Engagiert im virtuellen Schwarm
Ohne Ehrenamtliche läuft nichts, sie sind für das funktionierende Gemeinwesen in Städten und Gemeinden eine wichtige Größe. Doch wie mobilisiert man Bürger? Indem man sie im Netz anspricht, wie das Beispiel Hamburg zeigt. Dort entwickelt sich ein Twitter-Hashtag zum Markenzeichen der freiwilligen Flüchtlingshilfe.
Mehr als 2.000 Menschen machen sich in der Elbmetropole ehrenamtlich für Flüchtlinge stark. Ein bedeutender Teil der Helfer organisiert sich in sozialen Netzwerken. Allein bei Facebook findet sich ein gutes Dutzend Gruppen. In den virtuellen Gemeinschaften verabreden die Freiwilligen ihre Aktivitäten, starten Spendenaufrufe oder diskutieren über die Asylpolitik in der Hansestadt. Die lebhafte Kommunikation und die Einblicke in die praktische Flüchtlingshilfe, die sich über diese Kanäle eröffnen, ziehen immer wieder neue Mitstreiter an.
Solidarische Netzgemeinde
Das Beispiel Flüchtlingshilfe macht deutlich: Digitale Vernetzung kann bürgerschaftliches Engagement beflügeln. In Hamburg hat man das Potenzial erkannt. Bereits im Herbst 2014 ging die Hansestadt mit einem Informationsportal online. Es bedient einerseits das wachsende Bedürfnis nach Fakten und Hintergründen rund um das innenpolitische Topthema Flüchtlinge. Zugleich wendet es sich an die wachsende Schar hilfswilliger Bürger. Sie finden auf der städtischen Microsite nicht nur eine Übersicht sämtlicher Flüchtlingsunterkünfte in Hamburg. Interessierte werden auch zu Helferinitiativen vor Ort in den Stadtteilen verlinkt – für viele Hanseaten der direkte Weg in die ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit in ihrer Nachbarschaft.
Mosaik guter Taten
Federführend betreut wird das Portal durch die Hamburger Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI), die in dem Stadtstaat für die Folgeunterbringung der Geflüchteten zuständig ist. Deren Pressesprecher Marcel Schweitzer ist es wichtig, Öffentlichkeit für das ehrenamtliche Engagement zu schaffen. Das gelingt unter anderem mit dem Hashtag #HHhilft, mit dem bei Twitter ein Mosaik der Menschlichkeit entsteht. „Nach dem Motto ‚Tue Gutes und twittere darüber‘ zeigen die Engagierten und die Spendenden, was sie auf die Beine stellen. Und geben so der Flüchtlingshilfe und der Hamburger Willkommenskultur ein Gesicht“, beschreibt Schweitzer den viralen Effekt.
Kommunales Campaigning
Der Hashtag #HHhilft ziert auch ein Plakat, das seit Kurzem in den derzeit rund 70 Hamburger Flüchtlingsunterkünften hängt – eine von der BASFI initiierte Kampagne, mit der die Stadt den Bürgern danke sagt für ihren freiwilligen Einsatz. Wie vielerorts in Deutschland ist man auch in der Hansestadt bei der Integration von Flüchtlingen auf die Unterstützung Ehrenamtlicher angewiesen. Mobilisierung und soziales Campaigning, für Schweitzer (Twitter-Nutzern auch als Sprecher der „Socialbehörde“ bekannt) sind das durchaus hoheitliche Aufgaben. „Denn auch daraus speist sich eine lebendige Bürgergesellschaft.“