Öltransporte im Kreuzfeuer der Weltpolitik
Öl – zu ihm drängt alles, an ihm hängt alles. Wie sehr, lässt sich dieser Tage wieder einmal an der politischen Zuspitzung im Nahen und Mittleren Osten ablesen. Dort reiben sich die Mächteplatten des Irans und Saudi Arabiens aneinander – mit zunehmend spürbaren Folgen für die globalen Öltransporte.
Saudi Arabien stellte Öltransporte über Bab al-Mandeb ein
Die Meerenge von Bab al-Mandeb zwischen dem Jemen und dem Horn von Afrika ist neben dem Suez-Kanal eine der wichtigsten Seestraßen der Welt. Sie bildet den Eingang zum Roten Meer von Süden. Durch diese Meerenge müssen alle Handelsschiffe und Öltanker, die auf ihren Routen zwischen Asien und Europa durch den Suez-Kanal wollen. Dies ist eine der bedeutsamsten Routen für Öltransporte auf der ganzen Welt. Jetzt hat Berichten von „FAZ“ und „Al Jazeera“ zufolge Saudi-Arabien seine Öltransporte durch diese Meerenge vorerst eingestellt – aus Sicherheitsgründen, wie es heißt.
Der Grund waren zwei Angriffe der politisch-militärischen Bewegung der schiitischen Huthi auf Öltanker. Die beiden Tanker gehörten zu einer saudischen Schifffahrtsgesellschaft. Die Supertanker waren mit jeweils mehr als zwei Millionen Barrel Rohöl beladen. Eines der beiden Schiffe meldete eine kleinere Beschädigung durch den Zwischenfall. Es habe weder Verletzte noch einen Ölaustritt auf einem der beiden Frachter gegeben, so die „FAZ“.
Bürgerkrieg im Jemen
Im Jemen herrscht ein Bürgerkrieg zwischen Sunniten und schiitischen Huthi-Rebellen. Die USA beschuldigen den Iran, die Huthi zu unterstützen, was dieser zurückweist. Die USA ihrerseits sind mit Saudi Arabien verbündet, das wiederum die Sunniten unterstützt.
2015 griff Saudi Arabien im Jemen militärisch und politisch an der Spitze einer von ihm angeführten Militärallianz ein. Ihr gehören neben Saudi-Arabien noch Ägypten, Bahrain, Katar, Kuwait, die Vereinigten Arabischen Emirate, Jordanien, Marokko, Sudan und seit Mai 2015 Senegal an. Die Allianz wird logistisch von den USA, Frankreich und Großbritannien unterstützt.
Die politische Gemengelage verunsichert zunehmend diese Seeregion, ohnedies eine der gefährlichsten der Welt. Nur wenig weiter südlich bedrohen zudem somalische Piraten seit Jahren Handelsschiffe und kapern sie allen Schutzmaßnahmen zum Trotz.
Iran droht mit Sperrung der Straße von Hormus
Auf der anderen Seite der arabischen Halbinsel bereiten unterdessen Berichte Sorgen, der Iran könnte am Ausgang des Persischen Golfs in den Golf von Oman im Indischen Ozean die Straße von Hormus sperren.
Nach dem einseitigen Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran im Mai werden die verbalen Drohungen zwischen beiden Ländern schärfer. Der wirtschaftliche Druck auf Iran steigt.
Ein erklärtes Ziel der USA ist es, so „Spiegel-Online“, die Ölexporte der Islamischen Republik bis Anfang November zum Erliegen zu bringen. Iran wiederum verfügt über ein geostrategisches Druckmittel: Die Meerenge zwischen Iran und der arabischen Halbinsel.
Wie „Spiegel online“ am 2. August berichtete, droht Israel dem Iran mit einer militärischen Aktion, sollte dieser die Meerenge Bab el-Mandeb schließen. Hier geht es zum Spiegel-Bericht „Netanyahu warnt Iran vor Blockade der Meerenge Bab al-Mandeb“.
Weltweit wichtigstes Nadelöhr für Öltransporte
Die Straße von Hormus ist das weltweit wichtigste Nadelöhr für Öllieferungen, so „Spiegel-Online“ unter Berufung auf die US-Energieagentur EIA. 2016 wurden demnach täglich 18,5 Millionen 159-Liter-Barrel durch die Wasserstraße transportiert. Das ist ein Anstieg von neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 2015 wurden rund 30 Prozent des weltweiten Seehandels mit Öl und anderen Flüssigstoffen über die Meerenge abgewickelt. Damit liegt die Meerenge noch vor der Straße von Malakka in Südostasien, über die im gleichen Zeitraum täglich 16 Millionen Barrel transportiert wurden.
An der schmalsten Stelle ist die Straße von Hormus rund 54 Kilometer breit. Unter Berücksichtigung der Hoheitsgewässer beider Staaten ergibt sich ein schmaler schiffbarer Korridor. Die Schifffahrtswege sind in jede Richtung nur rund 3,7 Kilometer breit, getrennt von einer ebenso breiten Pufferzone. Die Route ist tief genug, dass die weltweit größten Tanker mit einer Tragfähigkeit von 500.000 Tonnen hier fahren können.
Umgehung von Hormus durch Pipeline
Über die Straße von Hormus wird der EIA zufolge vor allem der asiatische Markt mit Öl versorgt. 80 Prozent der Lieferungen gehen demnach vor allem nach China, Japan, Indien, Südkorea und Singapur.
Auch für Flüssiggaslieferungen ist das Nadelöhr von größter Bedeutung. Hauptexporteur hier ist das Emirat Katar. Es exportierte 2016 rund 104 Milliarden Kubikmeter Flüssiggas über diesen Weg – mehr als 30 Prozent des weltweiten Handelsvolumens.
Nur Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate betreiben Pipelines, die die Straße von Hormus umgehen und Öl auch nach außerhalb des Persischen Golfs transportieren können. Sie verfügten Ende 2016 über eine geschätzte Kapazität von 6,6 Millionen Barrel pro Tag. Beide Länder wollen ihre Kapazitäten ausbauen, um das geopolitische Nadelöhr zu umschiffen, vor allem über Pipelines zum Hafen Fudschaira am Golf von Oman.