Abfallentsorgung in der Binnenschifffahrt
Sie sind gefährlich, umweltschädlich oder toxisch – Sonderabfälle fallen in großen Mengen an. Hauptverursacher sind Industrie, Gewerbe und Transport. Bei letzterem ist die Binnenschifffahrt in den Fokus gerückt. Das CDNI sorgt hier seit 20 Jahren für lückenlose Abfallentsorgung in der Binnenschifffahrt.
Entsorgung von Sonderabfall vor neuen Herausforderungen
In Deutschland beträgt laut Statistischem Bundesamt das Gesamtaufkommen aller Abfälle pro Jahr rund 400 Millionen Tonnen. Davon sind rund 21,9 Millionen Tonnen Sonderabfälle. Das Spektrum ist breit: Fast die Hälfte aller Abfallarten in der Abfallverzeichnisverordnung (AVV) sind als gefährliche Abfälle eingestuft. Ihre Inhaltsstoffe sind umweltschädlich oder toxisch. Entsprechend vielschichtig sind auch die Verfahren der Behandlung und Verwertung. Diese gehen über eine ausschließlich thermische Behandlung hinaus. So kommen auch werk- und rohstoffliche Verwertungsverfahren zum Einsatz. Die Abfallentsorgung in der Binnenschifffahrt ist im CDNI geregelt – im Übereinkommen über die Sammlung, Abgabe und Annahme von Abfällen in der Rhein- und Binnenschifffahrt.
Grundsätzlich verfolgt die Sonderabfallentsorgung immer zwei Ziele
- Schadstoffentfrachtung
- Abtrennung der Wertstoffe wie Metalle, Kunststoffe oder Glas und Rückführung in den Kreislauf
Komplexe Matrix der Sonderabfälle
Zu den Sonderabfällen zählen beispielsweise:
- Altchemikalien
- Altkatalysatoren
- Altöle
- asbesthaltige Materialien
- Aschen
- Batterien
- Bauschutt aus Sanierungsmaßnahmen
- Bauteile im Elektro- und Elektronikschrott
- Farb- und Lösungsmittelrückstände
- Filterstäube
- kontaminierte Böden
- Metallschlämme
- Pharmazeutika
- Schlacken
Sonderabfälle sind, wie der Bvse – Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V., Fachverband Sonderabfallwirtschaft – mitteilt, häufig in eine komplexe Matrix eingebettet, die die sach- und umweltgerechte Entsorgung erschwert.
Breites Spektrum an Entsorgungsdienstleistungen
Die Sonderabfallentsorgung erfordert ein besonders breites Spektrum an Entsorgungsdienstleistungen. Dieses umfasst zahlreiche abfallspezifische Schutzvorschriften, Regelungen, Verordnungen und Gesetzen für Annahme, Lagerung, Transport, Behandlung, Verwertung und Beseitigung der Stoffe, und zwar auf regionaler, nationaler, europäischer und internationaler Ebene.
Die sach- und umweltgerechte Sonderabfallentsorgung stellt somit hohe Anforderungen an alle Beteiligten. Sie unterliegt dem Einfluss sich häufig ändernder Rahmenbedingungen von Seiten des Umweltschutzes, der Gesetzgebung und der Technik.
Für die Entsorgung von Sonderabfällen stehen grundsätzlich drei Wege offen:
- Stoffumwandlung durch Verbrennen in Hochtemperaturanlagen oder durch chemische und biologische Behandlung
- Stofftrennung durch chemische und/oder physikalische Behandlung
- Immobilisierung durch Deponierung und Bergversatz
Abfallverursacher Binnenschifffahrt
Einen Sonderfall stellt die Abfallentsorgung in der Binnenschifffahrt dar. Diese ist vor allem angesichts der Probleme durch das Niedrigwasser im Sommer 2018 ins allgemeine Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit gerückt. Der Transportträger befördert pro Jahr in Europa rund 500 Millionen Tonnen Güter, ganz zu schweigen von einer wachsenden Gastschifffahrt auf europäischen Binnenwasserstraßen. Der Transportträger wird oft als besonders umweltfreundlich angepriesen. Gleichwohl fallen auch hier Abfälle an.
Hier setzt das internationale Übereinkommen über Sammlung, Abgabe und Annahme von Abfällen in der Rhein- und Binnenschifffahrt (CDNI) an. Zum ersten Mal trafen sich am 31. Oktober 2018 in Wien Sachverständige für Binnenschifffahrtsabfälle aus zehn Mitgliedstaaten der Donaukommission (DK) und des CDNI.
Abfallentsorgung in der Binnenschifffahrt nach dem CDNI
Das CDNI unterscheidet grundsätzlich drei Abfallarten:
- Teil A, öl- und fetthaltige Abfälle: Betroffen sind insbesondere Abfälle, die im Maschinenraum anfallen. Das sind Altöl, Bilgenwasser, Altfett, Altlappen, Altfilter usw. Diese Abfälle sind im Prinzip bei allen Binnenschiffen gleich. Ihr mengenmäßiges Aufkommen hängt vom Einsatz der Schiffe ab. So fallen bei häufigem Einsatz natürlich mehr Abfälle an als bei geringerem oder seltenem Einsatz.
- Teil B, Abfälle aus dem Ladungsbereich: Umgang mit den Resten und Abfallstoffen, die beim Transport von Ladung entstehen. Ladung ist eine bedeutende Quelle von möglichen Abfallstoffen. Der größte Teil des Transports auf dem Wasser betrifft feste oder flüssige Ladung, die als Schüttgut transportiert wird. Die Binnenschifffahrt transportiert jedes Jahr mehr als 300 Millionen Tonnen solcher Ladung in Schiffen, die in vielen Fällen verschiedene Ladungsarten nacheinander transportieren.
- Teil C, sonstige Abfälle: Restgruppe gegenüber den Kategorien der öl- und fetthaltigen Abfälle einerseits und der Ladungsabfälle andererseits. Betroffen ist insbesondere die Handhabung an Bord, wobei nach der großen Gruppe der Frachtschiffe und der Flotte von Passagierschiffen unterschieden werden muss.
Auf dem Treffen in Wien berichteten Vertreter der Mitgliedstaaten des CDNI über Erfahrungen seit dem Inkrafttreten des CDNI im Jahr 2009, seither erreichte Ziele und zukünftige Herausforderungen. Vertreter der Donaukommission (DK) berichteten unter anderem über spezielle Anforderungen auf der Donau und Ergebnisse der Projekte WANDA und CO-WANDA.