Sicheres Löschen von Smartphone-Daten
Beim Recht auf Vergessenwerden, also den erweiterten Löschpflichten aus der Datenschutz-Grundverordnung, denken viele zuerst an das Internet. Doch auch die Endgeräte sind von den Löschpflichten betroffen, darunter Smartphones und Tablets. Worauf müssen Sie achten?
Datenlöschen auf Smartphone und Tablet: Risiko Wiederherstellbarkeit
Haben Sie ein Dokument, ein Foto oder eine SMS versehentlich auf Ihrem Smartphone oder Tablet gelöscht, klappt oft die Wiederherstellung.
Das ist gut und schlecht zugleich: Gerät ein Tablet oder Smartphone in die falschen Hände, ohne dass vertrauliche oder personenbezogene Daten sicher gelöscht sind, kann auch ein Datendieb häufig die Informationen wiederherstellen.
Stellen Sie deshalb sicher, dass das korrekte Löschen von Daten nicht an den Grenzen des Firmennetzwerks endet. Das ist auch wichtig, um die Löschpflichten aus der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO / GDPR) umfassend zu erfüllen.
Falsches Löschen – ein Datenrisiko
Das sichere Löschen ist bereits seit Jahren eine Herausforderung. Früher jedoch waren die Geräte, auf denen Nutzer die Daten unzureichend gelöscht hatten, nicht hochmobil und schnell zu verlieren oder zu stehlen.
Im Zeitalter der iPhones, iPads, Android-Smartphones und -Tablets wird also falsches Löschen noch mehr zur Gefahr für personenbezogene Daten.
Das zeigen auch aktuelle Umfragen und Studien:
- Je mehr Apps sich auf den Geräten ansammeln, desto wichtiger ist es, sie instand zu halten, um digitalen Müll zu vermeiden. Allerdings durchforstet weltweit nur jeder zweite Anwender (55 Prozent) regelmäßig seine Geräte wie Smartphones, Tablets oder sonstige Rechner, um nicht mehr benötigte Anwendungen und Dateien zu löschen, so eine Studie von Kaspersky Lab.
- Smartphone-Nutzer agieren bei der digitalen „Müllentfernung“ aufgrund von weniger Speicherkapazitäten etwas sorgsamer. So durchforsten zwei von drei Nutzern (63 Prozent) regelmäßig ihre Smartphones nach überflüssigen Apps und Daten.
- Bei den restlichen Nutzern ist jedoch ungewiss, ob sie die Löschpflichten aus dem Datenschutz wirklich erfüllen. Davon können neben Dokumenten auch Apps betroffen sein, wenn diese Daten speichern.
Die Empfehlung des IT-Sicherheitsanbieters Kaspersky Lab: Nutzer sollten auf eine korrekte Konfiguration achten und nicht mehr benötigte Apps löschen.
Ansonsten entwickeln sich ihre Geräte zu einer gefährlichen digitalen „Müllhalde“, und es kann zum Geräteausfall, dem Entladen der Akkus oder Infektionen mit Schadprogrammen kommen.
Zudem können Apps unbemerkt Daten vom Nutzer sammeln und an Dritte weitergeben, auch Apps, die der Nutzer nicht mehr benötigt.
Das Projekt Datenspuren (infas im Auftrag des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz) mit seiner App Tracy untersucht ebenfalls, welche Daten Nutzer auf einem Smartphone oder Tablet ansammeln, darunter Daten, die einer Löschverpflichtung unterliegen können oder unnötig sind und damit zu ebenso nötigen Datenrisiken führen.
Die Lösung: Mobile Sicherheits-Suite oder Zusatzprogramme
Die mobile Datenlöschung ist gar nicht so schwierig. Voraussetzung: Man denkt daran und nutzt die Funktionen der (unbedingt erforderlichen) mobilen Sicherheits-Lösung auf den Smartphones und Tablets tatsächlich.
