Routenzug optimiert den innerbetrieblichen Transport!
Ein Routenzug (auch: werksinterner Milk-Run, Logistikbus oder Schleppzug) versorgt üblicherweise aus einer Quelle mehrere Bereitstellorte oder bzw. und sammelt Material von mehreren Quellen ein, um es an eine Senke zu transportieren. Da der Routenzug häufig nach einem festen Fahrplan verkehrt, ist er auch mit einem Bussystem im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) vergleichbar. Ein Routenzug umfasst in der Regel eine Zugmaschine und mehrere Anhänger und wird von einem Fahrer bedient.
Ein Routenzug eignet sich für Materialien, an denen ein mittlerer bis niedriger, aber möglichst regelmäßiger Bedarf besteht. Das Teile- bzw. Behälterspektrum, das durch den Routenzug befördert werden kann, umfasst im Idealfall kleine Teile bzw. Behälter. Diese sollte der Fahrer möglichst ohne weitere Hilfsmittel auf der Route bewegen können.
Für große Teile bzw. Behälter eignet sich der Routenzug nur bedingt. Die Vorteile eines Routenzugs hinsichtlich seiner Möglichkeit, Bedarfe zu bündeln, kommen am besten hier zum Tragen:
- mittlere bis große Entfernungen zwischen den Senken und der Quelle
- wenn eine Bündelung aus anderen Gründen notwendig ist
In einem solchen Fall kann bei den Materialien eine hohe Lieferfrequenz bei gleichzeitig hoher Auslastung des Routenzugs erreicht werden.
Logistikvertrag
Sind Sie auch verantwortlich für den Logistikvertrag? Hier erfahren Sie gleich mehr dazu.
Bei der Planung von Routenzügen sind folgende Systemelemente zu betrachten und zu planen:
- Routenzugbahnhof (Quelle)
- Haltepunkte und Bereitstellorte (Senken)
- Routenzug (Zugmaschine und Anhänger mit entsprechender Technik)
- Routenzug- und Nachschubsteuerung
- Prozesselemente und Arbeitsteilung (z.B. Integration von Beladung und Leergut in den Routenzugzyklus)
Analyse, Planung und Implementierung des Routenzugs
Zunächst ist es wichtig, Informationen über die Anforderung des/der Kunden systematisch aufzunehmen. Dabei kann eine Strukturierung anhand der Aspekte Produkte, Ort, Zeitpunkt, Menge und Qualität/Zustand helfen, eine möglichst vollständige Analyse vorzunehmen.
Bei jedem der Aspekte sollte auch ein möglicher Flexibilitätskorridor mit analysiert werden. Das heißt, es sollte jeweils die Frage beantwortet werden, in welchen Grenzen die Werte schwanken können bzw. dürfen.
- Produkte: Welche Materialien sollen bereitgestellt werden? Dabei sollten alle in einem bestimmten Bereich bereitzustellenden Materialien in einer Tabelle zusammengefasst werden. Bereits hier kann auch das Leergut berücksichtigt werden. Neben der Sachnummer sollten auch das Behältnis und dessen Dimensionierung sowie das maximale Fassungsvermögen für das jeweilige Material festgehalten werden.
- Ort: Wo sollen die Materialien bereitgestellt werden? Hier bietet sich die Analyse anhand des Layouts an. Anhand dessen kann der Bereich vorab grob eingegrenzt werden, für den ein Routenzug eingesetzt werden kann bzw. soll. Gegebenenfalls können hier schon grobe Bereitstellungszonen wie Fertigungsinseln zusammengefasst werden, die später die Grundlage für die Definition von Halteorten sein können.
- Zeitpunkt: In welcher Taktung werden die Materialien benötigt? Was ist der aktuelle Servicelevel für die Bereitstellung der Materialien? Hier sollte auch analysiert werden, wie lange der Vorlauf für die Bereitstellung aktuell ist und welche zusätzlichen Koordinationsaufwände anfallen. Gegebenenfalls können hier auch schon mögliche Engpässe des aktuellen Versorgungssystems aufgenommen werden, die Ansatzpunkte für eine Verbesserung liefern.
- Menge: In welcher Menge sollen die Teile bereitgestellt werden? Hierzu können das Produktionsprogramm für die nächste sinnvolle Planungsperiode herangezogen und durch eine Stücklistenauflösung die jeweiligen Bedarfe der Materialien ermittelt werden. Daraus ergibt sich dann, wie viel Material bereitgestellt bzw. Leergut abgeholt werden muss. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Schwankung des jeweiligen Materialbedarfs.
- Qualität/Zustand: Wie sollen die Materialien am Bereitstellungsort eintreffen? Hier ist zu analysieren, ob eine Sequenzierung notwendig ist, Sets gebildet werden sollen oder ob ggf. Verpackungen entfernt werden müssen oder spezielle Inlays nötig sind. Diese Informationen sind wichtig, damit die damit zusammenhängenden logistischen Tätigkeiten später entsprechend geplant werden können.
Der Routenzug und seine Grenzen
Grenzen des Routenzugs können technischer oder wirtschaftlicher Natur sein:
Technische: Wenn das Fördergut zu groß bzw. zu schwer für handelsübliche Systeme ist oder zusätzliche Hilfsmittel wie Gabelstapler für die Handhabung benötigt werden, dann ist der Einsatz eines Routenzugs nicht sinnvoll oder gar nicht möglich. Ebenso können technische Grenzen in äußeren Rahmenbedingungen wie unebenen oder zu engen Fahrwegen oder der Zugänglichkeit der Be- und Entladestationen liegen. Weiterhin ist ggf. eine systemtechnische Seitenabhängigkeit bei der Be- und Entladung zu berücksichtigen.
Wirtschaftliche: Bei kurzen Transportentfernungen und/oder hohen Materialbedarfen, bei denen außerdem keine Bündelungstätigkeiten notwendig sind. Hier lohnen sich die vergleichsweise hohen Aufwände für die Zusammenstellung eines Routenzugs nicht. Ein Transport mit einem Stapler oder ggf. fest installierter Fördertechnik wie Rollenbahnen ist dann tendenziell wirtschaftlicher.
Routenzüge sind im Trend. Manche Unternehmen haben aber weder eine quantitative Entscheidungsgrundlage noch detaillierte Planungshilfsmittel und führen Routenzüge nur deshalb ein, weil es eben im Trend ist.
Die obigen Ausführungen sollten die mittlerweile vorhandene Literatur zur Planung von Routenzugsystemen aufgreifen.
Tabellen und Hilfsmittel für Ihre Planung
Tabellen und Planungshilfsmittel können Unternehmen als Vorlage übernehmen, um mögliche Fehler bei der Einführung von Routenzügen zu vermeiden und die Implementierungsplanung zu verbessern.
Auf diese Weise können Routenzüge eine flexible Produktionsstrategie unterstützen, die auf niedrigen Umlaufbeständen und kurzen Durchlaufzeiten der Materialien basiert.