Krankenstand: Rücken und Psyche leiden
Im ersten Halbjahr betrug der Krankenstand der Arbeitnehmer in Deutschland 4,4 Prozent. Das ist das Ergebnis einer DAK-Analyse mit Basisdaten von 2,6 Millionen Beschäftigten. So hoch lag der Krankenstand zuletzt in den 1990er-Jahren. Hintergrund des Trends sind vor allem mehr Fehltage wegen psychischer Leiden und Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen. Bei diesen Diagnosen stieg die Zahl der Fehltage um je 13 Prozent.
Die Krankschreibungen in Deutschland haben im ersten Halbjahr 2016 eine Rekordmarke erreicht. In diesem Zeitraum betrug der Krankenstand 4,4 Prozent, wie die gesetzliche Krankenkasse DAK-Gesundheit berichtete. Er lag damit um 0,3 Prozentpunkte höher als im ersten Halbjahr 2015. Mehr als jeder dritte Berufstätige (37 Prozent) wurde demnach mindestens einmal krankgeschrieben. Im Schnitt dauerte eine Erkrankung 12,3 Tage, im Vorjahreszeitraum waren es 11,7 Tage, so das Ergebnis der aktuellen Analyse der DAK-Gesundheit.
Im Westen niedrigerer Krankenstand
Berufstätige in den östlichen Bundesländern waren den Angaben zufolge mit einem Krankenstand von 5,5 Prozent häufiger und länger krankgeschrieben als im Vorjahreszeitraum (5 Prozent). Im Westen sei der Krankenstand mit 4,2 Prozent deutlich niedriger gewesen. Das wirke sich auf die Anzahl der Fehltage aus: Im Osten seien 32 Prozent mehr Ausfalltage dokumentiert worden als im Westen. Auf 100 Versicherte kamen demnach im Osten 1.000 Fehltage, im Westen 758 Fehltage.
Insgesamt ließen sich mehr als die Hälfte aller Fehltage auf drei Krankheitsarten zurückführen, so die DAK. An erster Stelle stünden Rückenleiden und andere Muskel-Skelett-Erkrankungen. Jeder fünfte Fehltag wurde damit begründet (22 Prozent). Männer seien etwas häufiger betroffen als Frauen.
Danach folgen Krankheiten des Atmungssystems mit 17 Prozent Anteil am Gesamtkrankenstand. Nach einer starken Erkältungswelle zu Beginn des vergangenen Jahres hatten Husten, Schnupfen und Heiserkeit im ersten Halbjahr 2015 noch einen Anteil von 20,4 Prozent am Krankenstand. 2016 sank denn auch die Zahl der Ausfalltage entsprechend um 9 Prozent.
Anteil der psychischen Erkrankungen
Der Anteil der psychischen Erkrankungen am Krankenstand erhöhte sich auf 16 Prozent. Im Vergleichszeitraum 2015 waren es 15 Prozent. Frauen fehlten mit Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen fast doppelt so häufig wie Männer. Die Betroffenen fielen besonders lange aus: im Schnitt 35 Tage. Die durchschnittliche Erkrankungsdauer von psychischen Erkrankungen übertraf somit sogar die von Krebserkrankungen mit durchschnittlich 32 Tagen.
Derzeit scheint beim Thema „Krankenstand“ das Presseinteresse angekommen zu sein. So war am 12.08.2016 in der Thüringer Allgemeinen zu lesen, dass thüringische Landesbedienstete nach Daten einer Krankenkasse immer häufiger krankheitsbedingt ausfielen. Im vergangenen Jahr hätten Angestellte und Beamte des Freistaats im Durchschnitt mehr als 18 Arbeitstage gefehlt, wie aus dem aktuellen Gesundheitsreport der Barmer GEK für die Landesbediensteten hervorgeht. In den zwei Jahren zuvor seien es demnach noch etwa 17 Arbeitstage gewesen, 2012 seien rund 16 Fehltage registriert worden. Es muss allerdings die Frage erlaubt sein, woher diese Krankenkasse die Daten für die Beamten bekommen hat. Beamte sind nur zu einem kleinen Teil in einer Krankenkasse, sondern wegen des Beihilferechts zum größten Teil privat versichert.