neuer US-Zölle hat mehr als jedes fünfte deutsche Unternehmen laut DIHK-Umfrage eine Zunahme an weltweiten Zöllen gemeldet. Gerade für die stark exportabhängige deutsche Wirtschaft gebe diese Entwicklung Grund zur Sorge.

Aber: Europa ist auch kein Hort der Unschuld. Die Europäische Union glänzt seit langem mit beträchtlichen Einfuhrzöllen auf Produkte, beispielsweise aus den USA.

Bei Handelsbarrieren ist der Verbraucher der Dumme

Handelshemmnisse treffen Unternehmen in allen Ländern und am Ende auch die Verbraucher. Sie müssen höhere Preise zahlen. Ein offener Warenverkehr nützt hingegen allen Seiten – eine klassische Win-win-Situation.

Deshalb ist es aus Sicht der Kammerorganisation wichtig, dass sich EU und Bundesregierung geschlossen für die Stärkung der Welthandelsorganisation WTO sowie für die Verlässlichkeit globaler Regeln einsetzen.

Mindestens jeder vierte Arbeitsplatz in Deutschland hängt am Export, fast jeder zweite Euro kommt aus dem Auslandsgeschäft. Der DIHK sieht im Einstehen für offene Märkte und international faire Wettbewerbsbedingungen das oberste Gebot der Stunde.

Umfrageergebnisse zu Handelshemmnissen als PDF

Von der Website der DIHK können Sie die Ergebnisse der Umfrage „Going International“ als PDF herunterladen.

Autor*in: Friedrich Oehlerking (Freier Journalist und Experte für Einkauf, Logistik und Transport)