09.10.2023

Forderungen für Ärztinnen und Ärzte an Unikliniken

Ärzte und Ärztinnen sind nicht erst seit der Pandemie stark gefordert. Das gilt insbesondere für Beschäftigte an Universitätskliniken. Daher fordert der Marburger Bund, der Verband der angestellten und beamteten Ärztinnen und Ärzte Deutschlands, in den gegenwärtigen Verhandlungen mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) für die Ärztinnen und Ärzte in Universitätskliniken 12,5 Prozent mehr Gehalt und eine grundsätzliche Neugestaltung der Schicht- und Wechselschichtarbeit.

erschöpfte Ärztin

Schichtdienst und Gehaltserhöhung im Fokus der Verhandlungen

In ihrer Sitzung am 22. Juni 2023 hatte die Große Tarifkommission des Marburger Bundes umfangreiche Kündigungen der tarifvertraglichen Regelungen zum Schichtdienst beschlossen. Zudem steht auf der Agenda der Tarifverhandlungen im Oktober 2023 die Erwartung einer angemessenen linearen Erhöhung, die den inzwischen großen Abstand zu anderen arztspezifischen Tarifverträgen überbrücken soll. Ziel der Tarifgremien des Verbands ist es, die Regelungen zum Schichtdienst deutlich zu vereinfachen, manipulationsfreier zu gestalten und die Vergütungsunterschiede zu anderen Dienstformen zu nivellieren.

Dreifachbelastung des ärztlichen Personals

Der Zweite Vorsitzender des Marburger Bundes, Dr. Andreas Botzlar, erklärte bei der Vorlage der Forderungen am 21. September 2023 zur Ausgangssituation, dass die Ärztinnen und Ärzte an den Universitätskliniken eine Dreifachbelastung zu schultern hätten: Sie behandelten schwerkranke Patienten im Rahmen hochspezialisierter Medizin, sie betrieben Forschung in ihren jeweiligen Fachgebieten und sie bildeten in der universitären Lehre angehende Kolleginnen und Kollegen aus. Hinzu komme unter den derzeitigen Rahmenbedingungen eine stetige Verdichtung der ärztlichen Arbeit. Botzlar befürchtet erhebliche Engpässe in der universitätsmedizinischen Versorgung und den Wegfall ärztlicher Weiterbildung in den Unikliniken, wenn der ärztliche Beruf hier nicht auch in finanzieller Hinsicht an Attraktivität gewinnen sollte. Auch die Aufwertung der Arbeit zu ungünstigen Zeiten wird ein weiterer Schwerpunkt des Marburger Bundes in den Verhandlungen sein. Denn zur zunehmenden Verdichtung der Arbeit kommt die Tatsache, dass immer mehr reguläre Klinikarbeit in die Randzeiten des Tages und auf die Wochenenden verlegt wird. Botzlar fordert daher höhere Zuschläge auf Dienste an den Abenden und am Wochenende.

Anhebung der Zuschläge für Nacht- und Wochenendarbeit

Tarifliche Zuschläge hält der Marburger Bund für ärztliche Arbeit nicht mehr zeitgemäß. Eine Lösung sieht er in der Anhebung der Zuschläge für Arbeit in der Nacht, an Wochenenden und Feiertagen sowie für Überstunden. Mit der Einführung neuer Zuschläge für Arbeit in Randzeiten solle erreicht werden, dass gerade Arbeit zu jenen Stunden, die Ärztinnen und Ärzten die soziale Teilhabe erheblich erschwert, zumindest besser bezahlt werde, wie Botzlar erklärt. Auch die gegenwärtige Inflation mache die angestrebte lineare Erhöhung der Gehälter um 12,5 Prozent notwendig. Es müsse auch darum gehen, den Gehaltsabstand aufzuholen, den Universitätskliniken mittlerweile nach unten zu anderen Krankenhäusern eingenommen haben.

Finanzielle Aufwertung

Der Marburger Bund will erreichen, dass die Arbeit an den Universitätskliniken auch für erfahrene Ärztinnen und Ärzte künftig attraktiv bleibt und finanzielle Perspektiven bietet. Ärztinnen und Ärzte erbringen an den Unikliniken täglich rund um die Uhr im Schicht- oder Bereitschaftsdienst große Leistungen und hochspezialisierte Medizin brauche attraktive Arbeitsbedingungen. Wettbewerbsfähige Gehälter seien ein Teil davon, so Botzlar.

Neugestaltung des Schichtdiensts

Auch der Schichtdienst an sich steht auf der Agenda der Tarifverhandlungen, hier wird eine komplette Neuorganisation angedacht. Der Ärzteverband wünscht ein aufkommensabhängiges und individuell gerechtes Zuschlagsystem, das auf die Belastungen der Schichtarbeit mehr als nur symbolisch Rücksicht nimmt. Bei der Neuregelung zur Schicht- und Wechselschichtarbeit gehe es insbesondere darum, auch diese Dienstformen auf ein verträgliches Maß zu beschränken. Klinikleitungen hätten die Aufgabe, Dienste frühzeitig und rechtskonform zu planen.

Autor*in: Andrea Brill (Andrea Brill ist Pressereferentin und Fachjournalistin.)