Studie zu obdachlosen Menschen auf der Straße
Im November des vergangenen Jahres lag die Zahl der Wohnungslosen deutschlandweit bei rund 600.000 Menschen und ist damit um 58 Prozent im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. In einer Stadt wie München wurden aktuell 340 obdachlose Personen auf der Straße gezählt.
Der Stadtrat München hatte 2019 der Studie „Obdachlose Menschen auf der Straße“ zugestimmt. Im Rahmen dieser Studie hatte das SINE Institut im Münchner Stadtgebiet zwei Zählungen durchgeführt: eine in der Winterperiode (November 2022) und eine in der Sommerperiode (Mai 2023), um die tatsächliche Anzahl der obdachlosen Menschen in München zu erfassen. Im Rahmen einer Pressekonferenz zum Neubau des Übernachtungsschutzes in der Lotte-Branz-Straße 5 stellte Sozialreferentin Dorothee Schiwy die wichtigsten Ergebnisse der Studie vor. Die Obdachlosenstudie analysiert die Bedürfnisse von obdachlosen und wohnungslosen Menschen. Sie sei ein guter Leitfaden, um die bereits bestehenden und auch gut angenommenen Angebote und Einrichtungen noch weiter zu verbessern; auch um obdachlosen Personen in München die nötige Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die sie verdienten. Ein Projekt ist der neue Übernachtungsschutz.
Bisher ist das Münchner Sozialreferat von geschätzt 550 obdachlosen Personen ausgegangen, die auf der Straße leben. Gesellschaftliche und politische Veränderungen in den letzten zehn Jahren haben eine Aktualisierung der Daten zu obdachlosen Menschen in München notwendig gemacht. Die Straßenzählung wurde auf das Gebiet innerhalb des Mittleren Rings begrenzt und anhand von Experteneinschätzungen auf das gesamte Stadtgebiet hochgerechnet. Dabei wurden etwa 340 obdachlose Personen auf der Straße gezählt, davon rund 250 Personen innerhalb des Mittleren Rings. Sozialreferentin Dorothee Schiwy erklärte, dass die Zahl von rund 340 obdachlosen Personen im Vergleich mit anderen deutschen und europäischen Großstädten sehr niedrig sei. Dies lasse sich auf die Vielzahl an Angeboten für obdach- und wohnungslose Menschen in München zurückführen.
Zwei Drittel der auf der Straße lebenden Befragten nutzen allerdings keine Übernachtungsangebote. Gründe hierfür sind unter anderem, dass die Einrichtungen tagsüber verlassen werden müssten und kein dauerhaftes Angebot darstellten (ein Drittel der Befragten). Mangelndes Sicherheitsgefühl und Angst vor Diebstahl ist ein Problem für ein Drittel der Befragten, zu viele Menschen in den Unterkünften ist für ein Viertel der Befragten ein Ablehnungsgrund von Übernachtungsangeboten. Fast alle von Obdachlosigkeit betroffenen Menschen, über 90 Prozent, kennen die Angebote der Landeshauptstadt München bzw. der Träger. Entsprechend der Studienergebnisse kommt ein hoher Anteil an Personen aus dem EU-Ausland (Winterzählung 67 Prozent, Sommerzählung 47 Prozent). Annähernd die Hälfte der auf der Straße lebenden Menschen ist älter als 49 Jahre (18–49 Jahre: 56,3 Prozent, 50–81 Jahre: 43,6 Prozent) und lebt oft schon länger auf der Straße.