01.09.2021

Afghanistan: Krieg um ungeahnte Rohstoffquellen

Menschenrechte, Nation Building, Bildung – die angeblichen Gründe für den Krieg um Afghanistan sind Makulatur. Mithilfe des ISIS-K droht der ewige Krieg, die US-Waffenlobby freut sich. Doch es geht um mehr: das Land birgt riesige Bodenschätze. Hier freut sich vor allem einer: China.

Afghanistan Rohstoffquellen

Kupfer, Seltene Erden in Hülle und Fülle

Drei Billionen Dollar soll der Wert der Bodenschätze sein, über die Afghanistan verfügt, schreibt die österreichische „Presse“:

  • Über 30 Milliarden Tonnen Kupfer seien bekannt. Doppelt so viel könnten nach Schätzungen im Boden des Landes verborgen sein. Ein Großteil Afghanistans wurde noch nicht geologisch untersucht. Über eines der größten Vorkommen bei Mes Aynak hat ein chinesisches Konsortium einen Pachtvertrag.
  • Seltene Erden, Öl, Kohle, Eisenerz und Marmor, Lithium – sie spielen in allen Schlüsseltechnologien eine wichtige Rolle, vor allem bei der Elektromobilität.

Bodenschätze mit Sprengkraft

Das amerikanische Verteidigungsministerium im Pentagon warnte schon 2010 davor, diese Schätze nicht in die falschen, sprich in andere als US-Hände fallen zu lassen. Es könnte also ein reiches Land sein. Aber: Mit einem Bruttoinlandsprodukt von nur 17 Milliarden Euro zählt das Land zu den ärmsten Ländern der Welt.

Die „Presse“ beruft sich auf ein 2010 verfasstes internes Papier des Pentagons. Darin gehe es um enormen Vorkommen an Lithium. Bisher galt Bolivien als Land mit den größten Vorkommen dieses Metalls. Bald könnte es Afghanistan, dem „Saudi-Arabien des Lithiums“ (Pentagon) an dieser Stelle ablösen.

Das Dossier schätzt das Vorkommen an seltenen Erden auf 1,4 Millionen Tonnen. Dabei geht es den US-Kriegsstrategen weniger um dessen Verwendung für Computer, Smartphones oder Windturbinen, sondern vielmehr um jene in ihren Hightechwaffen aus den US-Waffenschmieden von Raytheon, Lockheed und Co.

Haupteinnahmequelle Entwicklungshilfe

Noch 2009 war einem Bericht der Weltbank zufolge mit 43 Prozent der Staatseinkünfte offizielle Haupteinnahmequelle Entwicklungshilfe. Danach belief sich das Bruttoinlandsprodukt des gebeutelten Landes auf nur 17 Milliarden Euro angegeben.

Nach der Machtübernahme durch die Taliban haben viele Länder ihre Hilfsgelder eingefroren. Denen neuen islamischen Machthabern fehlt zudem der Zugriff auf die Goldreserven des Landes. Sie lagern in den USA. Laut Internationalem Währungsfonds dürfte die ohnehin schwache Wirtschaftsleistung 2021 um 20 Prozent einbrechen. Noch dramatischer verliert die afghanische Landeswährung an Wert.

China wieder schneller

Möglicherweise war China wieder einmal schneller. Darauf lassen Äußerungen von Suhail Shaheen, Sprecher der Taliban, im chinesischen Fernsehen schließen. Danach sehen die Taliban China als großes Land mit enormer Wirtschaft und entsprechenden Kapazitäten.

Shaheen: „Ich denke, es kann eine sehr wichtige Rolle beim Wiederaufbau, der Erneuerung und der Sanierung Afghanistans spielen.“
Noch bevor die letzten westlichen Zivilisten das Land fluchtartig verlassen haben, hat laut „Presse“ China seine Claims längst abgesteckt. Das größte Ölfeld Afghanistans ist bereits in chinesischer Hand. Nun gehe es vor allem darum, diese Verträge des geflohenen Präsidenten Ashraf Ghani fortzuführen.

Die Taliban haben offenbar Interesse daran, schnell ins Geschäft zu kommen. Während westliche Nachrichtensender mit verstörenden Bilder von Flucht, Angst und Tod durch den ISIS-K eine Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln vorzubereiten scheinen, kann sich China als Friedensverkünder vorstellen. So verkündet der chinesische Sender CGTN:

„Während die USA gezwungen sind, das Land zu verlassen, nachdem sie es zerstört haben, kann Chinas Hilfe zum Hoffnungsstrahl für die kriegsgeschundene Nation werden.“
Das Signal an Kabul: ein gemeinsamer Gegner, nämlich die Vereinigten Staaten. Ähnliches können natürlich auch Russland und der Iran behaupten.

Während die einen um ihr Leben laufen, bleiben die anderen im Land. Sie wittern Milliardenaufträge der neuen Machthaber. Tatsächlich haben sich chinesische Firmen schon vor vielen Jahren Schürfrechte in Afghanistan gesichert. 2007 etwa zahlte das Konsortium Mjam 2,8 Milliarden Dollar dafür, dass es 30 Jahre lang die Kupfervorkommen bei Mes Aynak etwa 40 Kilometer südlich von Kabul ausbeuten darf – schätzungsweise Vorkommen von 90 Milliarden Dollar.

Autor*in: Friedrich Oehlerking (Freier Journalist und Experte für Einkauf, Logistik und Transport)