20.04.2018

Bestechung: Beamter warnte jahrelang Drogenhändler gegen Bares

Gegen einen Berliner Polizisten besteht ein Korruptionsverdacht: Nach Meldungen vieler Zeitungen soll ein Beamter mehrere Drogenhändler jahrelang vor Ermittlungen gewarnt und dafür Tausende Euro Schmiergeld kassiert haben. Polizisten verhafteten den 39-Jährigen Kollegen. Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin teilte mit, dass der Beamte der gewerbsmäßigen Bestechlichkeit, der Verletzung von Dienstgeheimnissen in mindestens acht Fällen und der Beteiligung am Drogenhandel dringend verdächtigt wird.

Bestechung

Polizist warnte vor Kontrollen

Der deutsche Polizist soll regelmäßig Geldbeträge bis zu 3.000 Euro für Hinweise auf mögliche Kontrollen durch Polizei-, Zoll- und, Steuerbehörden sowie Bezirksamt erhalten haben. Den „Deal“ schlossen die Beteiligten laut Staatsanwaltschaft im Frühjahr 2016.

Razzia liefert Beweise

Im Zuge einer groß angelegten Razzia durchsuchten etwa 50 Beamte 14 Räumlichkeiten, darunter den Arbeitsplatz des fraglichen Polizisten in einer Dienststelle. Sie verhafteten neben ihrem Kollegen zwei weitere Beschuldigte und stellten Beweismaterial wie Mobiltelefone und Bargeld sicher, zudem nicht näher bezeichnete Vermögenswerte von mehr als 55.000 Euro. Insgesamt haben die Ermittler fünf teils türkischstämmige Verdächtige im Visier, neben dem Polizeibeamten vier Gaststättenbetreiber aus Berlin-Wedding im Alter zwischen 44 und 51 Jahren.

Privater Pokerclub wird zum Zwischenlager für Drogen

Außerdem soll der Polizist den anderen Verdächtigen als Gegenleistung für regelmäßige Zahlungen den Lagerraum eines – so die Staatsanwaltschaft – von ihm geleiteten privaten Pokerclubs in Berlin-Pankow zur Verfügung gestellt haben. Der Raum diente den Ermittlern zufolge der Zwischenlagerung von Drogen. Gegen die mutmaßlich kriminellen Gaststättenbetreiber wird wegen gewerbsmäßiger Bestechung, Anstiftung zum Geheimnisverrat und Drogenhandels ermittelt.

Nicht oft, aber immer wieder: Korrupte Polizisten

In der in Berlin erscheinenden taz war am 16.3.2018 zu lesen, dass zwar nicht oft, aber immer wieder korrupte Polizisten entdeckt würden. Meist seien es Dealer, Hehler und Rotlichtmänner, die von Polizisten gewarnt würden. Dabei geht es oft um bevorstehende Razzien, seltener wurden auch interne Dokumente an Verdächtige weitergegeben. Nicht immer ist klar, was genau die Polizisten mit den Verdächtigen besprochen haben.

Im September 2017 wurde bei einer Kontrolle ein 27 Jahre alter Polizeischüler zusammen mit bandenmäßig organisierten Kriminellen entdeckt. Es soll sich um eine rockerähnliche Truppe tschetschenischer und arabischer Männer gehandelt haben, deren Wortführer dem RBB zufolge ein aktenkundiger Angehöriger eines Clans aus dem Libanon gewesen sei.

Im März 2017 wurden drei Polizisten aus Steglitz unter dem Verdacht der Korruption festgenommen. Die Beamten sollen Interna an fünf libanesische Heroindealer verraten haben. Zudem sollen sie die Dealer vor Razzien gewarnt haben. Im Gegenzug hätten sie jede Woche 800 Euro erhalten. Unklar ist, ob die Beamten inzwischen verurteilt wurden.

Autor*in: Werner Plaggemeier (langjähriger Herausgeber der Onlinedatenbank „Personalratspraxis“)