Amazon Commercial greift auf Beschaffungsmarkt an
Bei den Privatkunden auf den westlichen Märkten ist Onlinehändler Amazon der Platzhirsch. Jetzt greift das US-Unternehmen mit Amazon Commercial auch auf dem B2B-Beschaffungsmarkt an. Allerdings ist der Weg zur Spitze hier mit Konkurrenten gepflastert. Zudem drängt Alibaba aus China auf angestammte Amazon-Märkte.
Amazon Commercial startet nächste Welle im Online-Handel
Unter der Eigenmarke Amazon Commercial bietet Online-Gigant Amazon jetzt Toilettenpapier und andere Verbrauchsartikel zum Verkauf an. Davon berichtet das „Handelsblatt“. Das Angebot richtet sich demnach an Unternehmen, die ihren Einkauf ebenso „bequem, schnell und günstig“ per Amazon erledigen wollen wie Millionen Privatnutzer auch. Der Schritt markiere
„die nächste große Welle im Online-Handel, dem B2B-Geschäft zwischen Unternehmen“.
Start mit Bücherverkauf vor 20 Jahren
Gut 20 Jahre nach Amazons Start mit Bücherverkauf unter privaten Nachfragern will das Unternehmen nun mit Toilettenpapier ähnliches in den Unternehmen starten. Angefangen bei simplen Produkten geht Amazon bei seiner Ausweitung voran. 250 Millionen Produkte seien bereits im Angebot, meist C-Teile für Büroausstattung oder Handwerker. Viele Produkte kämen von externen Händlern. Ohne deren Hilfe hätte das Unternehmen seine Plattform Amazon Commercial nie so schnell mit Leben füllen können, schreibt „Handelsblatt“-Autor Holger Schmidt.
Seit 2015 verkauft Amazon auf seiner Plattform Produkte an Unternehmen, allein im vergangenen Jahr für zehn Milliarden Dollar. Als Plattformbetreiber regelt das Unternehmen vorwiegend die Interaktionen zwischen externen Anbietern und Käufern mit komplementären Dienstleistungen wie diesen:
- Logistik
- Kredite
- Zahlungsabwicklung
- Künstliche-Intelligenz-Tools (KI-Tools) für die präzisere Absatzprognose
Hybridmodell aus Plattformbetreiber und Händler
Mit dem Start der B2B-Eigenmarke Amazon Commercial setzt das Unternehmen sein Hybridmodell aus Plattformbetreiber und Händler mit Eigenmarken offenbar nun im B2B-Geschäft fort.
Hauptkonkurrent ist hier der chinesische Anbieter Alibaba, mit 853 Milliarden Dollar Handelsvolumen dreimal so groß. Laut „Handelsblatt“ hat sich diese Plattform für amerikanische Unternehmen geöffnet und erhält damit Zugang zu zehn Millionen professionellen Einkäufern in aller Welt. Weitere Mitbewerber sind:
- Make Polo (China)
- Made in China (China)
- Indiamart (China)
- Mercateo (Deutschland)
- Visable mit „Wer liefert was“ (Deutschland)
- Wucato (Deutschland)
- Crowdfox (Deutschland)
Als klassische Erfolgskriterien auf diesem Markt gelten:
- Preis
- Angebotsgröße
- Anbindung an Warenwirtschaftssysteme
- Zuverlässigkeit der Lieferanten
- Logistik
- Technikkompetenz
Amazon und Alibaba investieren riesige Summen für ihre Plattformen. Die Mechanismen für die B2B-Kundengewinnung ähneln laut Handelsblatt denen im Konsumentenmarkt. Die Zeichen stehen indes eher auf Expansion von Alibaba und Rückzug von Amazon.
Alibaba setzt zu großem Sprung nach Europa an
Alibaba will laut „Tagesschau“ in den nächsten Jahren etwa 15 Milliarden Dollar für den Einstieg in den europäischen Markt investieren. Eine groß angelegte Initiative soll die Einrichtung der globalen Online-Handelsplattform „Electronic World Trade Platform“ (eWTP) vorbereiten. In Belgien wollen die Chinesen dafür ein Logistikdrehkreuz errichten mit Lüttich als Knotenpunkt des globalen Netzwerks. Vom dortigen Logistikzentrum aus sollen dann europäische Firmen in den kommenden fünf Jahren Produkte im Wert von 200 Milliarden Euro nach China liefern.
Im Gegenzug sollen chinesische Hersteller einfacheren Zugang zum europäischen Markt erhalten. Bestellungen aus China sollen dereinst innerhalb von 24 Stunden, aus der restlichen Welt von drei Tagen abgewickelt sein. Auf der Agenda von Alibaba stünde Gerüchten zufolge der Kauf von Europas größtem Online-Modehändler Zalando, so die „Tagessschau“.
Amazon streicht in China die Segel
Amazon hingegen muss nach 15-jährigem Wettlauf in China die Segel streichen. Gegen die chinesischen Konkurrenten Alibaba und JD.com hat dem TV-Bericht zufolge der US-Konzern keine Chance. 2018 seien die Amerikaner nur auf einen Marktanteil von 0,7 Prozent gekommen, gegenüber Alibaba mit 58,2 Prozent und JD mit 16,3 Prozent.
Insgesamt hätten chinesische Firmen das eigene Land mit knapp 82 Prozent fest im Griff, berichtet die Nachrichtensendung und beruft sich damit auf Angaben der Analysten von iResearch Global.