23.11.2016

Was wird heute unter Lebensqualität verstanden?

Als Personalrat werden Sie sich nicht nur gesellschaftlich, sondern auch mit Blick auf Ihre Dienststelle dafür interessieren, was in Deutschland heutzutage unter Lebensqualität verstanden wird. Denn Umfragen ergeben, dass der Faktor Arbeit wesentlich unseren Alltag bestimmt. Die Bundesregierung hat vor kurzem einen Bericht über Lebensqualität veröffentlicht, in dem sie die Ergebnisse aus ihrem Bürgerdialog zusammengetragen hat.

Lebensqualität

Gute Arbeit und gerechter Lohn sind für viele Menschen Grundlage eines guten Lebens. Im Bürgerdialog der Bundesregierung bildete das Arbeitsleben daher einen Schwerpunkt. Häufig diskutiert: Beschäftigungssicherheit, gute Bezahlung, Arbeitszeiten, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Zufriedenheit mit der eigenen Arbeit.

Der Bericht der Bundesregierung liefert anhand von fünf Indikatoren wichtige Erkenntnisse zu allen Aspekten des Arbeitslebens und gibt Hinweise, welche Aufgaben anstehen. Er umfasst zwölf Themenschwerpunkte und 46 Indikatoren. Die Bundesregierung wählte sie auf Grundlage der Erkenntnisse aus ihrem Bürgerdialog aus. Zusätzlich flossen weitere nationale, aber auch internationale Feststellungen ein. So ist es gelungen, Stand und Entwicklung der Lebensqualität in Deutschland zu beschreiben und messbar zu machen.

Arbeitslosigkeit

Viele Bürgerinnen und Bürger nannten den Schutz vor Arbeitslosigkeit als zentrales Thema. Wer arbeitslos werde, müsse sich auf den Sozialstaat verlassen können. Vielfältige Forschungen belegen, dass Arbeitslosigkeit sich sehr negativ auf die Lebensqualität auswirkt. Als Indikator liefert die Arbeitslosenquote die wichtigsten Hinweise für die Arbeit der Bundesregierung. 2015 suchten im Jahresdurchschnitt noch 2,8 Millionen Menschen Arbeit.

Nach wie vor bestehen zwischen ost- und westdeutschen Bundesländern Unterschiede bei der Zahl der Arbeitslosen. Entscheidender sind mittlerweile jedoch Unterschiede zwischen einzelnen Regionen. So liegt etwa die Arbeitslosenquote zwischen 1,3 Prozent im Landkreis Eichstätt (Bayern) und 15,1 Prozent in Bremerhaven.

Chancengleichheit im Arbeitsalltag

Als wichtiges Thema nannten die Bürger in den Diskussionen auch die Chancengleichheit. Seit der Wiedervereinigung ist die Erwerbstätigenquote von 70,4 auf 77,5 Prozent gestiegen. Diese Entwicklung ist vor allem auf die gestiegene Erwerbstätigkeit von Frauen zurückzuführen: 73 Prozent aller Frauen arbeiten – 14 Prozent mehr als vor 25 Jahren. Auch Menschen mit Migrationshintergrund profitierten von der Arbeitsmarktentwicklung: 70 Prozent von ihnen sind beschäftigt, zehn Prozent mehr als 2005.

Gute Entlohnung für gute Arbeit

Gute Bezahlung ist für Menschen von besonderer Bedeutung: Bürgerinnen und Bürger betonten, angemessene Entlohnung sei für gute Lebensqualität wesentlich. Die durchschnittliche Lohnentwicklung ist in den vergangenen 25 Jahren hinter dem Wirtschaftswachstum zurückgeblieben. Seit 2009 kam es aber zu einem spürbaren Anstieg der realen Nettolöhne und -gehälter. Die Einführung des Mindestlohns befürworteten die Teilnehmer des Bürgerdialogs mehrheitlich. Die Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen wurde dagegen nur vereinzelt laut. Sorge bereitet den Bürgerinnen und Bürgern die Zunahme von unterschiedlichen Formen atypischer Beschäftigung wie etwa der befristeten oder geringfügigen Beschäftigung.

Im Großen und Ganzen aber sind die Deutschen mit ihrer Arbeit zufrieden: Der Indikator „Zufriedenheit mit der eigenen Arbeit“ bleibt seit der Wiedervereinigung konstant: Sieben von zehn Menschen sind mit ihrer Arbeitssituation zufrieden.

Interaktiver Bericht zur Lebensqualität

Auf der Plattform www.gut-leben-in-deutschland.de hat die Bundesregierung den Bericht zur

Lebensqualität in Deutschland interaktiv aufbereitet. Hier finden sich alle Daten und Fakten,

Statistiken und Diagramme sowie weiterführende Informationen.

Autor*in: Werner Plaggemeier (langjähriger Herausgeber der Onlinedatenbank „Personalratspraxis“)