28.01.2020

Kombinierter Ladungsverkehr (KV): Direktverbindung Luxemburg – Kiel eröffnet

Luxemburg und Skandinavien rücken enger zusammen. Ein wichtiges fehlendes Stück der Logistikverbindung haben jetzt die Logistikfirmen CFL, Stena und Walter geschlossen. Am 22.01.2019 traf der erste Zug der Direktverbindung von Luxemburg am Schwedenkai im Kieler Hafen ein.

Kombinierter Ladungsverkehr

Luxemburg – Kiel über Nacht

Der erste Zug verließ Luxemburg am 21. Januar und traf am nächsten Tag in Kiel ein. Er ist Teil einer neuen Direktverbindung im kombinierten Ladungsverkehr (KV) zwischen dem Intermodal-Terminal Bettembourg-Dudelange (Luxemburg) und dem Kieler Schwedenkai zur Weiterverschiffung nach Göteborg in Südschweden.

Umgesetzt haben die Verbindung die Firmen CFL multimodal, Stena Line und LKW Walter. Wie Hafen Kiel mitteilt, startet die Verbindung zunächst mit drei Rundläufen je Woche mit Abfahrten in Kiel am Montag, Mittwoch und Freitag.

710 m geballte Transport-Power

Der Zug hat den Angaben zufolge eine Länge von 710 m und besteht aus 21 Tragwagen für Trailer und Container. Mit seiner Hilfe will man jährlich bis zu 10.000 Trailer und Container von der Straße auf den umweltfreundlicheren Verkehrsträger Schiene verlagern. In diesem Jahr rechnet Kiel bereits mit einer Transportleistung von 8.000 Ladungseinheiten auf der Strecke.

Der neue Service verbindet die skandinavischen Märkte über den Intermodal-Hub Bettembourg mit Zentraleuropa, Frankreich und Spanien. Er gehört zu einer neuen Strategie der Kieler, dem sogenannten „Blue Port“. Sie soll laut Dr. Dirk Claus, Geschäftsführer Port of Kiel, Hinterlandverkehre, wo immer möglich, von der Straße auf die Schiene verlagern. Die neue Bettembourg-Kiel-Verbindung leiste einen weiteren wichtigen Beitrag zur Emissionsreduzierung, so Claus.

Rbf Meimersdorf fertig

Erst im November des vergangenen Jahres war der Ausbau des Kieler Rangierbahnhofes (Rbf) Meimersdorf fertig geworden, Grundvoraussetzung für neue Zugverbindungen. Claus:

„Der Luxemburg-Zug ist ein erster Erfolg des Ausbaus der Schieneninfrastruktur am Rangierbahnhof und dem Schwedenkai in Kiel.“
Die von der Deutschen Bahn am Rbf Kiel getätigten Investitionen erlaubten größere Zuglängen und damit eine verbesserte Wirtschaftlichkeit. So können Züge mit einer Gesamtlänge von 750 m statt bisher 550 m einfahren. Am Schwedenkai stehe ein drittes Rangier- und Aufstellgleis zur Verfügung.

Hinterlandverkehre per Bahn

Am Schwedenkai werden bereits heute 25 Prozent der Hinterlandverkehre per Bahn abgewickelt. 2019 wurden knapp 24.000 Ladungseinheiten auf die Bahn verladen. 2020 sollen es über 30.000 Einheiten werden. Der neue Kombizug stehe beispielhaft für die landseitigen Angebote, die Stena Line in Zusammenarbeit mit Partnern aufsetzt und vermarktet.

Die Kooperation mit CFL multimodal und LKW Walter soll ein neues Denken in der Organisation von Ladungsströmen im Sinne eines nachhaltigeren Angebots zeigen.

„Wir sehen hier auch in Zukunft große Potentiale und arbeiten mit Hochdruck daran, weitere attraktive KV-Relationen nach Schweden aufzubauen“, sagt Katrin Verner, Freight Commercial Manager Stena Line.

