20.07.2015

Machtworte sprechen

Durchsetzungskraft manifestiert sich auch in der Sprache. Wer erfolgreich führen will, sollte sein rhetorisches Bewusstsein schärfen. Oft sind es subtile Formulierungen, die den Unterschied ausmachen. So argumentieren Sie offensiv und aus einer Position der Stärke heraus.

Frau vor Mikrofon

Politik lebt von der Auseinandersetzung. Ob in öffentlichen Debatten, bei Medienterminen oder den gern zitierten Hinterzimmergesprächen: Worte sind für einen Volksvertreter ein wichtiges Machtinstrument. Die Art, zu reden, kann über Verhandlungserfolge und Mehrheiten entscheiden. Selbstbewusst und angriffslustig – oder nachgiebig und defensiv? Welchen Eindruck Sie bei Ihrem Gegenüber hinterlassen, hängt immer auch von Ihrer Wortwahl ab.

Sprachlichen Ballast abwerfen

Eine der wichtigsten Faustregeln: Meiden Sie Füllwörter. Gerade in Kontroversen, in denen Sie Terrain gewinnen wollen, sollten Sie Ihre Sätze rigoros entschlacken. Ihr Statement wirkt umso stärker, je weniger rhetorische Leerstellen Sie sich gestatten. Nehmen Sie zum Beispiel den Satz „Also, das ist ja eigentlich nicht unser Ziel“ – und bereinigen Sie ihn um alles Überflüssige. Was bleibt, klingt gleich viel kraftvoller und bestimmter: „Das ist nicht unser Ziel“. Punkt. In der Kürze Ihres Statements liegt die Würze.

Verneinen – nicht verteidigen

Füllwörter können auch deshalb tückisch sein, weil Sie sich damit rednerisch allzu schnell in die Defensive begeben, etwa durch die Verwendung des kleinen Wörtchens „ja“. Der Unterschied scheint marginal – die Wirkung ist jedoch nicht zu unterschätzen, wie dieses Beispiel deutlich macht: „Diese Entwicklung konnte ja niemand vorhersehen“ hört sich nach Verteidigungsposition an, so als müssten Sie einen Vorwurf kontern. Offensiver wirkt dagegen ein schnörkelloses: „Diese Entwicklung konnte niemand vorhersehen.“

Selbstbewusste Feststellung

Ähnlich verhält es sich mit dem Wörtchen „aber“. Auch das sollten Sie in Kontroversen mit Bedacht verwenden. „Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung, aber die braucht Zeit.“ Spüren Sie den latenten Rechtfertigungsdruck, der in diesem Satz mitschwingt? Und hören Sie den Unterschied im Vergleich zur folgenden Version? „Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung. Die braucht Zeit.“ Eine unmissverständliche Feststellung, souverän vorgetragen.

Zuwachs an Autorität

Sensibilisieren Sie sich selbst für die Wirkmacht Ihres Sprechens (wie auch Ihres Schreibens, für das ähnliche Mechanismen gelten). Schließen Sie Ihre nächste Besprechung nicht mit: „Ich würde sagen, wir vertagen das auf die kommende Sitzung.“ Sondern konstatieren Sie: „Lassen Sie uns das auf die kommende Sitzung vertagen.“ Verbannen Sie alle Hohlwörter und Floskeln, die mangelndes Machtbewusstsein, Unentschiedenheit oder Inkonsequenz signalisieren könnten, und schaffen Sie stattdessen sprachlich Fakten. Erleben Sie, wie Ihre Äußerungen dadurch an Stärke – und Sie selbst an Autorität gewinnen.

Autor*in: Nicola Karnick (Nicola Karnick ist Redenschreiberin und Autorin von "Praktische Redenbausteine für Bürgermeister".)