15.10.2018

Verunsicherung bei der Generation Mitte

Nach einer Allensbach-Umfrage besteht eine tiefe Zerrissenheit in der Bevölkerung. Das offenbart eine Umfrage bei der Generation Mitte (30- bis 59-Jährige). Zwar geht es ihr wirtschaftlich derzeit überwiegend gut. Sie ist aber verunsichert wegen des abnehmenden Zusammenhalts und der gesunkenen politischen Stabilität.

Generation Mitte

Die Leistungsträger der Gesellschaft

Es besteht kein Zweifel, dass die 30- bis 59-Jährigen in Deutschland die Leistungsträger der Gesellschaft sind. Sie erzielen mehr als 80 Prozent des zu versteuernden Einkommens. Sie werden als Generation Mitte bezeichnet, der es derzeit wirtschaftlich überwiegend gut geht.

Nur rund jeder Zehnte hat Angst davor, seinen Job zu verlieren. Auch beim Blick in die finanzielle Zukunft herrscht kein Pessimismus. Sie profitieren vom lang anhaltenden Aufschwung. Aber über die politische Entwicklung ist die Generation Mitte besorgt.

Die Stimmung ist gedrückt

Eine repräsentative Umfrage des Allensbach-Instituts unter 1.050 ausgewählten Frauen und Männern offenbart eine tiefe Zerrissenheit in der Bevölkerung. Auf der einen Seite bestätigen 42 Prozent der Befragten, dass es ihnen wirtschaftlich besser geht als vor fünf Jahren. Eine Verschlechterung sehen nur 18 Prozent. Nur 12 Prozent machen sich Sorgen, den Job verlieren zu können. Trotzdem ist die Stimmung gedrückt, denn die innenpolitischen Entwicklungen und der abnehmende Zusammenhalt in der Gesellschaft gehen an den Menschen nicht spurlos vorüber.

Vertrauensverlust in der Politik Deutschlands

Dramatisch eingebrochen ist das Vertrauen in die politische Stabilität Deutschlands. Innerhalb von drei Jahren sank der Wert von 49 Prozent auf jetzt 27 Prozent.

Düsterer Blick auf die Gesellschaft

Die Studie wurde im Auftrag des Versicherungsverbands GDV durchgeführt und im September 2018 vorgestellt. Dabei wies die Leiterin des Allensbach-Instituts auf die Auffassung hin, dass es immer mehr Materialismus gebe, mehr Vorbehalte gegenüber Ausländern, eine zunehmende Rücksichtslosigkeit, weniger Hilfsbereitschaft, weniger Zusammenhalt in der Gesellschaft und weniger Bereitschaft, Regeln zu akzeptieren. Es werde ein Rückzug ins Private festgestellt. Aber zur Selbstkritik seien die 30- bis 59-Jährigen nicht bereit. Man sehe sich eher als Opfer von Entwicklungen, bei denen man glaube, dass man sie nur in einem überschaubaren Bereich entwickeln könne.

Aufschlussreich ist auch nachstehende Bilanz über verschiedene Themen, zu denen die Generation Mitte befragt worden ist:

Bilanz der Generation Mitte, eine Umfrage bei 30- bis 59-Jährigen

Wer hat es besser bei nachstehenden Themen, Generation Mitte deren Eltern
Reisen, in den Urlaub fahren können 64 12
Sich im Alltag immer mal wieder etwas leisten können 61 11
Finanzielle Möglichkeiten 57 21
Neue Leute kennenlernen 50 7
Leben können, wie man mag 50 9
Beruflich aufsteigen; Karriere machen 42 20
Einen passenden Beruf finden 39 21
Den Kindern gute Chancen im Leben ermöglichen 37 22
Sich gesund ernähren, gesund leben 36 23
Familie und Beruf miteinander vereinbaren können 36 33
Geld beiseitelegen können, sparen können 28 29
Wohneigentum erwerben können 27 41
Wie viel Flexibilität von einem persönlich erwartet wird 21 45
Planungssicherheit haben 16 45
Kinder erziehen 16 39
Möglichst wenig Stress und Hektik haben 13 61
Dauerhaft an einem Ort wohnen können, nicht umziehen müssen 10 41
Autor*in: Werner Plaggemeier (langjähriger Herausgeber der Onlinedatenbank „Personalratspraxis“)