Port of Kiel verzeichnet gute Ergebnisse

Mit dem Ergebnis des Port of Kiel 2019 zeigen sich die Verantwortlichen zufrieden. Im Frachtbereich wurde auf den von Seehafen Kiel bewirtschafteten Terminalanlagen ein Plus von 1,9 Prozent auf 6,8 Millionen Tonnen erzielt. Hinzu kommt der Massengutumschlag an unabhängigen Anlagen. Insgesamt habe man die Sieben-Millionen-Tonnen-Marke behauptet, trotz Außerdienststellung des hiesigen Kohlekraftwerkes. Getragen von einer starken Kreuzfahrtsaison stiegen überdies die Passagierzahlen um 8,4 Prozent auf knapp 2,4 Millionen Reisende.

Fährverkehre nehmen zu

Kerngeschäft des Hafens sind die Stückgüter im Fährverkehr. Sie tragen mit knapp sechs Millionen Tonnen zu 85 Prozent zum Gesamtumschlag bei. Umschlagsstärkste Linienverbindung ist die von DFDS betriebene Linie Kiel – Klaipeda (Litauen). Auf ihr wurden den Angaben zufolge erstmals mehr als 2,5 Millionen Tonnen Ladung befördert, im Herbst zeitweise mit einer achten Abfahrt je Woche verstärkt.

Seit April 2019 gehen verstärkt auch für Russland bestimmte Lkw-Transporte, nachdem die wöchentliche Fährverbindung nach St. Petersburg unterbrochen wurde. Der Holzimport aus Russland erfolgt mit konventionellen Seeschiffen und verzeichnet sogar Steigerungen mit Umschlag und Einlagerung von gut 92.500 m³ sibirischer Lärche.

SCA transportiert Holz aus Russland

SCA Logistics GmbH steuert zweimal wöchentlich mit eigenen RoRo-Frachtern das Forstproduktzentrum des Ostuferhafens von der schwedischen Ostküste an. Das Unternehmen spricht von einem anspruchsvollen Jahr 2019. Dies sei mit einer sehr positiven Entwicklung der Umschlags- und Speditionsvolumen einher gegangen.

Zudem habe das Unternehmen erhebliche Verbesserungen in den Logistikprozessen und der Logistikqualität erreichen und seine Lieferanten- und Kundenbasis weiter ausbauen, langfristig stabilisieren und das Logistiknetzwerk engmaschiger zusammenstellen können. Im Fährverkehr nach Norwegen und Westschweden mache sich der Einsatz einer zusätzlichen Frachtfähre auf der Route Kiel – Oslo positiv bemerkbar. Zwischen Kiel und Göteborg wurden demgegenüber weniger unbegleitete Trailer befördert.

30 Millionen Euro in Terminals und Umweltschutz

Derzeit investiert der Port of Kiel knapp 30 Millionen Euro in Terminalanlagen und Umweltschutz. Das Vorfeld des Ostuferhafens wurde neu gestaltet zwecks Verbesserung logistischer Abläufe. Außerdem schaffte man so vergrößerten Bereitstellungsraum für Lkw, Trailer und Pkw. Die Baumaßnahmen konzentrieren sich vollständig auf den Stadthafen. Am Ostseekai befindet sich der Neubau des zweiten Terminalgebäudes für Kreuzfahrtpassagiere in der Endphase.

Im 3.700 m² großen Terminalneubau läuft der Innenausbau auf Hochtouren, während außen Fassadenarbeiten kurz vor dem Abschluss stehen. Das zehn Millionen Euro teure Gebäude soll zu Saisonbeginn im Frühjahr in Betrieb gehen. Die mit 13 Millionen Euro größte Einzelinvestitionen stellt die Landstromanlage für Ostsee- und Schwedenkai dar. Die Arbeiten daran begannen im Herbst des vergangenen Jahres und umfassen derzeit Tief- und Hochbau. Hieran schließt sich die technische Ausrüstung an. Claus rechnet mit Aufnahme des Testbetriebes noch in dieser Saison.

Autor*in: Friedrich Oehlerking (Freier Journalist und Experte für Einkauf, Logistik und Transport)