Mehr Erreichbarkeit bei flexibler Arbeitszeit
Die Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeber und der Vorsitzende der sog. Wirtschaftsweisen meldeten sich just zum Zeitpunkt der politischen Sondierungsgespräche der Bundestagsfraktionen zu Wort und forderten das Ende des starren 8-Stunden-Tags. Als ob es ihn infolge der umfassenden Gleitzeitregelungen noch im großen Maße gäbe – wenn man von den Schichtarbeiten einmal absieht. Dabei ist der Vorstoß gegen die bestehende arbeitszeitgesetzliche Ruhezeit von 11 Stunden längst erkennbar. Hierbei geht es aber in den Bereich Arbeitszeitregelungen als Gesundheitsschutz. Letzteres wird Personalräte stark interessieren.
Arbeitsschutz muss den flexiblen Arbeitszeiten angepasst werden
Flexibele Arbeitszeiten seien wichtig für die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmer, betonte der Vorsitzende des Beratergremiums der Bundesregierung gegenüber der Zeitung „Welt am Sonntag“ am 12.11.2017. Die Vorstellung, morgens im Büro mit der Arbeit zu beginnen und sie mit Verlassen der Firma zu beenden, sei veraltet. Der Arbeitsschutz sei in Teilen nicht mehr für die digitalisierte Welt geeignet. „So brauchen Unternehmen beispielsweise Sicherheit, dass sie nicht gesetzwidrig handeln, wenn ein Angestellter abends noch an einer Telefonkonferenz teilnimmt und dann morgens beim Frühstück seine Mails liest“, erklärte der Vorsitzende Schmidt. Dies würde nicht nur den Firmen helfen, sondern auch den Mitarbeitern, die mit der digitalen Technik flexibler arbeiten könnten.
Schmidt betonte, dass eine Flexibilisierung aber nicht eine heimliche Ausweitung der Arbeitszeiten bedeuten dürfe. Die Arbeitgeber haben wiederholt gefordert, die tägliche Arbeitszeit nicht länger auf 8 Stunden zu begrenzen, sondern stattdessen nur noch die bestehende maximale Wochenarbeitszeit von 48 Stunden gelten zu lassen. Auch die Ruhezeit zwischen zwei Arbeitstagen solle von 11 auf 9 Stunden verkürzt werden. Der DGB sieht in dem Vorstoß einen Angriff auf den Arbeitsschutz.
Mehrheit der Deutschen bevorzugt eine feste Arbeitszeitregelung
Mitte November 2017 veröffentlichte SPIEGEL ONLINE eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey, wonach eine Mehrheit der Deutschen eine feste Arbeitszeitregelung bevorzugt. Das kann als Antwort auf die Forderung der Arbeitgeberverbände nach einem Wegfall der starren Arbeitszeit gewertet werden. 67,8 % der mehr als 5.000 Befragten gaben demnach an, selbst lieber an festen Arbeitszeiten festzuhalten. Die Unterschiede zwischen den Beschäftigungsgruppen sind groß. Während sich bei Studenten mit 53,1 % nur etwas mehr als die Hälfte fest geregelte Arbeitszeiten wünschen, sind es bei den Selbstständigen mit 60,9 % bereits deutlich mehr, gefolgt von abhängig Beschäftigten (70,1 %), Rentnern (70,3 %) und Arbeitslosen (74,4 %).
Weniger große Unterschiede gab es in den verschiedenen Altersklassen. Auch unter den Geschlechtern fiel das Bild fast gleich aus: Nur eine Minderheit will die Arbeitszeit flexibel gestalten. Bei den Frauen waren es 23,1 %, während 25,6 % der Männer dazu bereit waren.
Der 8-Stunden-Tag ist nicht mehr zeitgemäß
Was Menschen für sich ausschließen, sollte der Umfrage zufolge aber trotzdem möglich sein: Mit 45,9 % hält fast die Hälfte der Befragten den 8-Stunden-Tag für nicht mehr oder eher nicht mehr zeitgemäß. Eine knappe Mehrheit von 47,6 % findet ihn aber noch komplett oder zumindest eher in Ordnung. Tatsächlich ist bei dem bestehenden System bereits viel Flexibilität möglich.