Unternehmen klagen über zunehmende Risiken im Einkauf
Wirtschaftliche Lage, geopolitische Instabilität – kaum eine Branche, in der die Stimmung nicht eintrübte. Auch im Einkauf greift Unsicherheit um sich. Eine Studie empfiehlt als Antidot den Einsatz digitaler Technologien sowie bessere Vernetzung innerhalb der Unternehmen.
Rütteln selbst an verlässlichsten Handelsbeziehungen
In 61 Prozent der Unternehmen haben die Risiken im Einkauf in den vergangenen zwölf Monaten zugenommen. Das zeigt eine weltweite Umfrage des Beratungsunternehmens Deloitte bei rund 500 Chief Procurement Officers (CPOs) zum Status quo im Beschaffungswesen. Die Einschätzung der Einkaufsmanager fällt demnach ernüchternd aus. Sie sei symptomatisch für die vorherrschende Stimmung in der Wirtschaft.
„Die globalen Entwicklungen und neue Abgaben rütteln selbst an den verlässlichsten Handelsbeziehungen“, erklärt Alexander Kainer, Partner bei Deloitte Österreich.
Weniger als die Hälfte der Unternehmen sei jedoch für diesen Risikoanstieg gewappnet und plane entsprechende Restrukturierungen im Lieferantenportfolio.
Externe Risiken im Einkauf
Im Einkauf lag die Herausforderung bisher vor allem bei den innerbetrieblichen Themen. Zum Unsicherheitsgefühl der CPOs trügen nach wie vor interne Probleme wie diese bei:
- interne Komplexität
- Steuerung von Großlieferanten
- digitale Fragmentierung des eigenen Unternehmens
Für die Mehrheit der Befragten rücken jedoch zunehmend externe Risikofaktoren in den Fokus:
- drohender wirtschaftlicher Abschwung
- Deflation
- anhaltende Handelskonflikte
- Brexit
„Das Umfeld im Einkauf wird immer komplexer und das Handling der eigenen Lieferkette somit immer herausfordernder“, so Kainer.
In Kombination mit wirtschaftspolitischen Unsicherheiten führe das in der Beschaffung vieler Unternehmen zu Überforderung. Allerdings könne man intern Maßnahmen ergreifen, um den steigenden Risiken entgegenzuwirken.
Digitalisierung als Chance
Als Gegenmittel empfehlen die Marktforscher Digitalisierung. Sie könne in dem anspruchsvollen Marktumfeld für viele Unternehmen eine Chance sein, den Herausforderungen im Einkauf zu begegnen. Ein wesentlicher Hebel sei die Vereinfachung der Prozessschritte. Laut Umfrage arbeiten bereits 68 Prozent an der Optimierung und Automatisierung ihrer Beschaffungsprozesse durch entsprechende IT-Lösungen. Mehr als die Hälfte der Befragten setze außerdem auf die digitale Vernetzung mit internen Stakeholdern und externen Lieferanten. In digitaler Hinsicht seien die Betriebe gut aufgestellt.
„Die mangelnde Qualität der generierten Daten stellt aber für viele noch eine Hürde bei der effektiven Anwendung der neuen Technologien dar“, gibt Kainer zu bedenken.
Hier müsse man verstärkt ansetzen. Zudem werde die Schulung der Mitarbeiter in diesem Zusammenhang immer wichtiger.
Mangel an interner Vernetzung
Der Studie zufolge sind dies die Top-Prioritäten der befragten CPOs:
- Kostensenkung (70 Prozent)
- Risikomanagement (55 Prozent)
- Digitalisierung des Einkaufs (52 Prozent)
Diese Ziele erreiche man aber nur, wenn der Einkauf auch in eine ganzheitliche Unternehmensstrategie eingebunden und mit anderen Bereichen gut verknüpft sei. Laut Studie ist das aber nur bei einem Viertel der Unternehmen der Fall. Mit wichtigen Abteilungen wie der IT oder Finanzabteilung sei der Einkauf nur unzureichend vernetzt.
Kainer hält eine enge Verzahnung des Einkaufs mit den anderen Fachabteilungen für erforderlich, um bereichsübergreifend Lösungen für die aktuellen Herausforderungen zu entwickeln.
Kainer: „Da gibt es bei vielen Unternehmen noch einiges zu tun.“