Massiv drohender Personalnotstand
Der Präsident des Bundesverwaltungsamts befürchtet den baldigen Personalnotstand im öffentlichen Dienst. So erklärte er sich gegenüber den Medien vor wenigen Wochen. Wie will man dagegen etwas tun? Vorstellungen gibt es einige. Aber die heutigen Beschäftigungsangebote sind hinsichtlich ihrer Bedingungen weitaus schlechter als vor Jahrzehnten.
Nachbesetzung problematisch
Schon mehrfach haben wir in letzter Zeit über künftigen Fachkräftemangel in der öffentlichen Verwaltung berichtet. Nun fürchtet der Präsident des Bundesverwaltungsamts, dass nicht alle infolge der bevorstehenden vielen Pensionierungen frei werdenden Stellen nachbesetzt werden können. Vermutlich würden deshalb künftig bestimmte Dienstleistungen nicht mehr angeboten, andere hätten nicht mehr die gewohnte Qualität. Es gebe zwar den politischen Willen, auf das demografische Problem zu reagieren, aber es fehle die administrative Umsetzung, bemängelte der BVA-Präsident. So würden beim Bund nur 500 Stellen vorgehalten, um demografische Effekte auszugleichen. Angesichts der Gesamtzahl von 500.000 Beschäftigten in der Bundesverwaltung sei das viel zu wenig.
Jährlicher Verlust von mindestens 50 Milliarden Euro
Es ist bekannt, dass in der Steuerverwaltung der Personalstand schon jetzt bedenklich niedrig ist. Dem Staatshaushalt sollen angeblich jährlich mindestens 50 Milliarden Euro Einnahmen verlorengehen, weil Steuerhinterziehung und Steuerflucht nicht effektiv geahndet werden können.
Öffentlicher Dienst als attraktiver Arbeitgeber
Altersanalysen sind zwar ein geeignetes Instrument, die Lage besser einzuschätzen. Doch davon ist noch keine einzige Stelle nachbesetzt. Auch die Digitalisierung wird beim Personalbedarf und der Mitarbeiterauswahl eine Rolle spielen. Aber der Mangel lässt sich dadurch nur teilweise beheben. Im Januar wiesen wir auf das Institut für Verwaltungsberatung hin, das eine Studie zu diesem Thema erstellt hat. Die Studie kann über das Internet beschafft werden. Neuerdings besteht bei Bund, Ländern und Kommunen als Teil einer Demografiestrategie ein gemeinsames Konzept, mit dem erstmals der gesamte Öffentliche Dienst für sich als attraktiver Arbeitgeber wirbt.
Unbesetzte Stellen in den Kommunen
Ein Auszug aus einer Meldung der am 8.3.2017 erschienenen Westfalenpost erhellt den Sachhintergrund: Der Fachkräftemangel ist an der Rheinschiene längst spürbar. Im Ruhrgebiet mit seiner hohen Arbeitslosigkeit kommt das Thema bei vielen eher zynisch rüber. Hier wie dort fehlt aber längst ausgebildetes Personal – in Schulen, Kitas, Gerichten und Krankenhäusern. Bis 2030, so das Ergebnis einer PwC-Studie, wird sich der öffentliche Dienst zum Arbeitgeber mit dem größten Fachkräftemangel entwickeln, wenn er nicht gegensteuert. Die Wirtschaftsprüfer haben die zu erwartenden Engpässe in den Berufsgruppen untersucht, die den öffentlichen Dienst ausmachen: Lehrer, Verwaltungsfachkräfte, Sozialwissenschaftler, Juristen, Gesundheitsberufe und andere. Ergebnis: 2030 bleiben 816.000 Stellen in öffentlichen Einrichtungen unbesetzt, und zwar vor allem in den Kommunen. Allein 194.000 Lehrer werden fehlen.
Funktionsfähigkeit des Staates in ernster Gefahr
In der in Bielefeld erscheinenden Neuen Westfälischen war am 28.4.2017 zu lesen: Angesichts der immer größeren Personalnot in weiten Teilen des öffentlichen Dienstes schlagen die großen Gewerkschaften in Nordrhein-Westfalen Alarm: In Schulen, Finanzämtern und Ermittlungsbehörden seien inzwischen mehr als 6.000 Stellen nicht besetzt. Wenn sich Bezahlung, Karrierechancen und Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht deutlich verbesserten, sei die Funktionsfähigkeit des Staates in ernster Gefahr.