Logistik-Digitalisierung: Fluch oder Segen?
Logistikern geht es nie schnell genug. Nur bei der Digitalisierung scheint man sich Zeit zu lassen. Dabei könnte gerade mit der neuen Technologie Logistik noch schneller sein. Zwei Drittel der Unternehmen mit Logistik-Prozessen erwarten das jedenfalls, wie eine Bitkom-Studie zeigt. Aber es gibt auch Schattenseiten der Logistik-Digitalisierung.
Logistik-Digitalisierung hat Vor- und Nachteile
Digitale Anwendungen – ihr Segen kann sich für Unternehmen der Logistik auf höchst unterschiedliche Weise entfalten. Das zeigt eine Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom bei 514 Unternehmen ab 50 Mitarbeitern. Die befragten Unternehmen transportieren Waren. Sie sollten sagen, was dabei aus ihrer Sicht die größten Vorteile von digitalen Anwendungen in der Logistik sein könnten. Allerdings gibt es auch Nachteile der Logistik-Digitalisierung.
Doch hier zunächst das Ergebnis der Bitkom-Befragung:
- Eine deutliche Mehrheit von 68 Prozent sehen durch die Digitalisierung Erfolge bei der Zeitersparnis.
- Deutlich weniger, nämlich nur 43 Prozent, erhoffen sich von entsprechenden Anwendungen sinkende Fehler- und Ausfallanfälligkeit.
- Fast gleichauf folgen 35 Prozent Unternehmen, die eine körperliche Entlastung der Beschäftigten sehen.
- 33 Prozent erwarten einen besseren Service für die Endkunden.
- 31 Prozent sehen einen geringeren Bedarf an Lagerfläche.
- 28 Prozent erwarten ganz allgemein geringere Kosten.
Ergebnisse der Bitkom-Befragung als PDF
Von der Bitkom-Website können Sie die ausführlichen Ergebnisse der Befragung kostenlos als PDF herunterladen: Bitkom: Digitalisierung der Logistik.
Berg: Analoge Logistik nicht zukunftsfähig
„Digitalisierung in der Logistik ist sehr vielfältig und wirkt sich daher auch sehr unterschiedlich im Unternehmen aus“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg.
Berg sieht eine reichhaltige Palette für den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) und digitaler Anwendungen in der Logistik:
- effiziente Routenplanung
- vorausschauende Wartung von Maschinen und Fahrzeugen
- autonome Staplersysteme
- Drohnen für Lieferung
- Drohnen für Inventur
- äußere Stützstrukturen für Lagerarbeiter, sogenannte Exoskelette
„Auch wenn nicht jedes Unternehmen alle digitalen Möglichkeiten in der Logistik nutzen wird: Eine rein analoge Logistik ist nicht zukunftsfähig“, so Berg.
Diese weiteren Vorteile der Logistik-Digitalisierung sehen die befragten Unternehmen:
- weniger Verkehr in den Innenstädten (sechs Prozent)
- bessere Nahversorgung im ländlichen Raum (sieben Prozent)
- höhere Arbeitsplatzattraktivität (neun Prozent)
- geringere Umweltbelastung (15 Prozent)
- sinkender Bedarf an Arbeitskräften (21 Prozent)
Allerdings verkennt Berg die möglichen Schattenseiten der Digitalisierung in der Logistik nicht. Sie führe zwar dazu, dass der Bedarf an Mitarbeitern für einfache Tätigkeiten sinke. Zugleich aber brauche man deutlich mehr Fachkräfte mit Digitalkompetenz. Darauf müsse die Berufsausbildung ebenso reagieren wie die Unternehmen in ihren internen Weiterbildungsangeboten.
Berg: „Wir brauchen einen Fokus auf das Digitale in der Aus- und Weiterbildung.“
Risiken der Logistik-Digitialisierung
Wie die „Computerwoche“ anmerkt, sei zudem die Steuerung von Waren- und Informationsflüssen kompliziert. Logistiker seien auf eine leistungsfähige IT angewiesen. Mit zunehmender Digitalisierung stiegen die Risiken für Cybercrime und technische Pannen. So führe die digitale Vernetzung der Dienstleister und Subunternehmer auf der Transportkette zu einer erheblichen Angriffsfläche.
Die durch Lücken in Sicherheitssystemen verursachten Schäden in der Logistikbranche könnten sich im Jahr 2020 bereits auf rund sechs Milliarden Euro belaufen. Allein in Deutschland könnten es 450 Millionen Euro sein, schreibt die Fachplattform und beruft sich auf eine Einschätzung der Unternehmensberatung Oliver Wyman.
6 Tipps für mehr IT-Sicherheit in der Transportbranche
Auf der Webseite der Computerwoche finden Sie Tipps für mehr IT-Sicherheit.
Gefahr von Hacker-Angriffen
Das größte Sicherheitsrisiko bestehe im Hacken von Kunden- und Mitarbeiterdaten. Erfolgte Angriffe könnten den betroffenen Unternehmen diese Schäden zufügen:
- Zahlung von Vertragsstrafen
- Kosten für die Wiederherstellung von Daten
- signifikanter Imageverlust
Ein besonderer Risikofaktor liege zudem in den riesigen Adressstämmen, über die Logistiker verfügen. Ein weiteres Problem sei die hohe Sensibilität, die mit bestimmten Lieferungen verknüpft ist.
Zusätzlich binde die Ausweitung von „Bring-your-own-device“-Ansätzen (BYOD) gerade im Straßentransport Fahrer und Subunternehmer in die IT-Systeme direkt ein. Dadurch würden Systeme, die bislang nur firmeninterne Funktionen hatten, unweigerlich zu Diensten im Internet – mit den entsprechenden Risiken des weltweiten Netzes.
Leitfaden der Bitkom zu BYOD
Einen Überblick zu Bring-your-own-device können Sie von der Webseite der Bitkom als PDF downloaden.