So gelingt die Brandrisikoanalyse
Die Mitwirkung bei der Beurteilung von Brandgefahren ist eine wesentliche Aufgabe des Brandschutzbeauftragten. Nicht immer ist es jedoch einfach, die Brandgefahren aufzudecken und die Risiken der Brandgefahren zu beurteilen. Der folgende Artikel zeigt eine Möglichkeit auf, Brandgefahren systematisch zu erfassen und einen Brandrisikokatalog zu erstellen.
Auf Basis der Brandrisikoanalyse kann der Brandschutzbeauftragte feststellen, ob zusätzliche Brandschutzmaßnahmen erforderlich sind und wie diese aussehen müssen.
Bedingungen, unter denen es zu einem Brand kommt
Ein Brand ist ein Schadensereignis, das durch unbeabsichtigte Wärmeabgabe, mit oder ohne Rauchentwicklung, Menschen und Tiere verletzen bzw. töten kann und erhebliche Schäden an Umwelt und Sachwerten verursacht. Im naturwissenschaftlichen Sinn ist ein Brand eine exotherme Reaktion, in der ein brennbarer Gegenstand oder eine brennbare Substanz mit Sauerstoff reagiert. Dabei kann es zur Rauchgasbildung und/oder Flammenerscheinung kommen.
Ein wesentliches Kriterium ist die Energiefreisetzung bei der Stoffumsetzung. Sie muss mindestens so groß sein, dass ein sich selbst aufrechterhaltender Oxidationsprozess in Gang gesetzt wird.
Die für einen Brand erforderlichen Bedingungen sind:
- Brennstoff
- Sauerstoff
- Zündenergie (Wärmeenergie)
Treffen diese Vorbedingungen gleichzeitig räumlich im richtigen Verhältnis aufeinander, entsteht ohne weiteres Zutun der Entstehungsbrand, der sich aufgrund der Energieabgabe nicht nur aufrechterhält, sondern sich durch Erwärmung weiterer brennbarer Stoffe ausbreitet.
Daraus entstehen Brandgefahren im Allgemeinen
Luftsauerstoff, Brennstoff und eine gewisse Energiemenge sind in fast jedem Raum vorhanden. Dass es trotzdem nicht zu einem Brand kommt, liegt meistens daran, dass die vorhandene Energie nicht ausreicht, die vorhandenen Brennstoffe auf ihre spezifische Zündenergie zu erwärmen.
Unter der Prämisse, dass an jedem Ort, an dem sich Menschen unter Normalbedingungen aufhalten können, ausreichend Luftsauerstoff für eine Verbrennung vorliegt, bleiben als Ursachen für Brandgefahren nur folgende Möglichkeiten im Allgemeinen übrig:
- Brennstoffe sind vorhanden.
- Zündenergie ist vorhanden.
- Brennstoffe und Zündenergie kommen zusammen.
Brennstoffe sind an den meisten Arbeitsplätzen vorhanden. Die Unterschiede für die Brandrisikoanalyse liegen lediglich darin, ob es sich um normal entzündbare, leicht entzündbare oder extrem entzündbare Stoffe und Gegenstände handelt.
Zündenergie kann durch verschiedene Quellen geliefert werden. Energiequellen müssen immer im Zusammenhang mit den Brennstoffen und dem gleichzeitigen räumlichen Zusammentreffen mit diesen betrachtet werden.
Brandgefahren durch Menschen
Sauerstoff und Brennstoffe sind vielerorts vorhanden. Brandgefahren entstehen oft durch das Verhalten der Menschen:
- Zulassen, dass sich eine außergewöhnliche Menge an Brennstoff ansammelt, beispielsweise durch überquellende Abfalleimer
- Zulassen, dass leicht oder extrem entzündbare Stoffe an Orten vorgehalten sind, die dafür nicht ausgelegt sind, beispielsweise Abstellen eines Reservekraftstoffkanisters in einem Treppenraum
- Zulassen, dass Zündquellen entstehen, beispielsweise Anzünden von Kerzen an Arbeitsplätzen mit brennbaren Stoffen
- Zulassen, dass potenzielle Zündquellen nicht überwacht oder nicht bestimmungsgemäß eingesetzt werden, beispielsweise die nicht ausgeschaltete bzw. nicht vom Netz getrennte Kaffeemaschine oder achtloses Sammeln von Hochenergiebatterien ohne Polschutzmaßnahmen
Brandgefahren durch Elektrizität
Elektrizität ist eine Energieform, die grundsätzlich geeignet ist, brennbare Stoffe indirekt auf ihre Zündtemperatur aufzuheizen. Jeder normal gebräuchliche elektrische Verbraucher erzeugt zudem Wärmeenergie, die ebenfalls auf brennbare Stoffe übertragen werden kann.
