30.08.2018

Lkw-Transporte werden teurer

Sinkende Kapazitäten und steigender Dieselpreis verteuern Lkw-Transporte. Ein Kernproblem ist der Mangel an Fahrern. In wichtigen Märkten wie Deutschland, Frankreich und Spanien ist die Investitionsbereitschaft in neue Lkw zwar da, aber ohne Wirkung auf die Kapazitäten.

Für die anstehende Verteuerung von Lkw-Transporten gibt es mehrere Gründe: die steigende Nachfrage, die knapper werdende Kapazität, die gestiegenen Mautkosten und die steigenden Dieselpreise.

Straßengüterverkehr vor heißem Herbst

Der europäische Straßengüterverkehr steht 2018 erneut vor einem heißen Herbst. Das berichtet die DVZ. Zwar war demnach in den Sommermonaten Juni bis August mehr Kapazität auf dem Markt verfügbar. Doch werde es wie im Vorjahr eine „Herbst-Rallye“ geben, zitiert die Fachzeitschrift Oliver Kahrs, Director Strategic Initiatives der Transporeon Group. Es wird erwartet, dass Lkw-Transporte sich verteuern werden.

Nach dem Ende der Ferienwochen werde die Nachfrage nach Transporten wieder steigen, die Kapazitäten sich indes wieder verknappen. Transporeon und Capgemini Consulting führen quartalsweise einen Market Monitor (TMM) durch. Dieser berechnete die Indizes für das zweite Quartal 2018 folgendermaßen:

  • Der Kapazitätsindex sank gegenüber dem Vorquartal (Index 110,1) um 36,3 Prozent auf 70,1. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres lag der Index noch bei 65,8.
  • Der Transportpreisindex stieg auf 107,9 Punkte. Das ist eine Steigerung von 17,2 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Quartalsindex mit 92,1. Der Preisindex liegt damit 6,6 Prozent über dem gleichen Vorjahresquartal. Er entwickelte sich ebenfalls schrittweise, wobei im Mai der höchste Wert seit Oktober 2017 erreicht wurde. Vergleicht man die Durchschnittspreise dieses Quartals mit den gleichen 2016 und 2017, wird deutlich, dass der Preisindex dieses Jahr den höchsten Wert aufweist.
  • Der Dieselpreisindex ist gegenüber dem ersten Quartal 2018 um 9,3 Prozent gestiegen.

Die Marktforscher erwarten, dass das Handelsvolumen in Europa von 2.330 Milliarden Euro im ersten Quartal um 11,6 Prozent auf 2.060 Milliarden Euro zurückgehen wird.

Flaschenhals Fahrermangel

Den Flaschenhals sieht Kahrs bei den Fahrern oder vielmehr bei dem Mangel an ihnen. Transportunternehmen würden ja investieren, allein es falle immer schwerer, entsprechendes Fahrpersonal zu finden. So werde die in wichtigen Märkten wie Deutschland, Frankreich und Spanien vorhandene Investitionsbereitschaft in neue Lkw nicht zu spürbar mehr Kapazitäten führen.

Die Mehrheit der Lkw-Käufe seien Ersatzinvestitionen. Die Kapazität verknappe sich regelmäßig im dritten und vierten Quartal. Das sei eine jährlich wiederkehrende Entwicklung, verweist Kahrs auf entsprechende Marktbeobachtungen von Transporeon im Rahmen des Transport Market Monitor (TMM). Aber die Ausschläge würden größer.

Darum werden Lkw-Transporte teurer

Zudem war in den Sommermonaten 2018 sogar etwas mehr Kapazität verfügbar als im Jahr zuvor.

„Trotzdem lagen die Preise aber um fünf Prozent höher“, betont Kahrs mit Blick auf die entsprechenden Kapazitäts- und Preisindizes des TMM. Seine Schlussfolgerung: „Die Carrier haben die Kapazitätsengpässe genutzt, um das Preisniveau anzuheben.“ Im Verlauf der vergangenen zwölf Monate lagen die Preise durchgehend höher als im jeweiligen Vormonat. Kahrs: „Alle Fakten sprechen auch für weiter steigende Preise im Verlauf des Jahres.“

Kahrs verweist auf:

Vier Gründe der Preissteigerung für Lkw-Transporte

  • erwartet steigende Transportnachfrage
  • wieder knapper werdende Kapazität
  • seit dem 1. Juli gestiegene Mautkosten
  • weiter steigende Dieselpreise

Gegensteuern mit dem Ausbau digitaler Prozesse

Im Zusammenhang mit dem Frachtraummangel sehen viele Transportdienstleister den Ausbau digitaler Prozesse als Chance, um Kunden für Anschlussladungen zu gewinnen und Leerkilometer zu reduzieren. Ein Großteil der fehlenden Kapazitäten ließe sich durch bessere Vernetzung der Verlader und höhere Auslastung der eingesetzten Lkw gewinnen.

Unterschiedliche Branchentrends

Die allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind zwar für die meisten Branchen gleich, Trends können jedoch in einzelnen Branchen stärker oder schwächer ausfallen. Obwohl der Preisindex ersten Quartal 2018 zurückging, wies er im zweiten Quartal in allen Branchen einen Anstieg auf.

Insbesondere die Branche für Baumaterial sowie die Papierindustrie verzeichneten eine deutliche Preissteigerung. In der Papierindustrie erhöhte sich der Index von 98,6 (erstes Quartal 2018) auf 115,9 im zweiten Quartal (+17,5 Prozent). Der Preisindex für Baumaterial stieg von 86,2 (erstes Quartal 2018) im zweiten Quartal dieses Jahres auf 101,6. In der Holzindustrie entwickelte sich der Preisindex im zweiten Quartal relativ stabil. Er verzeichnete mit 1,5 Mrd. € einen Anstieg auf 100,8 Punkte (+4,1 Prozent).

Autor*in: Friedrich Oehlerking (Freier Journalist und Experte für Einkauf, Logistik und Transport)