„Schießendes Personal aus Deutschland“ – Humor, Satire oder bloß Klamauk? Der Witz in der politischen Kommunikation
„Jeder Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag“. Mit diesem Zitat machte Charlie Chaplin einst klar, wie wichtig Humor und Freude in unserem Alltag sind. Als Bürgermeister sind Sie eine Person des öffentlichen Lebens und stehen unter besonderer Beobachtung. Eine als Witz gemeinte Passage kann auch schnell nach hinten losgehen. Erfahren Sie, wie Sie Humor erfolgreich in Ihrer Kommunikation nutzen.
„Witzischkeid kennt keine Grenzen!“ – leider doch …
Es war wohl als Scherz gemeint: Verteidigungsministerin von der Leyen antwortete auf die Frage nach den Schwierigkeiten mit den Austragungsorten der WM in Russland und Katar: „Egal wo gespielt wird, Deutschland schickt schießendes Personal“. Auch wenn es lustig sein sollte: In Zeiten der Krise (Ukraine) und der noch immer ungeklärten Frage nach den Arbeitsbedingungen in Katar sollte man solcherlei „Scherze“ besser für sich behalten. Das von Heinz Schenk in der Mediensatire „Kein Pardon!“ vorgetragene Musikstück in der Überschrift dieses Abschnitts gilt also nicht immer.
Historisches
Humor und Witz gehören seit jeher zur öffentlichen Auseinandersetzung. Bereits im antiken Griechenland gehörte das Lachen zum Alltag auf Festen und Versammlungen. Das antike Rom hingegen verbat das öffentliche Spötteln, und per Gesetz war es verboten, sich öffentlich über einen Bürger lustig zu machen. Noch weiter ging die Religion im frühen Mittelalter: Ausgehend von dem biblischen Zitat „Ein Narr lacht überlaut, ein Weiser lächelt ein wenig“ (Jesus Sirach 21,29) war das Lachen verpönt: Es stelle eine Missachtung der göttlichen Schöpfung dar und bringe durch das Nehmen der Angst (vor Gott) die „natürliche Ordnung“ zum Wanken.
Modernes
Humor ist auch in der Moderne ein integraler Bestandteil der politischen Kommunikation: Ob man sich als Partei im Wahlkampf humorvoll mit dem politischen Gegner auseinandersetzt oder eine Rede als Bürgermeister mit einem Witz auflockert: Menschen lachen gern und schenken dem Scherzenden ihre Aufmerksamkeit. Humor zeigt, wie wir mit uns selbst umgehen, ob wir auch mal über uns und unsere eigenen Unzulänglichkeiten lachen können. Aber: Humor kann auch schnell verletzend sein. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn öffentliche Späße zu Klamauk werden: Die FDP versuchte sich 2002 in einem „Spaßwahlkampf“: Das „Guidomobil“ tourte durch Deutschland, mit Beachvolleyball und lockeren Sprüchen versuchte man, gerade junge Menschen für sich zu gewinnen. In Zeiten der Flutkatastrophe und des drohenden Irakkrieges ging diese Strategie nicht auf: Die FDP blieb weit hinter ihren Erwartungen zurück. Man gab 18 % als Ziel aus, erreichte dann aber nur 7,4 %.
Fazit
Humor lockert die politische Kommunikation auf. Seien Sie aber auf der Hut, wenn Witze schlüpfrig oder zweideutig sind: Schnell verletzen Sie die Gefühle der Menschen. Am besten funktioniert Humor auf eigene Kosten: Ein Politikerwitz wirkt umso sympathischer, wenn er von einem Politiker erzählt wird. Reichern Sie Ihre Reden mit einer Prise Humor an, und Sie werden Sympathien gewinnen, Ihren eigenen Alltag ein wenig aufpolieren und sich nicht immer ganz so ernst nehmen müssen.