Brandgefahren entstehen in der Regel unter folgenden Bedingungen:
- Die Verlustwärme kann nicht ausreichend abgeführt werden, beispielsweise aufgrund von blockierten Lüftungsschlitzen.
- Durch technische Defekte wird eine ungewöhnlich hohe Temperatur erreicht, beispielsweise bei Ausfall des Lüfters eines Netzteils.
- Durch Widerstandserhöhung kommt es zu einem nicht vorgesehenen erhöhten Stromfluss und damit verbundener unzulässiger Temperaturerhöhung, beispielsweise bei gequetschten Kabeln.
- Durch unzulässige Verwendung elektrischer Betriebsmittel kommt es zu einer Stromstärke, die für das Betriebsmittel nicht vorgesehen ist und dieses unzulässig erhitzt, beispielsweise die Reihenschaltung mehrerer Mehrfachsteckdosen oder bei nicht vollständig abgerollten Kabeltrommeln.
- Verwendung von elektrischen Betriebsmitteln in Atmosphären, bei denen die Betriebstemperatur des Geräts die Zündtemperatur der zündfähigen Atmosphäre überschreitet, beispielsweise die Verwendung von nicht ex-geschützten Geräten in explosionsfähiger Atmosphäre
Brandgefahren durch wärmeerzeugende Geräte und Betriebsmittel
Wärmeerzeugende Geräte und Betriebsmittel stellen eine latente Brandgefahr dar, da sie dafür gebaut wurden, Wärmeenergie zu erzeugen und abzugeben.
Brandgefahren entstehen meist unter folgenden Bedingungen:
- nicht bestimmungsgemäße Verwendung der Betriebsmittel, beispielsweise zu hohe und/oder zu lange Energiezufuhr beim Erwärmen von Fertiggerichten in einer Mikrowelle
- unbeobachtete Verwendung der Betriebsmittel, beispielsweise eingeschaltete Kochplatte und Verlassen des Raums
- technische Defekte verursachen Wärmeerzeugung über das gewünschte Maß hinaus oder zu einem nicht gewünschten Zeitpunkt, beispielsweise ein Defekt an einem Temperatursensor, der das Gerät bei Erreichen einer bestimmten Temperatur spannungsfrei schalten soll
- nicht ausreichender Abstand zu brennbaren Materialien im Betrieb, beispielsweise eine zwischen Papierhaufen stehende Kaffeemaschine
Brandgefahren durch mechanische Energie
Reibung erzeugt Wärmeenergie. Alle Maschinen, in denen bewegte Teile vorhanden sind, die an anderen Bauteilen reiben, erzeugen mechanische Wärmeenergie. Entweder kann die im Normalbetrieb entstehende Wärmeenergie ausreichend über die Maschinenteile abgeführt werden oder es sind Kühlsysteme verbaut, die die Wärme abführen.
- Durch Anlagerung oder Anhaftung brennbarer Stoffe über das normale Maß hinaus werden diese Stoffe bis an ihre Zündtemperatur erhitzt.
- Durch technische Defekte entsteht mehr Wärmeenergie als vorgesehen, beispielsweise erhöht sich durch defekte Lager sich drehender Bauteile der Reibungswiderstand mit entsprechender Erwärmung des Bauteils.
- Durch Ausfall des Kühlsystems kann nicht mehr ausreichend Wärmeenergie abgeführt werden, die Maschine überhitzt.
- Durch Defekte im Kühlkreislauf tritt brennbares Kühlmittel aus und wird an heißen Maschinenteilen entzündet.
Brandgefahren durch sonstige Prozesse oder Ereignisse
Für die Brandrisikoanalyse sind auch weitere Prozesse oder Ereignisse wichtig, die dazu führen, dass brennbare Stoffe und Energie in dem Maße aufeinandertreffen, dass es zur Zündung der Brennstoffe kommt.
- Stahlwolle kommt in Kontakt mit beiden Polen einer Batterie. Die Folge: Die Stahlwolle kann sich entzünden und dabei andere Stoffe entzünden.
- Chemikalien treffen aufeinander und reagieren exotherm. Die Folge: Die Chemikalien selbst oder andere Stoffe können entzündet werden.
- Geladene oder nicht vollständig entladende Hochenergiebatterien werden durch leitfähige Materialien kurzgeschlossen. Die Folge: Eine Erhitzung der Batterien bis zur Explosion ist möglich.
Vorgehensweise bei der Brandrisikoanalyse
Um die Brandgefahren an Arbeitsplätzen unterstützend beurteilen zu können, empfiehlt sich folgende Vorgehensweise:
- Festlegung des Betrachtungsraums
- Erfassen der brennbaren Stoffe
- Erfassen der potenziellen Zündquellen
- Erfassen potenziell brandfördernder Verhaltensweisen und Ereignisse
- Beurteilen der möglichen Folgen
- Beurteilen der Eintrittswahrscheinlichkeit
- Ermitteln des Brandrisikos