29.07.2021

Brandschutz in Kindertageseinrichtungen

Kinder sind die Zukunft eines jeden Landes. Deshalb bedürfen sie auf ihrem Entwicklungsweg besonderer Fürsorge. Der Gesetzgeber hat dies im Zusammenhang mit Brandschutzanforderungen in den landesspezifischen Bauordnungen geregelt, in denen er Kindertageseinrichtungen als Sonderbauten definiert. Das heißt, es ergeben sich besondere Anforderungen.

Kindertagesstätte

Der vorbeugende Brandschutz in Kindertageseinrichtungen ist ganz besonders wichtig – geht es doch um die Sicherheit der Kleinsten unserer Gesellschaft.

Der Begriff Kindertageseinrichtung fasst Einrichtungen der Kindertagesbetreuung zusammen. Je nach Region werden diese Einrichtungen unterschiedlich betitelt.

  • Für Kinder bis zum dritten Lebensjahr gibt es die Kinderkrippe.
  • Zwischen dem dritten und dem sechsten Lebensjahr besuchen sie in aller Regel den Kindergarten.
  • Sobald sie ab dem sechsten Lebensjahr im Grundschulalter sind, können sie vor und nach der Schule den Kinderhort.
  • Einrichtungen, die alle drei Altersgruppen umfassen, werden als Kindertagesstätte bezeichnet.
  • Auch die Tagespflege von Kindern wird zu den Kindertageseinrichtungen gezählt.

Ziel einer jeden Einrichtung muss es sein, den Kindern so früh wie möglich die Bedeutung des Brandschutzes näherzubringen. Hierbei empfiehlt sich beispielsweise das spielerische Näherbringen der Bedeutung der Kennzeichnungen.

Denkbar wäre, diese im Rahmen eines Stuhlkreises zu erklären. So lernen die Kinder, welches Schild welche Bedeutung hat und was sie im Brandfall tun müssen. Natürlich ist dies nur bei Kindern ab dem dritten Lebensjahr möglich. Aber sobald ältere Kinder die Schilder verstanden haben, geben sie dies in aller Regel auch an die jüngeren Kinder weiter.

Brandschutz in Kindertageseinrichtungen – die sechs wichtigsten Punkte

Für die Gewährleistung der Sicherheit der Kinder gilt es, die folgenden Punkte zu berücksichtigen:

  • Schilder und Kennzeichnungen sind auf Augenhöhe der Kinder anzubringen.
  • Zusätzliche Kennzeichnungen der Fluchtwege auf dem Boden sind empfehlenswert.
  • Jeder Gruppenraum sollte über eine Tür zum Außengelände verfügen.
  • Besondere Beachtung gilt der Küche in einer Kindertageseinrichtung. Diese sollte geschlossen und für die Kinder allein nicht zugänglich sein.
  • Feuerzeuge und Streichhölzer dürfen nicht offen herumliegen.
  • Schlafräume sollten sich im Erdgeschoss befinden und Fenster aufweisen, die weit zu öffnen sind.

Besondere Sicherheit muss auch im oberen Geschoss einer Kindertageseinrichtung gewährleistet sein. Hier sollten sich Fluchtrutschen befinden, die direkt ins Freie führen. So kann das Gebäude am schnellsten evakuiert werden. Im Hinblick auf den Sammelpunkt für den Brandfall sollte ein Ort auf dem Außengelände gewählt werden, der den Kindern vertraut ist. Hier wäre beispielsweise der Sandkasten oder die Rutsche eine denkbare Anlaufstelle.

Bauliche Besonderheiten in Kindertageseinrichtungen

Kindereinrichtungen müssen den baulichen und brandschutztechnischen Erfordernissen entsprechen. Es müsste für alle Beteiligten selbstverständlich sein, dass die Forderungen des baulichen Brandschutzes in Bezug auf notwendige Treppen und Flure sowie Ausgänge dem Kindesalter entsprechend umgesetzt werden.

Aber wie sieht die Realität aus? Kindertageseinrichtungen sind untergebracht in Neu- oder Altbauten, teilweise mit mehreren Geschossen. Diese baulichen Anlagen, die oftmals schon seit Jahren nicht mehr geltendem Recht entsprechen, werden weiter genutzt. Egal, ob dies aus Gründen ungenügender Investitionsmittel oder auch aus fehlender kommunaler und politischer Verantwortung sowie mangelndem Weitblick resultiert. Das heißt, diese baulichen Anlagen können somit nicht an die entsprechenden Vorschriften angepasst werden.

Zündquellen und brennbares Material

Zündquellen und brennbares Material finden sich mehr als genug:

  • Kochherde
  • Kühlschränke
  • Kaffeemaschinen und Wasserkocher
  • Lampen aller Art und Kerzen
  • Bekleidungsgegenstände
  • Spielzeug
  • brennbare Unterlagen
  • Zeichen-, Bastel- und Buntpapier
  • Klebstoffe
  • Dekorationsmaterial
  • und vieles mehr

Flure und Rettungswege

Eine Vielzahl des hier beispielhaft Genannten finden Sie auf Fluren und Rettungswegen. Aber gehört es dahin?
Sicher ist jede Mutter, jeder Vater, sind Oma und Opa stolz, wenn etwas vom Kleinsten der Familie für alle sichtbar aushängt oder ausgestellt wird. Aber im ersten Rettungsweg? Ist der nicht brandlastfrei auszuführen?

