25.11.2016

Kampagnen und das liebe Geld – Teil II

In der letzten Ausgabe haben wir Ihnen bereits gezeigt, dass ein Wahlkampf stets von einer Vielzahl unterschiedlicher Finanzierungsquellen lebt und kreativ wird. Im zweiten und letzten Teil dieser kleinen Reihe erfahren Sie nun, welche Effekte klug eingesetztes Geld in Ihrer Wahlkampagne haben kann und warum der alte Leitsatz „Smart Dimes beat dump Dollars“, also sinngemäß „Kluges Kleingeld schlägt die große Kohle“, immer noch Gültigkeit besitzt.

Bargeld

Jede Münze hat zwei Seiten und jede Wahlkampffinanzierung zwei Aspekte: Neben der Betrachtung der Einnahmeseite, also der Beschäftigung mit z.B. der Frage: „Wie viel Geld kann die Kampagne, zu welchen Zeitpunkten, von welchen Personengruppen, durch welche Maßnahmen einholen?“, ist die andere Seite der Münze zu betrachten: die Ausgabenseite des Wahlkampfs. Denn die Ausgaben im Wahlkampf entscheiden darüber, wofür genau wir unsere Ressourcen einsetzen und was wir hierfür zurückerhalten.

Nutzen Sie – gerade bei kommunalen und lokalen Kampagnen und bereits zu Beginn Ihrer Planungen – Erfahrungswerte aus vorherigen Wahlkämpfen. Finden Sie heraus, welche Ausgabenstrukturen vorgelegen haben.

Erfahrungen aus vergangenen Wahlen nutzen

In einem weiteren Schritt schätzen Sie realistisch ein, welche finanziellen Ressourcen Ihnen zur Verfügung stehen werden. Dabei bringt es Ihnen nichts, eine Wunschliste zu erstellen oder einen Wunschbetrag niederzuschreiben. Es geht vielmehr darum, Fakten zu vergleichen. Dazu müssen Sie unter anderem bestimmen:

  • Wie hoch waren die Wahlkampfausgaben der vorherigen Kampagnen?
  • Welche Ausgaben werden bei politischen Konkurrenten zu erwarten sein?
  • Welche Medien oder Kommunikationskanäle wollen wir nutzen – und damit zusammenhängend: Welche Budgets sind hierfür bereitzustellen?

Nachdem Sie vergangene Ausgaben kennen und die Preise für geplante Investitionen eingeholt haben, müssen Sie prüfen, was Sie mit der Gesamtheit der Ausgaben im Endeffekt tatsächlich erzielen. Stellen Sie sich beispielsweise die überspitzte Situation vor, in der Sie einhundert Prozent Ihres gesamten Budgets nur dafür verwenden, Flyer oder Plakate zu drucken und Ihren kompletten Wahlkreis mit Ihrem Kandidatenprofil zu tapezieren. Glauben Sie in diesem fiktiven Beispiel daran, dass die Menschen Sie deswegen wählen? Wie erklären Sie es sich unter diesen Umständen, dass zwar nicht einhundert Prozent, jedoch in vielen Fällen immerhin 25 bis 40 Prozent der Wahlkampfbudgets für Plakate, Flyer und Give-aways verheizt werden? Einige Kandidaten gehen in ihrer Ausgabenplanung noch weiter und denken beispielsweise auch ernsthaft darüber nach, ob sie Dienstleister schon deswegen in die Kampagne einbinden, weil diese aus der Umgebung kommen und als Mitglieder oder Sympathisanten der Partei bei der Vergabe von Aufträgen einzubinden sind. Ganz gleich, ob Sie hier einen Designer, Druckermeister oder Dorflieferanten im Kopf haben: Lassen Sie sich nicht durch solche Überlegungen aus dem Konzept bringen. Fakt ist: Sie müssen die Wahlen gewinnen. Und grundsätzlich gilt hierfür nur ein Gedanke: Jede Ausgabe kann nur Sinn haben, wenn sie einer konkreten Sache dient: der grundlegenden Überzeugung von Wählern! Die eingesetzten Investitionen, die jeweils erzielte Effektivität und die Übereinstimmung mit der Gesamtstrategie sind für die einzelnen Ausgaben kritisch zu hinterfragen – wenn möglich sogar mit professionellen Wahlkampfberatern abzustimmen.

Rücklagen bilden das Rückgrat

Obendrauf benötigen Sie zusätzlich einzuplanende Reserven – für unvorhergesehene Ereignisse: Denn selbst bei Kampagnen, die ca. 12 bis 18 Monate im Voraus sorgfältig durchdacht und konzipiert worden sind, kann noch viel Unvorhergesehenes eintreten. Damit Sie in der Lage sind, sich dem neuen Kurs bzw. der Veränderung in Ihrer Umwelt anzupassen (das kann z.B. eine neue Krise, ein neues Gesetz sein), neue Botschaften zu verbreiten und ihre Kampagne zu korrigieren, benötigen Sie diese zusätzlichen Reserven.

Dabei gilt: Für Ihren Wahlerfolg müssen Sie Ihre Ressourcen konzentrieren – und zwar für das Ziel, an die Menschen zu kommen. Das heißt, für Ihre Botschaften, Teams und Sie gilt: Sie müssen raus auf die Straße und mit den Menschen sprechen. Bei den Menschen geht es darum, mit ihnen über politische Zielsetzungen zu sprechen – und den Menschen zuzuhören. Doch damit all das logistisch auch wirklich möglich ist, damit Sie eine effektive Kommunikation aufbauen können und eine durchdachte – keinem Zufallsbild überlassene – Kampagne prägen, benötigt Ihre Kandidatur Ressourcen, und zwar auch finanzielle.

Und für diese gilt: Ein Wahlkampf bringt Geld. Ein Wahlkampf braucht Geld.

Autor*in: Dr. Reza M. Kazemi (Dr. Reza M. Kazemi ist int. Wahlkampfberater und Inhaber der Agentur Campaigns&Technology.)