Bau- und Wohnungskrise in den Städten
Städte und Ballungsräume leiden unter einer sich verschlechternden Situation des Bau- und Immobiliensektors. Das zeigt sich unter anderem in der überproportionalen Abnahme begonnener Bauprojekte im Bereich Wohnen und Büro. Insbesondere die Zahl der geplanten und beantragten Wohnprojekte sinkt am stärksten in den Städten mit dem größten Wohnraummangel. Diese krisenhafte Entwicklung zeigt sich in einer zunehmenden Zahl von Insolvenzen von Immobilienentwicklern aller Größenordnungen, einer deutlichen Zurückhaltung von Bauwilligen und in einem sich weiter anspannenden Wohnungsmarkt.
Mit welchen investiven und regulatorischen Maßnahmen sowie welcher Förderung kann aus Sicht der Städte der Immobilien-, Bau- und Wohnungskrise begegnet werden? Darauf versucht ein Positionspapier des Deutschen Städtetags Antworten zu geben. Ebenso beschreibt es in konkreten Zahlen die Lage, die wie folgt aussieht: Die Anzahl der Baugenehmigungen hat im Wohnungssektor im Jahr 2023 mit –39,1 Prozent bei Einfamilienhäusern, –48,3 Prozent bei Zweifamilienhäusern und –25,1 Prozent bei Mehrfamilienhäusern rapide gegenüber 2022 abgenommen. Die Zahl genehmigter Wohnungen im Jahr 2023 liegt um 26,6 Prozent geringer als im Jahr zuvor. Dies entspricht einen Rückgang um 94.100 auf 260.100 Wohnungen. Bezogen auf Februar 2024 wurde der Bau von 18.200 Wohnungen genehmigt. Das waren 18,3 Prozent oder 4100 Baugenehmigungen weniger als im Februar 2023.
Die Entwicklung im Wohnungssektor sei besonders alarmierend, weil er fast 40 Prozent des Projektvolumens im Hochbau einnehme, wie es im Positionspapier heißt. Die abnehmende Zahl an Baugenehmigungen werde sich zeitverzögert in den Fertigstellungszahlen von Wohnungen niederschlagen. Investoren, Entwickler, Bauträger und sonstige Bauwillige zeigten eine deutliche Tendenz, Bauvorhaben zeitlich zu schieben oder aufzugeben. Im ersten Halbjahr 2023 wurden beispielsweise circa 34 Prozent der Vorhaben im Bürosektor später als geplant in Angriff genommen oder (vorübergehend) aufgegeben. Neuplanungen gingen um 22 Prozent zurück. Projektentwicklungen für den eigenen Bestand verzögern sich weniger als solche zum Verkaufszweck. Im Hochbau gingen die realen Auftragseingänge 2023 um 11,4 Prozent zurück und lagen mit 49,1 Milliarden Euro nominal um 5,0 Prozent unter dem Vorjahresergebnis. Für den Rückgang der Planungen und des Beginns von Bauvorhaben seien vor allem steigende Baukosten und zunehmend schlechtere Finanzierungsbedingungen verantwortlich. Die Lieferketten-Problematik habe sich zwar entspannt, aber die finanzierenden Banken zeigten eine deutlich veränderte Kreditvergabepolitik, denn ihre Finanzierungsbereitschaft liege derzeit auf einem Tiefststand.