Viele Security-Apps bieten spezielle Löschfunktionen für Daten. Manche mobile Sicherheits-Lösung kennt aber nur das Fernlöschen (Remote Wipe). Dann ist für das regelmäßige, sichere Datenlöschen eine Zusatzlösung, eine spezielle Lösch-App, erforderlich.
Nicht nur Daten, auch Apps löschen!
Löschen Sie neben Daten auch unnötige Apps.
Fast jeder Smartphone-Nutzer (89 Prozent) hat schon einmal eine App vom Mobiltelefon gelöscht. Die Gründe dafür sind vielfältig:
- Der am häufigsten genannte Grund für die Deinstallation einer App ist „Enttäuschung bzw. Desinteresse“ (59 Prozent).
- Ebenfalls häufig: Der Nutzer hat die App lange nicht mehr verwendet (51 Prozent).
- Weitere Gründe sind ein zu großer Verbrauch von Speicherplatz durch die App (42 Prozent),
- zu viel Werbung während der Anwendung (38 Prozent) oder
- dass der Anwender einfach eine andere, bessere App gefunden hat (35 Prozent).
Dies sind die Ergebnisse der YouGov Studie „App in die Tonne“.
Auch aus Gründen der Sicherheit der Verarbeitung sollten Sie Apps richtig löschen:
- Mehr Apps auf mobilen Geräten verstärken Datenschutz- und Cyberrisiken. So haben die Experten von Kaspersky Lab innerhalb ihrer Untersuchung festgestellt, dass 83 von 100 Android-Apps auf sensible Daten zugreifen, Anrufe initiieren oder SMS versenden.
- Die Daten des cloudbasierten Kaspersky Security Network (KSN) zeigen zudem, dass jedes Android-Gerät durchschnittlich 66 Apps enthält. Wie die Experten von Kaspersky Lab feststellten, arbeiten 54 von 66 repräsentativ ausgewählten populären Android-Apps auch ohne Zutun der Anwender unbemerkt im Hintergrund und versenden im Schnitt jeden Tag 22 Megabyte an Datenvolumen.
Die Löschung unnötiger Apps bedeutet deshalb auch Datenschutz.
Nicht vergessen: Unterweisung zum sicheren Löschen
Damit wirklich eine sichere Datenlöschung erfolgt, braucht es allerdings mehr als ein passendes Programm.
Die Nutzer müssen verstehen, welche Datenvielfalt auf ihrem Smartphone oder Tablet vorhanden ist. Außerdem muss ihnen klar sein, dass sie diese Daten genau wie auf einem Notebook oder PC nach Zweckerfüllung löschen und während der Nutzungszeit verschlüsseln sollten.
Zu den Daten, die nach Zweckerfüllung oder vor Rückgabe, Recycling oder Verkauf eines Smartphones oder Tablets gelöscht werden sollten, gehören z.B. Kontaktdaten, Anruflisten, SMS, E-Mails, Sprachspeicherungen, Bilder, PDF- und Office-Dokumente, Termine, Aufgaben, Cookies und die Browser-History.
Vergessen Sie neben dem internen Smartphone-Speicher auch die Speicherkarte (meist microSD-Karte) nicht. Ebenso gehören zu mobilen Apps häufig Cloud-Dienste, in denen sich Daten des Nutzers befinden.
Mitarbeiterinformation: Sicheres Löschen bei Smartphones und Tablets
Die Anwender müssen wissen, dass einfaches Löschen auch bei Smartphones und Tablets unzureichend ist.
In eine Unterweisung zum sicheren Löschen gehören deshalb die mobilen Endgeräte.
Hilfreich sind auch Erinnerungs- und Timer-Funktionen bei den mobilen Löschprogrammen, die an ein regelmäßiges Datenlöschen erinnern.
Das notwendige Bewusstsein für das sichere Löschen ersetzen können solche Funktionen allerdings nicht. Bekanntlich ist es auch bei Smartphones und Tablets sehr einfach, Meldungen und Warnungen einfach wegzuklicken oder wegzuwischen.