18.10.2017

Spionage-Tools fürs Smartphone: Das Handy als Wanze

Smartphones sind mittlerweile tägliche Begleiter. Deshalb sind Spionage-Tools auf mobilen Geräten besonders gefährlich. Das ist allerdings noch nicht jedem Nutzer bewusst. Sorgen Sie als Datenschutzbeauftragter für Aufklärung.

Spionage-Tools

Möchte jemand eine Person rund um die Uhr und an jedem Ort überwachen, ist das Smartphone genau das richtige Instrument. Geben Sie in einer Intersuchmaschine die Begriffe „Smartphone“ und „Überwachung“ ein, zeigt sich schnell, dass Smartphone-Überwachung sehr begehrt ist.

Zahlreiche Foreneinträge fragen nach Spionage-Tools für Smartphones. Sie erhalten zudem viele Treffer zu App-Anbietern, die Lösungen für die mobile Überwachung von Smartphones im Programm haben.

Smartphone-Überwachung: Blick über die Schulter unnötig

Rund ein Viertel der deutschen Smartphone-Nutzer (27 %) hat bereits ein fremdes Handy zur Hand genommen und ohne Wissen des Besitzers darauf gespeicherte Inhalte angeschaut. Das hat eine Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom ergeben. Weitere 28 % der Befragten geben an, nicht verraten zu wollen, ob sie dies getan haben.

Laut Befragung fühlen sich fast drei Viertel (71 %) unwohl, wenn sie das Smartphone einer anderen Person geben. 61 % geben ihr Gerät nur aus der Hand, wenn sie selbst dabei sind. Rund die Hälfte der Smartphone-Nutzer (54 %) gibt ihr Mobiltelefon nur im Notfall weiter.

Mobile Überwachungs-Software

Was viele Nutzer vergessen: Ist das Smartphone nicht ausreichend geschützt, brauchen Sie es gar nicht aus der Hand zu geben, um Unbefugten Zugriff auf Ihre Daten zu geben. Auch müssen neugierige Dritte nicht hinter oder neben dem Smartphone-Nutzer stehen, um über das Display an Informationen zu kommen.

Hierfür gibt es spezielle mobile Überwachungs-Software. Kommt diese Software ohne Zustimmung und Wissen des betroffenen Nutzers und entgegen der rechtlichen Voraussetzungen zum Einsatz, handelt es sich um mobile Spyware, um Spyware-Apps.

Vorsicht Spyware-Apps!

Überwachungs-Apps für Smartphones finden sich im Internet für Eltern, die die mobile Internet-Nutzung ihrer Kinder kontrollieren wollen. Auch an Arbeitgeber richten sich Angebote – obwohl der Gesetzgeber klare Einschränkungen macht.

Im Internet kursieren darüber hinaus Tool-Baukästen. Damit können Online-Kriminelle Spyware für Smartphones selbst entwickeln.

Die Zahl schädlicher Apps (Malware-Apps), und darunter die Zahl spionierender Apps, steigt an, insbesondere für Android-Smartphones.

Spyware-Apps können im Prinzip jede Smartphone-Nutzung und -Funktion überwachen und bespitzeln, zum Beispiel

  • die mobile Browser-Nutzung,
  • die Aktivität in den Apps sozialer Netzwerke,
  • die Mail-Apps,
  • die Messenger-Apps,
  • die SMS und
  • die Foto-Galerie.

Doch Spyware-Apps können oft noch mehr: Sie aktivieren heimlich weitere Smartphone-Funktionen, etwa die Ortung, das Mikrofon und die Kamera. Damit sind Smartphones echte mobile Wanzen.

Mobile Bespitzelung stärker bewusst machen

Wie groß die Bedrohung durch mobile Spionage-Tools ist, sollte jedem Smartphone-Nutzer bewusst sein.

 

Mobile Spyware: Überwacht auf Schritt und Tritt? Mehr als 54 Millionen Deutsche ab 14 Jahren nutzen ein internetfähiges Mobiltelefon, wie eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom ergab. Smartphones gehören für die meisten Nutzer inzwischen zu den täglichen Begleitern. Durch das Internet of Things (IoT) steigt die Bedeutung der Smartphones weiter:

  • Mehr als jeder Dritte (36 %) hat sein Smartphone schon einmal mit dem Auto verbunden, jeder Fünfte (19 %) mit der Smartwatch und jeder Siebte (15 %) mit Audio-Geräten.
  • Vernetzt werden auch Fitnessarmband (13 %), Spielekonsole, Smart-TV (jeweils 10 %) und Haushaltsgeräte (8 %). 46 %können sich vorstellen, mit dem Smartphone künftig Haushaltsgeräte beziehungsweise die Haustechnik zu steuern.

Dabei ist die Smartphone-Nutzung nicht auf den privaten Bereich beschränkt. Gerade die berufliche Nutzung hat einen hohen Stellenwert:

  • 100 % nutzen die Standardfunktion Telefonie. Danach folgen Foto- und Videokamera (90 %) und Suchmaschine (79 %).
  • Rund zwei Drittel hören Musik (69 %), lesen Nachrichten (69 %), bewegen sich in sozialen Netzwerken (68 %) und nutzen Navigations- und Kartendienste (64 %).
  • Darauf folgen Kurznachrichten-Dienste wie Telegram, Threema und WhatsApp (62 %), Wecker (61 %), SMS (58 %) und E-Mails (53 %). Knapp jeder Zweite nutzt Online-Banking (46 %) und Online-Shopping (43 %) mit dem Smartphone.

Das öffnet Spyware Tür und Tor.

 

Autor*in: Oliver Schonschek (Diplom-Physiker, IT-Analyst und Fachjournalist)