Bei Nachfragen in Kindertageseinrichtungen zu diesem Thema sind sich oftmals die Verantwortlichen der Gefahr nicht bewusst, zum Teil auch aus Unwissenheit. Dazu mehr in Abschnitt „Organisatorische Besonderheiten“.

Lagerräume

Ein weiteres Problem stellen immer wieder Technik- und Hausanschlussräume dar, die gern als Lagerräume genutzt werden, obwohl vieles darin auch witterungsgeschützt im Außenbereich lagern könnte.

Bastelmaterialien aller Art finden sich sehr oft in einer Vielzahl von Räumen. Dabei werden die hohe Brandlast und die Gefahr der Brandausbreitung oftmals unterschätzt. Diese Materialien sollten in geeigneten Räumen und vor neugierigen Kinderaugen und unbefugtem Zugang geschützt gelagert werden.

Oft werden auch vorhandene Keller- und Dachgeschosse als Lager, aber auch zu Sport und Spiel genutzt. Die sich hieraus ergebenden brandschutztechnischen Erfordernisse werden teilweise ignoriert oder vernachlässigt. Gelagert wird alles dort, wo Platz ist, und wirklich alles. Dabei wird oftmals vergessen, dass an bestimmte Lager, bestimmtes Lagergut und auch an verschiedene Verarbeitungsprozesse besondere Anforderungen gestellt werden.

Weiterhin ergeben sich z.B. auch Widersprüche zwischen dem Schutz der Kellerfenster vor Einbrüchen mittels Gitter und der Notwendigkeit, das Fenster als zweiten Rettungsweg nutzen zu können. Sicher gibt es hier technische Lösungen. Aber sind diese bekannt bzw. wird das notwendige Geld dafür bereitgestellt?

Organisatorische Besonderheiten

Der Alltag in einer Kindertageseinrichtung ist geprägt von der Verantwortung der Betreuer gegenüber den Kindern. Dies ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe für alle Beteiligten. Kinder verhalten sich in bestimmten Situationen anders als Erwachsene. Sie erkennen oftmals die Gefahr, in der sie sich befinden, gar nicht oder zu spät. Sie sind sich sehr häufig dessen, was sie unternehmen oder unterlassen, nicht bewusst und können die Tragweite ihres Handelns oft nicht abschätzen.

Einige Beispiele sollen an dieser Stelle das Vorgenannte unterstreichen. Ist es möglich, dass ein Kind …

  • den Elektroherd anschaltet, auf dem sich brennbare Gegenstände befinden?
  • mit einem mitgebrachten Feuerzeug Bekleidungsgegenstände, Dekorations- oder Bastelmaterial bzw. Spielzeug entzündet?
  • beim Spiel unbewusst brennende Kerzen umstößt und dem Betreuer nicht mitteilt, dass das Adventsgesteck brennt?
  • vor einem Feuerwehrmann wegläuft, weil es Angst vor ihm hat?
  • im Brandfall nicht den Anweisungen der Betreuer folgt?

Wenn diese und andere Fragen zu beantworten sind, dann steht hier die organisatorische Seite des Brandschutzes im Mittelpunkt. Das heißt: Wie organisiere ich etwas im Vorfeld, wie trainiere ich etwas vorher, um dann im Ernstfall davon zu profitieren?

Unterweisung ist wichtig

Es beginnt damit, wie der Träger der Kindertageseinrichtung seine Mitarbeiter auf diese Ereignisse vorbereitet und schult. Denn ich kann anderen nur vermitteln, auch spielerisch, was ich selbst weiß und verstanden habe. Hier geht es los bei der Erstellung von Alarmplänen über die praktische Ausbildung an Handfeuerlöschern und endet mit dem Verständnis für brandlastfreie und nicht verstellte Flucht- und Rettungswege.

Kontakt zur örtlichen Feuerwehr

Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Kontakt zur örtlichen Feuerwehr. Egal, ob die Kinder die Feuerwehrmänner in der Feuerwache besuchen oder die Feuerwehr mit einem „roten“ Auto zur Kindereinrichtung kommt: Wichtig ist die positive Erkenntnis und Erfahrung für die Kinder gegenüber den Feuerwehrmännern.

Räumungsübungen

Zum organisatorischen Brandschutz gehört auch, spielerisch zu lernen, wie ein Gebäude im Brandfall zu verlassen ist, damit die Kinder im Ernstfall das Gebäude geordnet und ruhig verlassen.

Anregungen für den brandlastfreien Rettungsweg:

  • Farben und plastische Gestaltung an den Wänden ersetzen Papierbilder und Dekoration.
  • Grünpflanzen werden harmonisch in die Bilder integriert.
  • Fuß- und Tierabdrücke begegnen sich auf Fluren und Treppen und enden im Freien.
  • Ersatz von brennbaren Stoffen gegen nicht brennbare.
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Autor*innen: Georg Spangardt, WEKA Redaktion